Michael KruseFDP - Erdgas-, Wärme- und Strompreisbremsengesetz
Danke für das Wort, liebe Frau Präsidentin. – Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Februar 2021: Es klingelt bei mir zu Hause an der Tür, ich war im Homeoffice wie viele Menschen zu diesem Zeitpunkt. Es klingelte jemand, der Puppenspiel macht – Puppenspiel in Einkaufszentren, auf Kindergeburtstagen – und mir sagte: In meinem Unternehmen arbeiten acht Menschen. Wir haben keine Coronahilfen bekommen. Wir können keine Veranstaltungen mehr durchführen. Es ist für uns nicht möglich, noch Einkommen zu erzielen. Deswegen stehen wir jetzt hier vor Ihrer Tür, weil wir noch Puppen verkaufen.
Diese Geschichte hat mich persönlich ganz maßgeblich motiviert, für die Zeit hier im Bundestag in Verantwortung zu gehen und auch bei allen Gesetzen darauf zu achten, dass wir diejenigen, die eine sehr schwere Zeit während der Coronakrise hatten, die immer Verantwortung übernommen haben, die immer dafür gesorgt haben, dass dieses Land läuft, nicht vergessen.
Wir als FDP-Fraktion hatten von Anfang an gesagt, dass wir mit den Preisbremsen sehr sparsam umgehen werden. Aber wir haben auch gesagt, dass wir an genau den Stellen nachschärfen werden, wo es bei Unternehmen zu unbilligen Härten geführt hat. Deswegen bin ich sehr froh darüber, dass wir ein letztes Mal Änderungen an den Preisbremsen vornehmen.
Die wesentlichen Änderungen, die hier zustande gekommen sind, helfen denjenigen, die Schäden durch die Coronakrise hatten. Wir sorgen dafür, dass sie, weil sie Schäden durch die Coronakrise hatten, jetzt nicht auch noch einen Nachteil bei den Preisbremsen haben. Meine sehr geehrten Damen und Herren, das ist nicht nur gerecht, sondern es ist das Zeichen der Ampel, dass wir diejenigen, die durch Corona schwer geschädigt wurden, nicht vergessen haben.
(Beifall bei der FDP, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Das Gleiche gilt auch für die Menschen und vor allem für die Unternehmen, die unter der Ahrtalkatastrophe besonders zu leiden hatten. Es ist die gleiche Form von unbilliger Härte und die gleiche Form von Konstruktion, die hier gewählt wurde, die jetzt noch mal eine Anpassung erfährt.
Liebe Kolleginnen und Kollegen von der Union, ich habe ganz genau zugehört. Und ich habe Sie im Laufe der Woche schon auf Folgendes hingewiesen: Es gibt Gesetze, bei denen klar ist, dass die Opposition nicht unbedingt bei dem mitmacht, was die Regierung verabschieden möchte. Es gibt aber auch Gesetze, da haben wir alle in der Mitte dieses Hauses eine Verantwortung für dieses Land, für die Menschen in diesem Land.
(Beifall der Abg. Dr. Manuela Rottmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])
Und ich höre ganz oft einen lauten, erregten Jens Spahn hier vorne runterbeten, was denn alles anders gemacht werden müsse in diesem Land. Ich rufe Ihnen von hier heute zu: Es wäre falsch, diesem Gesetz nicht zuzustimmen, weil Sie damit das fatale Signal senden, dass Ihnen diese Gruppen nicht wichtig genug sind.
(Beifall bei der FDP, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Wenn Sie diese Gesetzesänderung ablehnen, dann heißt das nichts anderes, als dass es Ihnen wichtiger ist, hier einen taktischen Move zu machen, als für eine Entlastung der Menschen zu sorgen, die richtige Härten zu ertragen hatten. Wir sagen diesen Menschen: Wir sind an ihrer Seite. – Sie pfeifen auf sie mit Ihrem Abstimmungsverhalten.
(Beifall bei der FDP, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Jens Spahn [CDU/CSU]: Wenn eure Gesetze mal was bringen würden, vielleicht!)
Die Unternehmen in dieser Branche haben uns klipp und klar gesagt: Nehmt nicht mehr so viele Änderungen vor. Wir sind am Rande dessen, was wir noch leisten können. Und auch das haben wir sehr ernst genommen. Deswegen nehmen wir drei wesentliche Änderungen vor. Zwei habe ich eben gesagt: Sie waren coronabedingt und Ahrtal-bedingt.
Das Dritte sind die Nachtstromtarife. Da kann man auch sehen, dass es sich lohnt, Gesetze in diesem Haus etwas länger zu verhandeln, weil am Ende etwas Gutes rauskommt. Wir haben nämlich eine Eingrenzung gefunden, die nicht etwa dafür sorgt, dass es jetzt für alle Heizkunden, die es in Teilen auch gar nicht brauchen, eine weitere Entlastung gibt, sondern sie ist passgenau für diejenigen, die einen besonderen finanziellen Schaden erlitten haben. Das sind häufig Menschen, die ohnehin in veralteten Gebäuden mit veralteter Technologie leben. Das heißt, die Entlastung kommt hier vor allem Menschen zugute, die auch nicht über ein so großes Einkommen verfügen.
Wir haben hier die Ausgaben gegenüber dem Regierungsentwurf halbiert. Denn uns allen ist klar: Jeder Euro, der hier für die Preisbremsen verwendet wird, bedeutet zusätzlich echte, neue Schulden. Ich habe dann und wann gehört, dieses Geld würde irgendwo liegen und man müsse es nur verteilen. Das ist nicht richtig. Dieses Geld liegt nirgendwo. Es liegt irgendwann als Schulden auf den Schultern künftiger Generationen. Deswegen nehmen wir hier nur noch minimalinvasive Eingriffe vor.
Zu guter Letzt. Es ist ein Erfolg, dass wir all die Maßnahmen, die zur Abwehr des russischen Angriffs im Energiebereich geführt haben, bis zum nächsten Winter verlängert haben. Das betrifft den Bereich der Windenergie, aber das betrifft vor allem auch den Bereich der Bioenergie.
Wir senden mit diesem Gesetz das klare Zeichen: Der Angriff Putins auf die Energieversorgung ist nicht nur abgewendet, sondern wir haben alles dafür getan, dass dieser Angriff in diesem Land keine negativen Wirkungen entfalten kann, –
Herr Kollege.
– und wir werden auch weiterhin alles dafür tun. Bitte stimmen Sie dem Gesetzentwurf zu.
Danke.
(Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)
Das Wort hat jetzt Ralph Lenkert für die Fraktion Die Linke.
(Beifall bei der LINKEN)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7555857 |
Wahlperiode | 20 |
Sitzung | 113 |
Tagesordnungspunkt | Erdgas-, Wärme- und Strompreisbremsengesetz |