Franziska KerstenSPD - Änderung des Weingesetzes
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Herr Minister! Sehr geehrte Damen und Herren! Wie gelingt es, dem Weinbau eine nachhaltige Zukunft zu geben? Wie können die Erfordernisse des Umwelt- und Klimaschutzes so umgesetzt werden, dass Winzerinnen und Winzer ihre Betriebe gern der nächsten Generation übertragen – aus Leidenschaft und weil es sich lohnt? Hierzu haben wir in den bisherigen Reden schon viel gehört. Danke, liebe Isabel, dass du dich so eindeutig zum Weinbau in Deutschland bekannt hast!
(Beifall bei Abgeordneten der SPD)
Übrigens komme auch ich aus einem Land mit einer langen Weinbautradition. Sachsen-Anhalt hat mit aktuell 733 Hektar Rebfläche die meisten Trauben in den östlichen Bundesländern. Das Weinanbaugebiet liegt im Wesentlichen an Saale und Unstrut. Das Landesweingut Kloster Pforta kenne ich aus eigener Erfahrung, weil ich als Geschäftsführerin der Landgesellschaft auch dafür verantwortlich war. Aus dieser Erfahrung heraus kenne ich die Herausforderungen, die mit dem Weinbau in Deutschland verbunden sind.
Der Wein als Sonderkultur ist traditionell pflanzenschutzintensiv, und der Wein hat besonders mit der zunehmenden Trockenheit in den Sommermonaten als Folge des Klimawandels zu kämpfen. Gerade das Anbaugebiet Saale-Unstrut liegt ja im Regenschatten des Harzes. Das ist die Region mit 500 Millimetern Jahresniederschlag und damit eine der regenärmsten Regionen Deutschlands. Um hier Lösungen für die Zukunft zu finden, braucht es die Wissenschaft. In Sachsen-Anhalt forscht die Hochschule Anhalt gemeinsam mit dem Landesweingut Kloster Pforta und weiteren Partnern schon länger auf genau diesem Gebiet.
Innovative Maßnahmen sorgen für eine Zukunft des Weinbaus. Das Klimaschutzprojekt VinEcoS des Weingutes Kloster Pforta wurde nicht umsonst im vergangenen Jahr von der EU mit dem LIFE Award ausgezeichnet. Hier wurden zum Beispiel die Weinberggassen, also die Flächen zwischen den Rebstöcken, mit regionalen Wildpflanzen begrünt. Die locken Insekten an und sorgen gleichzeitig für mehr Bodenleben. Dadurch steigt die Biodiversität und durch das verbesserte Wasserhaltevermögen auch die Trockenheitsresistenz. Außerdem wird so die Erosionsgefahr gesenkt.
Durch die Beweidung der Weinberge mit Schafen konnte auch der Maschineneinsatz reduziert werden. Versuche mit der Naturwuchserziehung haben zu einer Vitalisierung der Pflanzen geführt. Das bedeutet, die Reben nicht ins Spalier zu zwängen, sondern sie etwas natürlicher und breiter wachsen zu lassen. So können Pflanzenschutzmittel eingespart werden. Hierzu gehört auch die Zucht von widerstandsfähigen Rebsorten.
Im Folgeprojekt VineAdapt wird jetzt mit Projektpartnern aus Frankreich, Österreich und Ungarn weiter geforscht: Wie kann der Unterstock der Pflanzen ohne viel Chemie reingehalten werden? Mechanische Behandlungen oder Essigsäure sind hier denkbar. Um die Verbreitung von Schmetterlingslarven des Traubenwicklers zu verhindern, sind Pheromone, also natürliche Botenstoffe, erfolgreich. Wie können Dünger und Pflanzenschutzmittel punktgenau und damit effizienter eingesetzt werden? Da lauten die Stichworte „Präzisionslandwirtschaft“ und „Digitalisierung“. Außerdem werden Möglichkeiten der Tröpfchenbewässerung untersucht und darüber hinaus die Ökosystemleistungen im Weinberg umfassend bewertet. Da sind wir ganz schnell bei dem Thema Gemeinwohlprämie, die ja zukünftig ein zentrales Element der Gemeinsamen Agrarpolitik der Europäischen Union werden soll.
Wo Winzerin und Wissenschaftler Hand in Hand gehen, hat der Weinbau eine nachhaltige Zukunft. Das gelingt aber nur mit der Rechtssicherheit für den Weinsektor. Deshalb haben wir als Koalition die Änderung des Weingesetzes auf den Weg gebracht. Die Forderungen der AfD nach mehr Forschung, Förderung und Digitalisierung sind hingegen schon längst in der Umsetzung. Daher lehnen wir diesen Antrag ab.
Vielen Dank.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7554505 |
Wahlperiode | 20 |
Sitzung | 106 |
Tagesordnungspunkt | Änderung des Weingesetzes |