24.05.2023 | Deutscher Bundestag / 20. WP / Sitzung 105 / Tagesordnungspunkt 4

Jens Brandenburg - Berufsbildungsbericht 2023

Lade Interface ...
Anmelden oder Account anlegen






Vielen herzlichen Dank. – Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir haben jetzt hier im Plenum des Deutschen Bundestags etwa eine Stunde über Heizungspläne, über Wärmepumpen und viele andere Geräte diskutiert. Zur Wahrheit gehört aber auch: Diese Wärmewende wird uns natürlich nur gelingen, wenn es mehr qualifizierte Fachkräfte gibt, die all diese Geräte installieren.

Da heute auch Schülerinnen und Schüler hier im Raum und sicher auch zugeschaltet sind, sage ich an all diejenigen, die vielleicht noch überlegen, wie denn ihr Beitrag zum Gelingen dieser Wärmewende konkret aussehen könnte: Wenn Sie wie ich zu der Überzeugung kommen, dass die Lösung nicht allein in Klebstoff und Asphalt liegt, dann möchte ich Sie herzlich einladen, sich beispielsweise mal den Ausbildungsberuf „Anlagenmechaniker/-in für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik“ anzuschauen,

(Dr. Götz Frömming [AfD]: Gute Idee!)

ein langer Name, aber eine tolle Sache, ein sehr anspruchsvoller, abwechslungsreicher Beruf. Das sind die wahren Klimahelden unseres Landes.

(Beifall bei der FDP, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der AfD – Dr. Götz Frömming [AfD]: Jawohl, da kann man doch mal klatschen!)

Der Berufsbildungsbericht, den wir wie jedes Jahr als Bundesregierung vorstellen, zeigt folgendes Bild: Die positive Nachricht ist, dass der starke Abwärtstrend der letzten Jahre bei der Zahl der Ausbildungsverträge glücklicherweise erst mal gestoppt ist. Zur Wahrheit gehört aber auch: Die negative Nachricht ist, dass die wahre Trendwende mit diesem leichten Anstieg an sich noch nicht gelungen ist. Ganz im Gegenteil: Wir erleben zwar eine deutliche Zunahme der angebotenen Ausbildungsplätze insgesamt, insbesondere im Handwerk, aber leider weiter einen Rückgang der Ausbildungsnachfrage und übrigens auch regional sehr starke Unterschiede. Das sieht hier in Berlin-Mitte durchaus noch mal anders aus als auf der Schwäbischen Alb.

Gleichzeitig stellen wir fest, dass es über 2,6 Millionen junge Erwachsene gibt, die ganz ohne Bildungsabschluss, ohne beruflichen Ausbildungsabschluss und auch ohne akademischen Abschluss ins Berufsleben starten. Es gehört zur Wahrheit dazu: Darunter sind viele Geflüchtete, beispielsweise aus der Ukraine. Das macht es aber nicht besser; denn am Ende ist jede Ausbildung, die nicht stattgefunden hat, eine verpasste Chance für die persönliche Weiterentwicklung, aber auch für Stabilität, Wachstum und Wohlstand unserer Volkswirtschaft insgesamt.

Deshalb wollen wir das ändern. Das tun wir als Bundesregierung, beispielsweise seitens des Bundesministeriums für Bildung und Forschung mit der Exzellenzinitiative Berufliche Bildung, die wir im Dezember letzten Jahres gestartet haben. Davon sind etliche Maßnahmen schon umgesetzt.

Wir wollen die berufliche Bildung individuell stärken mit einer stärkeren Berufsorientierung. Erstmals ist das Berufsorientierungsprogramm unseres Hauses auch für Schüler und Schülerinnen an Gymnasien geöffnet. Wir arbeiten derzeit an der Vorbereitung einer Reform zur Verbesserung des Aufstiegs-BAföG. Erste Verbesserungen haben wir im letzten Jahr mit der BAföG-Novelle bereits umgesetzt. Es geht auch um das Thema Begabtenförderung in der beruflichen Bildung. Die Anzahl der Stipendien wurde Anfang dieses Jahres deutlich erhöht.

