09.02.2023 | Deutscher Bundestag / 20. WP / Sitzung 85 / Tagesordnungspunkt 8

Mathias SteinSPD - Änderung schiffahrtsrechtlicher Vorschriften

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Moin, Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Bürgerinnen und Bürger! Herr Ploß, ich weiß, in Schleswig-Holstein hat mal ein Unionskandidat bei einer Wahl gewonnen, der gesagt hatte: „Anpacken statt rumschnacken“. Ich habe den Eindruck gewonnen, dass Sie hier nur rumschnacken, wenn Sie sagen, dass Infrastrukturprojekte überwiegend durch Naturschutzverbände verhindert werden.

(Zuruf von der AfD: Ist ja auch so!)

Und dann haben Sie uns angeboten, das Verbandsklagerecht einzuschränken. Ich kann Ihnen sagen: Anpacken besteht nicht nur in Gesetzesänderungen, sondern Anpacken besteht aus harter Arbeit, indem wir Knüppel um Knüppel beseitigen, um beim Planen und beim Bauen schneller zu werden. Und da sind Gesetze nur das eine, viele weitere Bereiche aber das andere. Genau das gehen wir an an dieser Stelle.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und des Abg. Bernd Reuther [FDP])

Damit komme ich zum Thema. Die Schifffahrt verbindet die Welt, ist Treiber für internationalen Handel und die wirtschaftliche Entwicklung unseres Landes. Sie entscheidet über Absatzmärkte, über unsere Versorgung und auch über Arbeitsplätze. Ich werfe mal einen Blick auf Kiel in meinem Wahlkreis – das ist hier sicher erlaubt, auch wenn heute ganz viele Berliner Reden gehalten werden –: In Kiel beläuft sich der Umsatz allein bei der Passagier- und Güterschifffahrt auf 500 Millionen Euro, 4 000 Arbeitsplätze sind davon abhängig. Man sieht, dass es eine enorme Abhängigkeit vom maritimen Standort gibt, und das geht vielen anderen Städten auch so.

Was machen wir jetzt mit dem Zweiten Gesetz zur Änderung von schifffahrtsrechtlichen Vorschriften? Wir erhöhen die Sicherheit auf unseren Schifffahrtsstraßen. Die erste Maßnahme, die wir auf den Weg bringen, ist die Einführung eines Registers für Sportbootführerscheininhaber bei der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt. Das ist im Moment noch verteilt auf viele kleine Vereine. Wir konnten Ordnungswidrigkeiten kaum zuordnen. Wir digitalisieren und machen die Zuordnung einfacher, falls es zu Delikten von Sportbootfahrern kommt. Wir werden das auch digital machen, sodass der Sportbootfahrer seine Ordnungswidrigkeiten auch auf seinem Smartphone sehen kann.

Als Zweites übertragen wir Ermächtigungen zur Befähigungsprüfung an Dritte. Wir nutzen insbesondere die IHK und die Berufsgenossenschaft Verkehr für die Zulassung von Ärzten zur Befähigungsprüfung. Das ist auch ein wichtiger Bereich. Wir stärken damit das Subsidiaritätsprinzip, indem wir entsprechende Institutionen mit einbinden.

Als Drittes nehmen wir beim Verkehrsträger Wasserstraße eine Anpassung vor. Wir kennen das bei Alkoholdelikten im Straßenverkehr, dass dann die Staatsanwaltschaft und auch die Polizei tätig werden können. Bei der Schifffahrt war es bislang immer notwendig, dass der Richter das Ganze anordnen musste, und das war immer etwas mühsam. Das passen wir jetzt mit unserem Koalitionsentwurf an.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Das heißt, wir schaffen als Ampelkoalition mehr Sicherheit auf den Schifffahrtsstraßen. Wir wollen die Bürokratie so stark wie möglich abbauen, und wir wollen digitalisieren. Insofern schreiten wir da voran.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Wir müssen im Bereich Schifffahrt natürlich noch weitere Maßnahmen ins Auge fassen. Wir müssen zusehen, dass wir den Personalmangel im Bereich der Schifffahrt reduzieren.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des Abg. Lukas Benner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

Dazu müssen die Arbeitsbedingungen besser werden. Wir müssen zusehen, dass wir ein vernünftiges Einwanderungsgesetz bekommen. Und wir müssen zusehen, dass Menschen, die eher praktisch veranlagt sind, auch die Chance bekommen, seemännisches Know-how zu erwerben.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Wir haben uns als Ziel gesetzt – das haben wir übernommen von Verkehrsminister Andi Scheuer, der jetzt leider nicht hier ist, – dass wir den Anteil der Güter, die auf der Wasserstraße transportiert werden, im Bereich der Binnenschifffahrt auf 12 Prozent erhöhen wollen. Wir wollen die Transportkapazität erhöhen. Wir wollen natürlich auch schneller planen und bauen, und das nicht allein mit Gesetzen, sondern wir wollen auch die dazugehörige Verwaltung optimieren und fitter gestalten. Da ist Verkehrsminister Wissing gefragt.

Außerdem brauchen wir natürlich auch Geld für die Verbesserung unserer Infrastruktur, und da wird es jetzt bei den Haushaltsverhandlungen, die innerhalb der Ministerien stattfinden, wichtig sein, dass Christian Lindner als Finanzminister der Fortschrittskoalition mehr Geld für die Wasserstraßen bereitstellt.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)

Zum Schluss möchte ich die letzten Sekunden dazu nutzen, all denjenigen, die sich für gute Arbeitsbedingungen in der Schifffahrt einsetzen – die Seemannsmission und die Gewerkschaften –, ganz herzlich für ihre Arbeit zu danken.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7550896
Wahlperiode 20
Sitzung 85
Tagesordnungspunkt Änderung schiffahrtsrechtlicher Vorschriften
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