Johann SaathoffSPD - EU-Charta der Regional- oder Minderheitensprachen
Moin, hochgeachtete Präsidentin! Leev Kolleginnen un Kollegen! Mutt ik seggen: Wat bün ik blied, dat wi vandaag rechtschapen mitnanner up Platt proten köönt – neet blot over Platt, sünnern ok up Platt.
(Stephan Brandner [AfD]: Ist das barrierefrei, was Sie da machen?)
Dat is ut mien Sicht een heel besünne Privileg, dat wi vandaag hebben, un dat hebben wi de europäischen Sprakencharta to verdanken.
Vandaag vör fiev Jahren, nett up d’ Dag genau, hebb ik hier al maal stahn, hebb dormaals – man kann seggen: egentlik up illegale Wies – Platt proot un hebb ’n Andrag van d’ rechte Sied in d’ Parlament, de ut mien Sicht immer noch bedurenswert is, utnannernohmen, waar dat daarum gung, dat bloot noch Düütsch de eenzige Landesspraak wesen sall.
(Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Dr. Götz Frömming [AfD]: Sehr gute Idee!)
Wenn wi over Platt proten, dann proten wi dat, wiel wi ’t 25. Jubiläum van de Europäischen Charta van de Regionaal- un Minderheitenspraken van d’ Europaraad hebben. Wi proten neet blot over Platt. Wi proten ok over Dänisch, Obersorbisch, Niedersorbisch – un ik weet, dat wi op d’ Tribüne ok Lüü hebben van d’ Lausitz, Maja Wallstein hett mi d’rup henwesen; hartlik willkommen bi uns! –, Saterfriesisch un Romanes.
(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der FDP und der LINKEN)
Un wenn ik wiederhen in mien Proten immer blot over Platt proot, dann künnen Ji daarvan utgahn, dat ik disse Spraken sotoseggen in Gedanken mitmeen.
Herr Kollege Saathoff, erlauben Sie eine Zwischenfrage aus der FDP-Fraktion?
(Heiterkeit und Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP)
Frau Präsidentin, es ist mir eine große Freude.
(Ingo Gädechens [CDU/CSU]: Ik verstah keen Woort!)
Wärde Cholleg, ich cha Si nüd verschtoh.
(Heiterkeit und Beifall bei der FDP, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Leev Kolleeg, dat finn ik en bietje komisch, dat Se mi neet verstahn, wenn Se en hollandske Platt hebben.
(Heiterkeit und Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP)
Aver ik beed Hör geern an: Anschließend gahn wi noch maal tosamen dör ’t Protokoll, un ik wies Jo dann, wo dat geiht. Un anschließend kriegen Se ’t oostfreeske Indignat.
(Heiterkeit und Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der LINKEN)
Ik was ja neetekraat daarbi, van ’t Parlamentskreis Plattdüütsch to proten. An disse Stee besten Dank an Gyde Jensen. Wi beid hebben de Idee hatt: Minsk, laat uns doch en Parlamentskreis maken, un laat uns tosamenkomen, wo wi Platt un anner Spraken ok fördern köönt. Wi sünd de Meenung in d’ Parlamentskreis, dat Platt in ’t heel Leven höört, also van de Kindertagesstätte of an over d’ School, bi Gerichten – heel wichtig, wenn man bloot Platt kann un dann ’t plötzlich en Fremdspraak is –, up Raadhusen, in Kultur, in Pleegheimen – dat is heel besünners wichtig ut mien Sicht – un up d’ Arbeid. Un wor is uns Arbeid? Hier in d’ Düütsche Bundesdag. Deswegen proten wi hier vandaag ok Platt.
(Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der LINKEN)
Uns is ok wichtig, dat wi de Lüü daarto animieren, dat de ok sülvens Platt proten willen. Wi seggen: Proot doch Platt, of schkaad di dat? Denn ʼt gifft keen verkehrt Platt. Ik hebb faak Lüü truffen, de dann menen, se proten neet recht Platt. Dat gifft keen recht of verkehrt Platt. Dat gifft dusend Arten van Platt, de man ok verstahn kann. Un deswegen denkt dran: Proot Platt, wenn Ji dat enigermaten könen. Un de van Jo, de dat enigermaten könen: Neet bloot Platt proten; ok Platt denken is de Künst dann daarbi.
(Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP sowie der Abg. Susanne Hennig-Wellsow [DIE LINKE])
Leev Lüü, mi is ok wichtig, noch maal to seggen, dat Hoogdüütsch letzten Endes neet dat Nonplusultra is. Froher hett dat Lüü geven – ik hebb dat in d’ School sülvst murken –, de dochen, wenn se de Hoogdüütsch hörten: De kann egentlik bloot Platt proten. – Un daardör hett man Nadelen. Dat is neet up Stee, un wi willen neet, dat ’t dat in d’ Gesellschaft gifft.
Ik will an disse Stee seggen: Man kann ok Platt lehren, in d’ School, in Universitäten, ok in d’ Volkshoogschool, wenn man dat will.
(Andreas Mattfeldt [CDU/CSU]: Un ok in d’ Bundesdag!)
Un well nu neet sien Huus verlaten will, um Platt to lehren, de kann letzten Endes vandaag sük ’n App runnerladen. D’ Oostfreeske Landschaft hett d’ PlattinO-App, un daar kann man Platt lehren. Wenn ’t hier langwielig word, kann man dat maken.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD, der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der Abg. Susanne Hennig-Wellsow [DIE LINKE])
Ik will an disse Stee noch maal seggen: Begriepen un Verstahn sünd twee unnerschiedliche Dinge – oder wo wi faak in d’ Krummhörner Gemeenteraad seggt hebben: Ik verstah di wall, man ik begriep di neet. Minderheitenspraken sünd nämlich en Deel van d’ Heimat. Un den Begriff „Heimat“ kann man ok verkehrt verstahn. Dat is uns parlamentarische Upgaav, daarför to sörgen, dat bestimmte Lüü neet daarför sörgen, dat Heimat hör Begriff is.
(Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der Abg. Susanne Hennig-Wellsow [DIE LINKE] – Zuruf von der SPD: So ist es!)
Uns Begriff van d’ Heimat is, dat wi tosamen uns entwickeln, dat wi tosamen wat willen, dat wi friedlich mitnanner leven willen, dat wi tosamen vörankomen. Mien Heimat is Oostfreesland,
(Filiz Polat [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Kiek mal an!)
aver nettso Nedersassen, nettso ok Düütschland, nettso ok Europa. Un wi laten neet to, dat Heimat ofgrenzt word, dat de Lüü bibrocht word, dat se mehr weert sünd as annern, sünnern wi willen en Heimatbegriff, wo wi tosamenkomen un uns Gesellschaft gestalten.
(Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der LINKEN)
Abschließend, Frau Präsidentin, much ik mi van Harten bedanken bi all de Lüü, de sük för d’ plattdüütsche Spraak un för de annern Minderheitenspraken insetten.
(Filiz Polat [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So is dat goot!)
Bi uns in Oostfreesland is dat Oostfreeske Taal to’n Bispill. Aver all de Lüü, de düchtig wat för de plattdüütsche Spraak un för de annern Minderheitenspraken leisten, de sitten vandaag op d’ Tribüne. Kumplement an Jo Arbeid! Un besten Dank an d’ Stenografische Dienst. Ik kann neet verspreken, dat ik noit weer Platt hier proot.
(Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)
Aver d’ nächste Reed van mi is up Hoogdüütsch – dat is versproken.
Besten Dank för ’t Tohören un Moin.
(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, der FDP und der LINKEN – Linda Heitmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So wüllt wi dat!)
Liebe Gäste, solche Beifallsstürme haben wir nicht so oft. Das kann man sagen.
(Heiterkeit)
Das Wort erhält Astrid Damerow für die CDU/CSU-Fraktion.
(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7551333 |
Wahlperiode | 20 |
Sitzung | 88 |
Tagesordnungspunkt | EU-Charta der Regional- oder Minderheitensprachen |