Auch die Innovationen stärken wir – Stichwort „InnoVET Plus“, der Innovationswettbewerb für die berufliche Bildung. Die Förderrichtlinie ist seit wenigen Wochen veröffentlicht. Wir stärken auch das Ausbilderpersonal und das Prüfungspersonal und wollen auch das Berufsbildungsgesetz in die digitale Welt bringen.

Wir machen die berufliche Bildung internationaler. Auch das ist wichtig, sowohl für Fachkräfte, die zu uns kommen, als auch für diejenigen, die hier eine Ausbildung machen und gern ins Ausland gehen wollen. Die berufliche Bildung gehört zur Exzellenz dazu; denn die Exzellenz gibt es nicht nur an den Hochschulen, sondern auch in der beruflichen Bildung. Deshalb bin ich froh, dass wir das gemeinsam als Koalition auf den Weg bringen.

(Beifall bei der FDP, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Als Koalition arbeiten wir übrigens auch zwischen den Ressorts bei der beruflichen Bildung eng zusammen. Nur ein paar Beispiele:

Mit dem BMAS arbeiten wir zusammen bei Fragen der Einstiegsqualifizierung, einer auch sehr betriebsnah ausgestalteten Ausbildungsgarantie und der Frage: Wie bringen wir insgesamt mehr junge Menschen zum Beispiel mit stärkerer Mobilitätsunterstützung erfolgreich in die Ausbildung?

Mit dem Bundeswirtschaftsministerium arbeiten wir zusammen bei der Initiative Klischeefrei, einer Berufsorientierung unabhängig von Geschlechterrollen. Ganz aktuell – jetzt gerade ist die Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger bei der Unterzeichnung mit dabei – beginnt eine neue Phase der Allianz der Spitzenorganisationen für die Aus- und Weiterbildung. Es ist wichtig, dass wir da mit Arbeitgebern und Gewerkschaften zusammenarbeiten.

Auch das Bundesbauministerium möchte ich erwähnen mit dem Programm „Junges Wohnen“: 500 Millionen Euro, die wir als Bundesregierung allein in diesem Jahr auch für Azubi-Wohnheime zur Verfügung stellen.

Das ist wichtig: Wir stehen als Team zusammen und arbeiten für die berufliche Bildung.

(Beifall bei der FDP, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Ich möchte noch einen letzten Gedanken loswerden. Wir fangen nicht erst bei der Ausbildung an. Um künftig mehr Schülerinnen und Schüler erfolgreich in Ausbildung zu bringen, müssen wir früher anfangen. Insbesondere mit dem Startchancen-Programm müssen wir gerade die Schulen, die die größten sozialen Benachteiligungen haben, zu absoluten Vorzeigeschulen machen. Wir sind gerade mit den Ländern in intensiven Verhandlungen. Das Geld muss natürlich dahin, wo es am meisten gebraucht wird. Auch darauf können Sie sich freuen. Da liegt einiges vor uns.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, die gute Nachricht – ich habe es eben erwähnt – ist: Der Abwärtstrend ist gestoppt. Die nicht so gute Nachricht ist: Wir haben noch viele Herausforderungen vor uns. Also lassen Sie uns gemeinsam an der Stärkung der beruflichen Bildung arbeiten und mehr junge Menschen in die Aus- und Weiterbildung bringen! Denn gute Bildung ist die Zukunft – sowohl für jeden Einzelnen als auch für unser Land insgesamt.

Vielen Dank.

(Beifall bei der FDP, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Nächster Redner ist für die CDU/CSU-Fraktion Stephan Albani.

(Beifall bei der CDU/CSU)


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7554271
Wahlperiode 20
Sitzung 105
Tagesordnungspunkt Berufsbildungsbericht 2023
00:00
00:00
00:00
00:00
Keine
Automatisch erkannte Entitäten beta