25.05.2023 | Deutscher Bundestag / 20. WP / Sitzung 106 / Tagesordnungspunkt 15

Ruppert StüweSPD - Stärkung der Fusionsforschung

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Sehr geehrte Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Die Kernfusionsforschung ist ein europäisches Erfolgsmodell und wissenschaftlich tatsächlich von hoher Relevanz. Deswegen ärgert mich der Antrag so sehr, den Sie hier heute eingebracht haben.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Thomas Jarzombek [CDU/CSU]: Aha! Warum?)

Denn Sie machen das, was Sie in letzter Zeit immer machen:

(Thomas Jarzombek [CDU/CSU]: Themen nach vorne bringen?)

Sie reden nicht über die aktuellen Probleme der Energiewende, werfen nur Nebelkerzen und bringen für die aktuellen Energieprobleme überhaupt keine Lösung.

(Nina Warken [CDU/CSU]: Und was machen Sie? Sie bringen keine Gesetze ein!)

Stattdessen versuchen Sie, lauter Nebelkerzen zu werfen mit Technologien, die irgendwann in der Zukunft einmal Wirkung zeigen könnten, aber zur aktuellen Debatte leider nichts beizutragen haben. Damit missbrauchen Sie ein wirkliches Erfolgsmodell der europäischen Forschungspolitik.

(Beifall bei der SPD)

CERN ist damals als Grundlage der europäischen Zusammenarbeit in der Wissenschaftspolitik gegründet worden, um Lösungen für die Kernfusionsenergie zu entwickeln. Tatsächlich betreibt es Grundlagenforschung in der Teilchenphysik und produziert Nobelpreise. Das Joint European Torus in Großbritannien ist 1970 in der großen Integrationskrise der EU gebaut worden und funktioniert auch jetzt, in Zeiten nach dem Brexit, noch gut. Auch da machen wir gute und wichtige Grundlagenforschung und erreichen Weltrekorde beim Thema Kernfusion. Nur, liebe Union, in der aktuellen Energiekrise hilft uns das nicht.

Jetzt wollen Sie – so steht es in Ihrem Antrag – zwei Fusionsreaktoren mit konkurrierenden Technologien bauen. Ich gucke ja immer, was die Wissenschaft so sagt. Die Max-Planck-Gesellschaft schreibt dazu:

Ein Problem plagt alle derzeit verfolgten Ansätze: Bisher sind die Fusionsreaktoren weit davon entfernt, mehr Energie zu erzeugen, als für den gesamten Betrieb notwendig ist.

In dieser Gemengelage ist es doch absolut fahrlässig, davon zu reden, jetzt zwei Reaktoren zu bauen.

Wir fördern die Kernfusion in der Koalition gemeinsam. Dabei haben wir uns untereinander und übrigens auch mit unseren europäischen und internationalen Partnern abgestimmt. Wir tun das nicht aus kurzfristiger Begeisterung für eine einzelne Technologie, sondern weil wir nicht wissen, welche Technologie in Zukunft relevant werden könnte, weil technologische Durchbrüche manchmal wesentlich länger dauern können, weil es aber manchmal dann doch sprunghaft passiert und weil uns technologieoffene Forschung eben wichtig ist.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Wir reden nicht von Fusionsreaktoren, um von der Notwendigkeit einer Energiewende unter den heutigen technologischen Bedingungen abzulenken, und deshalb hilft Ihr Antrag auch nicht weiter.

Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Thomas Jarzombek [CDU/CSU]: Was machen Sie denn jetzt eigentlich? Das haben wir nicht verstanden nach der Rede!)


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7554467
Wahlperiode 20
Sitzung 106
Tagesordnungspunkt Stärkung der Fusionsforschung
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