Thomas JarzombekCDU/CSU - Quantentechnologie
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Quantentechnologien sind absolute Schlüsseltechnologien und sind wichtig für die technische Souveränität Deutschlands. Deshalb ist es gut, dass die neue Bundesregierung die Strategie der alten Bundesregierung fortschreibt. Das möchte ich ganz ausdrücklich hier loben.
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)
Ich möchte als zweiten Punkt sagen: Ich bin auch ein Stück weit stolz auf das, was wir hier in den letzten Jahren erreicht haben. Deutschland ist hier nicht nur führend in der Forschung, hat viele Nobelpreisträger und viele andere Dinge, sondern wir haben hier auch ein Ökosystem aufgebaut. Es gab in der alten Bundesregierung eine sehr intensive Diskussion über die Frage, ob man im Forschungselfenbeinturm, sage ich mal, einen Quantencomputer Full Stack baut, oder ob wir auf den Platz rausgehen, wo es heute schon Firmen und Technologien gibt, und dort als Ankerkunde Dinge kaufen. Das ist uns ganz gut gelungen, glaube ich, wenn ich das jetzt sehe.
Wir haben 2 Milliarden Euro aus dem Coronaprogramm bereitgestellt. Übrigens hätte ich mir gewünscht, dass auch aus den Paketen der aktuellen Krise mal Geld für Forschung in die Hand genommen worden wäre. Jedenfalls haben wir in der Coronaphase 2 Milliarden Euro in die Hand genommen, und aus dem Programm 740 Millionen Euro an das DLR gegeben, um Start-ups Aufträge zu geben. Dabei handelt es sich um Firmen wie zum Beispiel Planqc, die jetzt gerade einen Auftrag über 29 Millionen Euro bekommen haben.
Was der Nutzen davon ist, beschreibe ich mal. Es gibt ein kleines Start-up an der Uni Siegen, eleQtron. Da hat ein Wagniskapitalgeber einen kleinen Betrag investiert. Als es jetzt den Auftrag über 7 Millionen Euro vom DLR bekommen hat, wurden von dem Investor noch mal 7 Millionen Euro koinvestiert. So funktioniert kluge Forschungspolitik: dass wir nicht alles alleine machen, sondern dass wir unsere Gelder auch hebeln. Ich glaube, dass das hier gut gelungen ist. Ich will IQM nennen, die den Auftrag für das Leibniz-Rechenzentrum bei München über 40 Millionen Euro bekommen haben. Das hat auch dort geholfen, massiv Wagniskapital zu sammeln. Es ist das bestfinanzierte Quanten-Start-up in Europa.
Also, dieser Weg ist gut. Dieser Weg muss aber auch weitergegangen werden. Das fehlt mir in dieser Strategie; das will ich deutlich sagen. Über diese 600 Millionen Euro für die Start-ups hinaus gibt es keine Weiterentwicklung. Es sind Aufträge vergeben worden. Aber man kann mit dem Geld die Maschine nicht bauen.
Jetzt kommt der nächste Punkt. Ich habe aus der Rede, lieber Mario Brandenburg, nicht verstanden, wie ihr die Dinge eigentlich machen wollt. Das ist das Problem. Angesichts der Überschrift in allen Zeitungen „Bis 2026 wird ein Quantencomputer gebaut“ stelle ich mir die Frage: Ja, wie? Und wer soll das machen? Das steht in diesem Konzept jedenfalls nicht drin. Ich finde aber, das ist wirklich die zentrale Frage: Vergebe ich jetzt Aufträge an Start-ups, oder vergebe ich einen Auftrag an Siemens oder an wen auch immer, oder soll es Helmholtz selber bauen? Das ist die ganz entscheidende Frage dafür, ob das Vorhaben gelingt oder nicht gelingt.
So, und dann muss man auch die Frage lösen: Will man jetzt eigentlich wirklich die ganze Maschine bauen? Können wir das? Sind wir in Deutschland tatsächlich groß genug, um mit Google und IBM in Konkurrenz zu treten? Oder ist es nicht klüger, auf einzelne Komponenten zu setzen? Beim Personal Computer gibt es ja auch Firmen, die riesig geworden sind: Nvidia mit Grafikkarten, Microsoft mit Betriebssystemen. Also, müssen wir die ganze Maschine bauen? In diesem Programm der Regierung findet sich mal das eine, mal das andere. Ich glaube, Sie sind sich nicht klar darüber, was Sie machen wollen. Sie sollten sich klar werden.
Der dritte Punkt ist die Software. Software kommt hier völlig unter die Räder. Es findet sich irgendwo hinten im Anhang. Ich lese immer nur von „Hardware, Hardware, Hardware“. Software ist super wichtig. Statt hier jetzt den Kopf zu schütteln, wäre mein Vorschlag: Reinschreiben!
Dann muss man auch gucken, was das DLR eigentlich am Ende macht. 140 Millionen Euro für die Bewirtschaftung ist viel. Kann man nicht, wenn es jetzt weiterentwickelt wird und Wissen da ist, den Overhead senken? Wie funktionieren die Rechte, die IP? Mir haben zahlreiche Leute gesagt: So, wie ihr die Rechte verteilt, ist es für uns unattraktiv. – Ich glaube, da muss man unbedingt ran. Es muss technologieoffen sein, Stichwort: supraleitend. Und man muss auch gucken, dass der Fokus wirklich auf unseren Start-ups und nicht auf welchen aus Drittstaaten liegt.
Also, es gibt hier einiges zu tun. Gut, dass Sie es fortführen. Aber die Liste der Aufgaben ist da. Ich fände es gut, wenn wir darüber im Ausschuss noch mal diskutieren und am Ende auch zu einer wirklichen Weiterentwicklung kommen.
Vielen Dank.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Für die SPD-Fraktion hat nun Holger Mann das Wort.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7553865 |
Wahlperiode | 20 |
Sitzung | 103 |
Tagesordnungspunkt | Quantentechnologie |