Norbert AltenkampCDU/CSU - Quantentechnologie
Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ihr Handlungskonzept für die Quantentechnologien, das Sie uns heute nach fast 18 Monaten Regierungszeit endlich vorstellen, ist ein schönes Stück Prosa. Sie erklären uns genau, was die Quantentechnologien bald alles können – von der Entwicklung neuer Medikamente über smarte Mobilität bis zur abhörsicheren Kommunikation –, und berichten von den unendlichen Kapazitäten von Quantencomputern. Sie erklären uns, dass wir in der Grundlagenforschung international sehr gut aufgestellt sind, dass Sie bis 2026 dabei helfen wollen, fünf neue Quantentechprodukte auf den Markt zu bringen und einen leistungsfähigen Allround-Quantencomputer zu bauen, dass wir dafür auch ein tolles Quantenökosystem und tolle Fachkräfte brauchen und dass Sie dafür insgesamt 3 Milliarden Euro bereitstellen wollen.
Alles schön und gut. Aber das wissen wir bereits. Denn Sie führen im Grunde die Konzepte weiter, die wir in unserer Regierungszeit bereits angelegt und angeregt und zum Beispiel aus dem Konjunkturpaket schon anfinanziert haben.
(Thomas Jarzombek [CDU/CSU]: Genau das!)
Leider klingt das Ganze auch ein wenig lustlos. Ist das vielleicht darauf zurückzuführen, dass Sie im Gegensatz zu uns leider keine Expertinnen und Experten aus der Community für Ihr Konzept zurate gezogen haben? Wieso haben Sie auf diese Expertise einfach verzichtet? Ich frage auch: Wie genau wollen Sie Ihre richtigen Ziele erreichen und zum Beispiel die Fachkräftebasis stärken, die europaweite Vernetzung der Akteure fördern und neue Brutkästen für Gründer schaffen, kurz: das ganze Quantenökosystem verbessern?
Wo sind Ihre neuen Ideen? Wo wird Ihr Konzept einmal wirklich konkret? Wo ist Ihre spezielle Fachkräftestrategie? Warum vernachlässigen Sie die Förderung von Software und Unternehmensanwendungen? Wieso haben Sie nicht die Gelegenheit genutzt, eine schlagkräftige und ressortübergreifende ganzheitliche Strategie aus einem Guss aufzulegen? Wieso erlauben Sie, dass Ihr Konzept durch die Konkurrenz zweier Häuser so stark verwässert wird, dass die Parallelprogramme sich gegenseitig behindern und die Effizienz des Konzepts halbieren?
Fragen über Fragen, die Sie dringend beantworten müssen, und zwar schnell; denn die Welt wartet nicht auf uns. Aber dieses Prosahafte, dieses Unkonkrete, ja, fast schon Schwebende Ihres Konzeptes schadet nicht nur dem weiteren Fortschritt beim Quantencomputing, es schwächt ganz besonders auch die Strahlkraft unseres Quantenökosystems.
Was die Gründungen betrifft: Wie kann es sein, dass Start-ups wegen der vielen Auflagen und der Pflicht zur Abgabe ihrer IP-Rechte praktisch keine Chance haben, sich an großen Förderprojekten im Bereich Quantentechnologien zu beteiligen, wie ich aus verschiedenen sicheren Quellen weiß? Damit fördern Sie nicht die Innovation, die wir brauchen, um an die Spitze zu kommen. Sie verhindern diese Innovation geradezu. Sie wollen kein Risiko eingehen, um nicht zu scheitern. Genau deswegen besteht die Gefahr, dass Sie am Ende scheitern. Das wollen und das dürfen wir nicht zulassen.
Vielen Dank.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Das Wort hat die Kollegin Ye-One Rhie für die SPD-Fraktion.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7553887 |
Wahlperiode | 20 |
Sitzung | 103 |
Tagesordnungspunkt | Quantentechnologie |