Jan-Marco LuczakCDU/CSU - Gebäudeenergiegesetz, Modernisierungsumlage
Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte gerne noch einmal auf den Kollegen Miersch zurückkommen. Sie haben gerade in Ihrer Rede der Union vorgeworfen, dass wir mit unserer Kritik an Ihrem Verfahren dazu beitragen, die Menschen zu verunsichern,
(Dr. Matthias Miersch [SPD]: Es geht um die Wortwahl!)
und dass wir dazu beitragen, die Menschen dem rechten Rand, der AfD, zuzutreiben.
(Dr. Matthias Miersch [SPD]: Ja!)
Ich habe jetzt alles Verständnis dafür, Herr Miersch, dass Sie Fraktionsvorsitzender der SPD werden wollen und daher hier ein bisschen auftrumpfen müssen.
(Heiterkeit bei Abgeordneten der AfD)
Dafür habe ich ein bisschen Verständnis.
(Katrin Zschau [SPD]: Es geht wieder weiter!)
Aber wir sollten hier schon bei der Wahrheit bleiben und Ursache und Wirkung nicht verwechseln, meine Damen und Herren.
(Beifall bei der CDU/CSU – Katrin Zschau [SPD]: Das ist doch nicht zu fassen!)
Es ist Ihre Koalition gewesen, die ein völlig verkorkstes Gesetz vorgelegt hat, das ideologisch überladen war, das eben gerade nicht, wie die Grünen gesagt haben, sich irgendwie nur technisch mit Heizungen beschäftigt hat, sondern das die Menschen ganz existenziell betroffen hat. Und es war Ihre Koalition, die wochenlang darüber gestritten hat. Es war Ihre Koalition, die das dann durch das Kabinett gepeitscht hat, obwohl völlig klar war, dass es überhaupt keine Einigkeit, keine Mehrheit in dieser Koalition gab.
(Marianne Schieder [SPD]: Und es war Ihre Union, die die Leute aufgehetzt hat!)
Sie haben dann mit Ihrer Koalition weiter gestritten und uns jetzt zwei dünne Seiten mit Leitplanken hingeworfen. Sie schmeißen uns das jetzt vor die Füße und erwarten, dass wir das bis zur Sommerpause in drei Wochen durchpeitschen, obwohl sich kein Abgeordneter, kein Experte in der Anhörung überhaupt seriös damit beschäftigen kann. Wissen Sie, was Sie da machen? Das ist eine Simulation von parlamentarischer Demokratie – nichts anderes.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Das einzig Richtige wäre, wenn Sie diesen Gesetzentwurf zurückziehen würden. Aber dazu fehlt Ihnen der Mut, und ich sage Ihnen auch, weswegen Ihnen der Mut dazu fehlt. Sie wollen, dass der Wirtschaftsminister sein Gesicht wahren kann, und haben Angst vor den Landtagswahlen im Herbst. Deshalb wollen Sie den Streit in der Koalition nicht weiterführen. Sie stellen Ihre Parteiinteressen als Ampel über die Interessen der Menschen und des Landes, meine Damen und Herren.
(Beifall bei der CDU/CSU – Alexander Dobrindt [CDU/CSU]: Genau so ist es!)
Was mich an der Stelle besonders ärgert: Der Bundeskanzler hat in den letzten Wochen, in denen erbittert gestritten wurde, wie ein Unbeteiligter danebengestanden, als ob er damit überhaupt nichts zu tun hätte, als ob er keine Richtlinienkompetenz hätte. Damit hat er zur Eskalation dieses Streits beigetragen. Damit hat er dazu beigetragen, dass Hunderttausende Menschen in unserem Land zutiefst verunsichert gewesen sind. Wissen Sie was? Die Führungslosigkeit dieser Koalition ist ein Armutszeugnis, meine Damen und Herren.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Dann geht es ja noch weiter. Es ist ja in Ordnung, dass sich die Seeheimer zum Spargelessen treffen und schön Weißwein in der Sonne trinken. Aber dann stellt sich der Bundeskanzler – ich kann mir das gut vorstellen: mit einem Glas Weißwein in der Hand –
(Dr. Matthias Miersch [SPD]: Wie billig! – Marianne Schieder [SPD]: Primitiv!)
hin und sagt mit einem süffisanten – manche sagen: schlumpfigen – Lächeln: Na ja, es hat so ein bisschen geruckelt. – Ein bisschen geruckelt? Wissen Sie was? Angesichts der Tatsache, dass die Menschen existenzielle Ängste haben, dass sie ihr Lebenswerk bedroht sehen und auf die Straße gehen, finde ich eine Äußerung wie „Es hat ein bisschen geruckelt“ so etwas von deplatziert und unangemessen.
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der AfD – Katrin Zschau [SPD]: Das ist unanständig!)
Gestern war in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ zu lesen, dass bei der FDP Triumphstimmung herrscht. Man sei mit 100 Prozent in die Verhandlung hineingegangen und mit 100 Prozent herausgekommen. Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen von der FDP, Sie haben überhaupt keinen Grund für Siegesgeheul; denn Sie sind mitverantwortlich für dieses chaotische Verfahren. Es war Ihr Minister, der das durchs Kabinett gepeitscht hat, obwohl er wusste, dass es keine Mehrheit gibt.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Diese Protokollerklärung, die er abgegeben hat, das war eine Bankrotterklärung und nichts anderes.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Wenn Sie jetzt in der Sache sagen, es gebe jetzt keine Eingriffe mehr ins Eigentum im Bestand, sondern funktionierende Heizungen könnten ohne Einschränkungen weiterbetrieben werden, dann muss ich erwidern: Lesen Sie mal das Interpretationspapier der Grünen! Da steht genau das Gegenteil drin. – Natürlich können Eigentümer eine Gasheizung einbauen, ja, das können sie. Aber wenn später die Wärmeplanung kommt und kein Wasserstoffnetz vorliegt, dann müssen sie diese Heizung, die tadellos funktioniert, wieder rausreißen. Das ist ja wohl so ziemlich der massivste Eingriff ins Eigentum, den es überhaupt geben kann, liebe Kollegen von den Grünen.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Deswegen gibt es für dieses Gesetzesverfahren nur eine einzige Möglichkeit: Ziehen Sie dieses Gesetz zurück! Machen Sie ein ordentliches Gesetz, und beenden Sie diese unsägliche Verunsicherung, die Sie in dieses Land mit diesem Gesetz tragen!
(Beifall bei der CDU/CSU)
Einen schönen guten Tag von meiner Seite! – Die nächste Rednerin ist Nina Scheer für die SPD-Fraktion.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7554842 |
Wahlperiode | 20 |
Sitzung | 109 |
Tagesordnungspunkt | Gebäudeenergiegesetz, Modernisierungsumlage |