Martin RosemannSPD - Stärkung der Aus- und Weiterbildungsförderung
Guten Morgen, verehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir alle erleben in unserem Alltag den Mangel an Fach- und Arbeitskräften derzeit an ganz vielen Stellen: wenn man einen Bauantrag stellt und ewig warten muss, wenn man essen gehen will und das Lieblingsrestaurant mal wieder zu hat,
(Zuruf des Abg. Dr. Markus Reichel [CDU/CSU])
wenn man dringend einen Betrieb sucht, der die Wärmepumpe installiert, wenn der Zug nicht bis zum Endbahnhof fährt, wenn man wieder mal die Kinder früher aus der Kita abholen muss oder wenn die Eltern pflegebedürftig werden.
Diese Situation wird sich in den kommenden Jahren noch verschärfen, nämlich wenn die Babyboomer schrittweise in Rente gehen. Damit scheiden in den kommenden 15 Jahren circa 13 Millionen Beschäftigte aus dem Arbeitsmarkt aus. Das entspricht 30 Prozent der Erwerbspersonen. Das gefährdet unseren Wohlstand, und es ist zugleich eine Herausforderung für die Finanzierung unserer sozialen Sicherungssysteme.
Deshalb ist es gut, meine Damen und Herren, dass diese Bundesregierung, diese Ampelkoalition eine umfassende Fachkräftestrategie vorgelegt hat.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)
Was uns als Ampelkoalition dabei leitet, ist: Wir haben das Ziel, dass jeder und jede in dieser Gesellschaft einen produktiven Platz findet. Die Botschaft ist: Wir brauchen alle.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Diese Gesellschaft kann sich junge Menschen ohne Anschlussperspektive nicht leisten. Diese Gesellschaft kann sich nicht leisten, dass es jedes Jahr immer noch 20 000 unversorgte Jugendliche in einem Jahrgang gibt. Deshalb führen wir mit diesem Gesetz eine Ausbildungsgarantie ein – eine Ausbildungsgarantie für alle Jugendliche und nicht nur für 7 000, Frau Tatti.
(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Frank Bsirske [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Zuruf der Abg. Jessica Tatti [DIE LINKE])
Unsere Gesellschaft kann es sich nicht leisten, dass Beschäftigte im Strukturwandel verloren gehen. Deshalb stärken wir die Förderung der Weiterbildung. Wir machen die Förderung für die Unternehmen einfacher, und wir führen mit dem Qualifizierungsgeld ein neues Instrument für die Bewältigung des Strukturwandels durch die Sozialpartner ein.
Gestaltung auf Augenhöhe zwischen den Unternehmen und den Beschäftigten, zwischen den Geschäftsführungen und den Betriebsräten, zwischen den Arbeitgeberverbänden, den Tarifparteien und den Gewerkschaften: Nur so geht es. Das ist das Instrument, das wir den Tarifpartnern, den Sozialpartnern dafür zur Verfügung stellen.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Ich sage auch deutlich, Frau Tatti: Es sind keine Märchen; denn Gestaltung heißt, der Staat bzw. die Solidargemeinschaft übernimmt einen Teil, aber beim Rest bleiben die Unternehmen in der Verantwortung.
(Jessica Tatti [DIE LINKE]: Aber es ist zu wenig! Es ist total unambitioniert!)
Und wir haben starke Gewerkschaften, die dafür sorgen werden, dass das Qualifizierungsgeld entsprechend aufgestockt wird. Wir schaffen damit die Möglichkeit, dass die Tarifpartner, die Sozialpartner, die Betriebsparteien gemeinsam entscheiden, wer diese Weiterbildung bekommt, und das sind die Beschäftigten, die vom Strukturwandel betroffen sind, ob gut oder weniger gut qualifiziert.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Jessica Tatti [DIE LINKE]: „7 000“ steht in Ihrem Gesetzentwurf! Sie erzählen Märchen!)
Meine Damen und Herren, beides sind die zentralen Bestandteile dieses Gesetzes. Ich danke Bundesminister Hubertus Heil deshalb für den Gesetzentwurf. Dieser Gesetzentwurf ist eine zentrale Säule der Fachkräftestrategie, um inländische Beschäftigungspotenziale zu erschließen. Die andere große Säule sind die ausländischen Fachkräfte. Deswegen ist es gut, dass wir gestern in erster Lesung das Fachkräfteeinwanderungsgesetz diskutiert haben. Beides gehört zusammen. Beides brauchen wir, und es wäre falsch und fahrlässig, beides gegeneinander auszuspielen.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Meine Damen und Herren, ich freue mich auf die weiteren Beratungen im parlamentarischen Verfahren.
(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)
Nächster Redner: für die CDU/CSU-Fraktion Dr. Markus Reichel.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7553321 |
Wahlperiode | 20 |
Sitzung | 101 |
Tagesordnungspunkt | Stärkung der Aus- und Weiterbildungsförderung |