Katrin StafflerCDU/CSU - Berufsbildungsbericht 2023
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Für eine Erkenntnis hätten wir heute vermutlich gar keinen Berufsbildungsbericht 2023 gebraucht, nämlich die Erkenntnis, dass die duale Ausbildung unter Druck geraten ist, und zwar nicht erst seit der Coronapandemie, seitdem aber noch sehr viel stärker. Wenn man jetzt aber zu dieser Erkenntnis gelangt, dann muss man ja folgerichtig auch Maßnahmen ergreifen, um dem entgegenzuwirken. Wenn man sich jetzt das Handeln der Bundesregierung anschaut – also, ich sage es ganz ehrlich –: Ich erkenne da weder Enthusiasmus noch Motivation, überhaupt irgendwas für die berufliche Bildung zu tun. Die Abwesenheit der Ministerin spricht da ja eine eigene Sprache.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Dabei liegen aus meiner Sicht die Handlungsoptionen klar auf der Hand. Ich beschränke mich auf ein paar wenige Beispiele, auch aufgrund der Kürze der Redezeit. Diese Beispiele dürfen Sie ganz konkret abschreiben. Das ist an dieser Stelle sehr gerne gesehen, liebe Kolleginnen und Kollegen von der Ampel.
(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Abschreiben ist kein guter Tipp!)
Erstes Beispiel: die Förderung der Bildungszentren im Handwerk. Da wird ja bekanntlich die überbetriebliche Lehrlingsunterweisung durchgeführt, und das auch noch sehr erfolgreich. Das erkennt man, wenn man sich etwa anschaut, dass Innovationen im Handwerk häufig genau über diesen Weg in die Betriebe gelangen. Dieses Konzept muss aus unserer Sicht also deutlich gestärkt werden, wenn wir die Ausbildung im Handwerk innovativer und attraktiver machen wollen.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Aktuell hören wir aus dem BMBF aber, dass nicht sichergestellt ist, dass die Mittel für die Förderung in diesem Jahr überhaupt ausreichen werden; auch die mittelfristige Finanzplanung wird als eher negativ eingeschätzt. Da wird es wohl eine Änderung der bisherigen Förderpolitik geben – das ist unter dem Begriff der Exzellenzinitiative diskutiert worden –; dass dann aber nur noch einige wenige Leuchtturmzentren eine Förderung erhalten, ist aus unserer Sicht kontraproduktiv. Wir brauchen dringend auch in Zukunft die Bildungszentren in der Fläche; denn es gibt überall in Deutschland Handwerksbetriebe, und zwar gerade auch im ländlichen Raum. Da sollen sie aus unserer Sicht auch bleiben.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Zweites Beispiel. Laut Koalitionsvertrag soll das AFBG ausgebaut werden. Umsetzung: auch da Fehlanzeige. Dabei müssen wir doch gerade jetzt angesichts der Zahlen, die wir heute gesehen haben, jede Chance ergreifen, um eine gleichwertige Förderung von Studenten und Fortbildungsteilnehmern herzustellen. Bei den Meisterprüfungen war in den letzten zehn Jahren pro Jahr ein Rückgang von 1,6 Prozent zu verzeichnen. 2020 hätten in den Handwerksbetrieben 5 600 Meister gefehlt, wenn man alle offenen Stellen hätte besetzen wollen. Statt dass entsprechende Anreize geschaffen werden, müssen angehende Handwerksmeister immer noch 25 Prozent der Fortbildungskosten selber tragen, ganz anders, als das im Studium der Fall ist. Auch da muss dringend gehandelt werden.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Beispiele und Maßnahmen, wie wir die Berufsbildung wieder attraktiver machen können, gibt es viele. Die Lage ist ernst. Die Lage ist drängend. Unser Herz schlägt für die berufliche Bildung. Deswegen wiederhole ich zum Schluss gerne mein Angebot aus der letzten Woche:
Kommen Sie bitte zum Schluss.
Wir sind bereit, die großen Aufgaben, die vor uns liegen, gemeinsam mit Ihnen konstruktiv anzupacken.
Danke schön.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Kai Gehring erhält das Wort für Bündnis 90/Die Grünen.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7554278 |
Wahlperiode | 20 |
Sitzung | 105 |
Tagesordnungspunkt | Berufsbildungsbericht 2023 |