Dirk WieseSPD - Weiterentwicklung der Fachkräfteeinwanderung
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kollegen! In früheren Jahren ist es so gewesen, dass junge Menschen, die auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz waren, Schwierigkeiten hatten, einen solchen zu finden. Sie waren lange auf der Suche; oftmals war es so, dass sie keinen gefunden haben und jahrelang warten mussten.
In den letzten Jahren hat eine Veränderung stattgefunden. Junge Menschen können heutzutage frei wählen. Sie können sich einen Ausbildungsplatz aussuchen. Sie haben die Möglichkeit, frei zu entscheiden. Das hat viele positive Effekte, gerade in diesem Bereich. Auf der anderen Seite ist es aber eine riesengroße Herausforderung für die deutsche Wirtschaft; denn – das muss man ehrlich konstatieren – wir werden es bei dem inländischen Bedarf nicht mehr schaffen, den Fachkräfte- und Arbeitskräftebedarf in diesem Land zu decken. Darum ist die deutsche Volkswirtschaft, wenn wir wirtschaftlich erfolgreich bleiben wollen, in den nächsten Jahren zwingend auf Zuwanderung angewiesen.
(Zuruf des Abg. Dr. Götz Frömming [AfD])
Darum ist es gut, dass die Ampelkoalition das anpackt, das ordnet und regelt und auch vereinfacht; sonst werden wir nicht mehr wirtschaftlich erfolgreich bleiben.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)
Wie schwierig die Situation mittlerweile für die Betriebe ist, zeigt mir das Beispiel eines Handwerksbetriebs im Sauerland. Dieser sucht mittlerweile Lehrlinge in Tadschikistan. Es gibt für ihn keine anderen Möglichkeiten mehr, Lehrlinge zu finden. Und allein wenn ich sehe, was er für Schwierigkeiten hat, diese jungen Menschen hierherzubekommen – die wollen das übrigens –, dann ist klar: Wir müssen in diesem Bereich vorangehen. – Das tut die Ampel genau mit diesem Gesetz, und es ist richtig, dass wir das angehen.
(Beifall der Abg. Katja Mast [SPD] – Zuruf des Abg. Marc Biadacz [CDU/CSU])
Ich will schon sagen, nachdem ich einige Redebeiträge heute gehört habe: Liebe Kolleginnen und Kollegen von der Union, es gibt einen fundamentalen Unterschied, und der ist heute deutlich geworden: Sie versuchen alles, um Zuwanderung in dieses Land zu verhindern.
(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Götz Frömming [AfD]: Leider nicht!)
Sie wollen sie erschweren, Sie wollen sie nicht möglich machen und sind damit – das ist deutlich geworden – eine Gefahr für den Wirtschaftsstandort Bundesrepublik.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Lachen bei der CDU/CSU – Dr. Götz Frömming [AfD]: Das sagt die SPD! Ich lache mich tot!)
Und Sie sperren sich gegen jede Perspektive der Handwerksverbände, der deutschen Wirtschaftsverbände, des BDI. Alle sagen genau das Gegenteil, und ich bin wirklich erschrocken, wie Sie heute hier in dieser Debatte argumentieren.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD)
Ich muss aber auch ehrlicherweise sagen: Mich verwundert es nicht; denn es sind die gleichen Reden, die Friedrich Merz schon 2001/2002 gemeinsam mit Roland Koch gehalten hat, Kampagnen wie „Kinder statt Inder“. Leider ist das wieder auf der Tagesordnung bei Ihnen. Ich bedaure das ehrlicherweise sehr.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Wenn wir es hinbekommen wollen, dass Fachkräfte zu uns kommen, dann müssen wir uns auch die Frage stellen, wie wir eine stärkere Willkommenskultur etablieren können.
(Dr. Götz Frömming [AfD]: Wie wir unser Land wieder in Ordnung kriegen!)
Denn ich will das ganz deutlich sagen: Momentan machen Fach- und Arbeitskräfte einen Bogen um die Bundesrepublik Deutschland.
(Dr. Götz Frömming [AfD]: Aha!)
Die Bertelsmann-Stiftung hat eindeutig gesagt, dass die Bundesrepublik an Attraktivität im Ländervergleich zurückgefallen ist.
(Thorsten Frei [CDU/CSU]: Na klar! Natürlich!)
Eine Studie, die mir noch mehr Sorgen macht, die des Tübinger Instituts für Angewandte Wirtschaftsforschung im Auftrag der Bundesagentur für Arbeit, hat festgestellt, dass ausländische Fachkräfte, die hier sind, sich nicht willkommen fühlen. Ihnen fehlt es an sozialer Integration, und zwei von drei Fachkräften haben auch im Alltag Diskriminierungserfahrungen gemacht.
(Lamya Kaddor [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Logisch! Woran liegt das wohl, liebe Union?)
Und ich sage es ganz deutlich: Dass Fachkräfte momentan einen Bogen um unser Land machen, dazu tragen auch die Debatten von ganz rechts bei, die täglich stattfinden, und leider immer mehr die aus Ihrer Fraktion.
(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)
Wir wollen das ändern. Wir werden dieses Einwanderungsrecht voranbringen. Das ist gut für dieses Land und gut für den Wirtschaftsstandort Deutschland.
(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)
Nächster Redner: für die CDU/CSU-Fraktion Alexander Hoffmann.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7553113 |
Wahlperiode | 20 |
Sitzung | 100 |
Tagesordnungspunkt | Weiterentwicklung der Fachkräfteeinwanderung |