Peggy SchierenbeckSPD - Reform des Gemeinsamen Europäischen Asylsystems
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich freue mich, dass Sie, liebe Union, nun endlich Zeit finden und die Wichtigkeit erkennen, ein funktionierendes und im wahrsten Sinne des Wortes Gemeinsames Europäisches Asylsystem zu haben, das die Reisefreiheit und die offenen Grenzen im gesamten Schengenraum erhält.
Seit 1999 ringen die Mitgliedstaaten der Europäischen Union um ein Gemeinsames Europäisches Asylsystem für die Durchführung von Asylverfahren und die Unterbringung und Versorgung von Asylsuchenden. Die Möglichkeiten und die Kompetenzen der einzelnen Mitgliedstaaten müssen dabei berücksichtigt werden. Den Staaten an der europäischen Außengrenze müssen wir dabei solidarisch entgegenkommen.
Ich will mir zwei Punkte aus Ihrem Antrag herausnehmen und auf diese näher eingehen.
Nummer eins. Sie schreiben in Ihrem Antrag, dass der Beschluss der EU-Innenminister zur GEAS-Reform vom 8. Juni 2023 „nicht ausreichend“ ist. Die „erreichte Einigung auf ein verpflichtendes Grenzverfahren an der EU-Außengrenze“ sei „ein Schritt in die richtige Richtung“. Sie schreiben, das haben Sie als Union immer gefordert.
Jetzt braucht es aber erst eine sozialdemokratische Innenministerin Faeser,
(Alexander Hoffmann [CDU/CSU]: Propaganda! Sorry!)
die es nach jahrelangem Stillstand geschafft hat, eine Einigung zu erzielen – einem Stillstand, an dem die ehemaligen Innenminister der CDU und der CSU nicht ganz unbeteiligt waren.
(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Dr. Ann-Veruschka Jurisch [FDP])
Diese erste Einigung ist bahnbrechend und ermöglicht nun endlich wieder Verhandlungen auf der Basis einer ganz anderen Grundhaltung, auf der Grundhaltung der Einigkeit. Wir haben unseren kleinsten gemeinsamen Nenner gefunden. Von diesem Nenner aus können wieder größere Schritte gegangen werden; das ist uns klar.
Wir sind uns zumindest darüber einig, dass wir Länder wie Italien, Griechenland oder Malta entlasten und damit unhaltbare Situationen beenden müssen, wie sie zum Beispiel in Moria entstanden sind.
Wir sind uns zumindest darüber einig, dies nicht auf Kosten der Rechtsstaatlichkeit zu tun. Jeder geflüchteten Person steht eine anwaltliche Beratung zu, ein faires Verfahren, eine individuelle Prüfung auf Asyl. Des Weiteren gilt unverhandelbar die Genfer Flüchtlingskonvention.
Und wir sind uns zumindest darüber einig, dass die Sekundärmigration reduziert werden soll. Durch eine Angleichung der Mindeststandards für menschenwürdige Aufnahmebedingungen sollen Anreize zur weiteren Migration in ein anderes Land, um dort gegebenenfalls einen weiteren Asylantrag zu stellen, reduziert werden.
Meine Damen und Herren, nach jahrelangem Stillstand der Union in der Europäischen Union wurden wieder Verhandlungen aufgenommen. Von hier aus geht es weiter.
Nummer zwei zu Ihrem Antrag. Sie fordern in Ihrem Antrag – ich zitiere –:
Das neue GEAS muss ein faires Zuständigkeitsregime etablieren, das sich an der Bevölkerungsgröße und der Wirtschaftskraft der Mitgliedstaaten orientiert und die Belastung durch bereits in der Vergangenheit geleistete Aufnahmen reduzierend berücksichtigt.
Fair finde ich den vereinbarten Solidaritätsmechanismus. Solidarisch ist, dass jeder Mitgliedstaat einen Beitrag leisten muss, sei es mit der Aufnahme von Geflüchteten, mit der Leistung eines finanziellen oder mit der Leistung eines alternativen Beitrags. Die europäische Staatengemeinschaft ist gemeinsam stark genug, um die Not der Fliehenden zu lindern. Europa hat bewiesen, dass es das noch drauf hat. Gemeinsam sind wir stark.
Für uns als SPD gilt weiterhin unmissverständlich: Das individuelle Menschenrecht auf Asyl und das internationale Flüchtlingsrecht sind die unumstößliche Basis für jede Reform des GEAS. Die Forderungen der CDU/CSU lehnen wir ab.
Danke.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)
Für die CDU/CSU-Fraktion hat Detlef Seif jetzt das Wort.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7554861 |
Wahlperiode | 20 |
Sitzung | 109 |
Tagesordnungspunkt | Reform des Gemeinsamen Europäischen Asylsystems |