Stephan ProtschkaAfD - Arbeitsbedingungen von Saisonbeschäftigten
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Liebe Gäste hier im Hohen Haus! Viele landwirtschaftliche Obst- und Gemüsebetriebe in Deutschland sind auf ausländische, insbesondere osteuropäische, Erntehelfer angewiesen. Sie kommen meistens für drei Monate nach Deutschland, um hier zu helfen, verdienen aber in dieser Zeit oft mehr, als sie in ihren Heimatländern aufs ganze Jahr verdienen. Die Saisonarbeitskräfte leisten einen sehr wichtigen Beitrag zur Versorgungssicherheit mit heimischen Lebensmitteln. Wir können wirklich froh und dankbar sein, dass diese Menschen jedes Jahr freiwillig zu uns kommen. Freiwillig, liebe Linke!
(Beifall bei der AfD)
Aber das blendet die Linke in ihrem realitätsfremden Antrag leider völlig aus und baut bewusst eine falsche Ausbeutungskulisse auf. Sie tun ja regelrecht so, als ob all diese Menschen gezwungen würden, hier bei uns zu arbeiten, um gutes Geld zu verdienen.
Sie fordern in Ihrem Antrag, dass ausländische Saisonarbeitskräfte voll in die deutsche Sozialversicherung und Rentenkasse einzahlen sollen. Ich würde Ihnen empfehlen, demnächst einmal auf einen landwirtschaftlichen Betrieb zu gehen
(Susanne Ferschl [DIE LINKE]: War ich! Mehrmals!)
und dort vor Ort mit den Erntehelfern zu sprechen. Fragen Sie die Menschen doch mal, ob sie in die deutsche Sozialversicherung und Rentenkasse einzahlen wollen.
(Zuruf von der LINKEN: Das haben wir schon! Was erzählen Sie für einen Mist?)
Ich kann es ihnen vorwegnehmen: Das wollen die Leute nicht. Die Mehrheit will es nicht. Warum auch? Sie würden weniger Geld rausbekommen, meine Damen und Herren.
(Beifall bei der AfD)
Ihr Antrag geht völlig an der Lebensrealität dieser Menschen vorbei. Und schlimmer noch: Sie legen hier die Axt an die verbliebene heimische Obst- und Gemüseproduktion in Deutschland an. Haben Sie sich in den letzten Wochen denn nicht gefragt, warum die Obst- und Gemüseregale in den Supermärkten in Großbritannien leergefegt waren und warum Obst und Gemüse bei uns hier in Mitteleuropa unbezahlbar war? Das liegt daran, dass wir unser Obst und Gemüse heute fast ausschließlich aus Südeuropa bzw. Nordafrika importieren. Und da in diesen Ländern die Verfügbarkeit dieser Produkte aufgrund der Unwetter, die es gab, um 30 bis 40 Prozent eingebrochen war, haben wir das natürlich sofort bei uns gespürt.
Machen Sie sich diese Abhängigkeit einmal bewusst! Wir müssen selbst erzeugen. Unsere heimischen Erzeuger können mit den Preisen der Importware gar nicht mehr konkurrieren, erst recht nicht bei der Inflation, bei den explodierenden Energiekosten und bei einem Mindestlohn von 12 Euro. Immer mehr deutsche Obst- und Gemüseerzeuger steigen gerade notgedrungen aus der Produktion aus, weil sie unter den Bedingungen gar nicht mehr erträglich wirtschaften können. Und jetzt wollen Sie von den Linken mit Ihrem Antrag noch einen draufsetzen und die Betriebe mit noch mehr künstlichen Kosten belasten. Seien Sie wenigstens so ehrlich, und geben Sie offen zu, dass Sie die heimische Landwirtschaft komplett plattmachen wollen, meine Damen und Herren!
(Beifall bei der AfD)
Ihr Antrag gefährdet die eigene Versorgungssicherheit mit heimischem Obst und Gemüse, weil der landwirtschaftliche Betrieb mit massiven Zusatzkosten belastet wird, und macht uns damit noch abhängiger von Lebensmittelimporten aus dem Ausland. Das schadet aber nicht nur unserer Ernährungssicherheit, sondern auch den deutschen Bauernfamilien. Damit leisten Sie übrigens auch den osteuropäischen Erntehelfern einen Bärendienst, die dann in Zukunft kein gutes Geld mehr in Deutschland verdienen können. Kein normaler Mensch kann diesem Antrag zustimmen.
Und was wollen Sie eigentlich? Heute wollen Sie mehr für die Saisonarbeitskräfte, morgen in der Aktuellen Stunde beschweren Sie sich dann, dass das Obst und Gemüse im Supermarkt zu teuer ist. Entscheiden Sie sich mal, was Sie wollen!
Schönen Abend, meine Damen und Herren! Danke schön.
(Beifall bei der AfD)
Nächster Redner ist Carl-Julius Cronenberg für die FDP-Fraktion.
(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7552349 |
Wahlperiode | 20 |
Sitzung | 94 |
Tagesordnungspunkt | Arbeitsbedingungen von Saisonbeschäftigten |