19.04.2023 | Deutscher Bundestag / 20. WP / Sitzung 96 / Tagesordnungspunkt 4

Artur AuernhammerCDU/CSU - Maßnahmen gegen Lebensmittelverschwendung

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Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Es wurde gerade sehr viel vom Hunger in der Welt gesprochen. Die Zahl der hungernden Menschen steigt aktuell, und der Angriffskrieg gegen die Ukraine hat leider Gottes auch etwas damit zu tun. Aber wir müssen uns auch um unsere eigene Landwirtschaft kümmern. Der Selbstversorgungsgrad mit Lebensmitteln liegt in Deutschland gerade mal bei 80 Prozent; wir müssen sehr viele Lebensmittel und Futtermittel importieren. Bei Obst liegt er bei 20 Prozent, bei Gemüse gerade mal bei rund 30 Prozent, und unser Lieblingsgemüse, die Tomate, wird nur zu 4 Prozent in Deutschland produziert.

Die Produktionsbedingungen in Spanien – der Agrarausschuss konnte sich selbst davon überzeugen – und – bei importierten Dosentomaten – China sind menschenrechtlich alles andere als gerecht; vor allem sind sie auch umweltpolitisch nicht darstellbar. Deshalb ist es wichtig, dass wir in Deutschland, wo wir im Jahr 27 Kilo Obst und Gemüse pro Person wegschmeißen, über das Thema Lebensmittelverschwendung diskutieren und auch entsprechend handeln; denn das passt für mich nicht zusammen.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Meine sehr verehrten Damen und Herren, die Zahlen sind in dieser Debatte schon mehrmals genannt worden: Jeder Deutsche wirft jährlich 78 Kilo Lebensmittel in den Müll. Auch das Thema Mindesthaltbarkeitsdatum wurde bereits angesprochen. Von der letzten Regierungskoalition wurde schon daran gearbeitet, das zu ändern; denn „mindestens haltbar bis“ heißt nicht „giftig ab“. Ich kann Ihnen aus eigener Erfahrung sagen: Selbst wenn man einen Joghurt isst, der seit zwei Monaten abgelaufen ist, ist er noch bekömmlich. Ich kann das nur empfehlen.

(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Man überlebt es!)

– Man kann es überleben.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, wenn in Deutschland jeder Bürger allein jährlich 10 Kilo Brot wegschmeißt, dann betrifft mich das auch als Landwirt, der Brotweizen anbaut. Es betrifft vor allem die deutsche Landwirtschaft: Wir wollen diese Lebensmittel zum Genießen und nicht zum Wegschmeißen produzieren. Das ist auch eine Frage der Wertschätzung unseren Bäuerinnen und Bauern gegenüber.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Wir haben – das möchte ich noch mal klar sagen – auch in den letzten Legislaturperioden, weil immer wieder die 16 Jahre unserer Regierungszeit angesprochen worden sind, bereits viel erreicht. Frau Künast, Ihr Amtsnachfolger im Bundeslandwirtschaftsministerium, Horst Seehofer, hat das Thema „krumme Gurken“ einmal auf die Tagesordnung gebracht und auch entsprechend gehandelt.

Eine große Herausforderung ist der Lebensmitteleinzelhandel. Den müssen wir noch stärker in die Pflicht nehmen. Es kann nicht sein, dass abends um 17 oder 18 Uhr die Regale noch voll mit frischen Produkten sind. Man muss als Verbraucher auch mal akzeptieren, dass das eine oder andere Produkt nicht mehr verfügbar ist, weil es einfach schon vergriffen ist.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, der Grundansatz, Lebensmittel nicht wegzuwerfen, sondern zu nutzen, geht bei der Bildung der Kinder los. Leider Gottes haben wir die Situation – ich mache zumindest die Erfahrung –, dass zehnjährige Kinder in der Lage sind, ein iPhone zu bedienen, aber keine Eier kochen können, weil hier einfach die Kompetenz fehlt.

(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der Abg. Carina Konrad [FDP])

Da müssen wir in unserem Bildungssystem ansetzen; da müssen wir auch die Eltern in die Pflicht nehmen. Hier ist vor allem die Kompetenz der Bevölkerung gefragt.

Einen Punkt möchte ich gerade jetzt vor der beginnenden Spargel- und Erdbeersaison noch ansprechen: Jedes Lebensmittel hat seine Zeit. Deshalb ist es wichtig, dass wir den saisonalen und regionalen Aspekt bei der Lebensmittelverarbeitung, beim Lebensmittelgenießen stärker in den Fokus rücken. Und deshalb, meine Damen und Herren, lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten, dass Deutschland weniger wegschmeißt, vor allem weniger Lebensmittel.

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU – Albert Stegemann [CDU/CSU]: Sehr gut! Richtig! Endlich mal eine Analyse!)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich grüße Sie alle ganz herzlich.

Wir fahren fort. Die letzte Rednerin in dieser Debatte ist Luiza Licina-Bode.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7552590
Wahlperiode 20
Sitzung 96
Tagesordnungspunkt Maßnahmen gegen Lebensmittelverschwendung
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