Daniela LudwigCDU/CSU - Evaluation von Pseudowissenschaften
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wissenschaft soll Wissen schaffen – im besten Fall ergebnisoffen und objektiv. Ich glaube, wir haben jetzt in vielen Reden vorher gehört – ich will gar nicht alles ausführlich wiederholen –, dass in Deutschland genau diese Bedingungen erfüllt sind und dass wir durch unsere grundgesetzlich verankerte Wissenschaftsfreiheit genau diese Bedingungen für unsere Wissenschaftler haben.
Jetzt greifen Sie sich speziell die Gender Studies heraus. Darüber kann man tatsächlich denken, wie man will. Aber auch das ist Teil der Wissenschaftsfreiheit. Es muss einem nicht alles gefallen, was Wissenschaft erforscht.
(Zuruf des Abg. Dr. Götz Frömming [AfD])
Man muss es auch nicht immer zu 100 Prozent teilen. Wissenschaft erwartet übrigens auch einen kritischen Diskurs
(Beifall der Abg. Maja Wallstein [SPD])
und hält ihn in aller Regel auch aus. Das genau macht Wissenschaftsfreiheit aus: dass der einfache Weg nicht der ist, Ergebnisse zu verbieten, die einem nicht passen.
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der Abg. Nina Stahr [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN], Stephan Thomae [FDP] und Nicole Gohlke [DIE LINKE])
Da, finde ich, sollten wir schon sehr deutlich sein.
Jetzt sagen Sie:
(Dr. Bernd Baumann [AfD]: Es geht um Evaluierung!)
Wir wollen ja gar nichts verbieten, wir wollen ja nur evaluieren.
(Dr. Bernd Baumann [AfD]: Genau!)
Da muss ich aber sagen: Wenn es nur um die Evaluation geht, dann ist Ihr Antrag offensichtlich unnötig; denn die Evaluation passiert
(Nicole Gohlke [DIE LINKE]: Hört! Hört!)
– selbstverständlich –, und sie läuft ja auch gerade. Darum ist mir jetzt auch nach dieser Debatte ehrlicherweise nicht vollkommen objektiv wissenschaftlich klar geworden, warum wir sie überhaupt führen.
(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD)
Das muss ich in aller Deutlichkeit sagen. Ich sage es noch mal: Ihr Antrag ist schlicht und ergreifend unnötig, weil alles das, was Sie darin fordern, zumindest wenn man versucht, ihn wohlwollend zu lesen, ohnehin in der Praxis bereits erfüllt wird.
Der Antrag richtet sich nicht nur gegen die Wissenschaftsfreiheit, er ist nicht nur unnötig, er ist auch noch emanzipationsfeindlich – das ist tatsächlich das, was mir als Erstes aufgestoßen ist, als ich ihn gelesen habe, lieber Herr Seiter –, was ich einfach nicht nachvollziehen kann. Damit meine ich: Es geht Ihnen gar nicht so sehr um die Evaluation, es geht auch nicht um die Wissenschaftsfreiheit, es geht einfach wieder mal um Ihre Ideologie.
(Dr. Carolin Wagner [SPD]: Richtig! Rechtsideologie!)
Anderen unterstellen Sie Ideologiegetriebenheit. In diesem Fall sind Sie selber ideologiegetrieben,
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der Abg. Dr. Stephan Seiter [FDP] und Nicole Gohlke [DIE LINKE])
und damit wollen Sie diese Debatte hier bestücken. Das ist etwas, wo ich ganz bei meinem Vorredner bin: Dafür ist ehrlicherweise die kostbare Plenarzeit in der letzten Sitzungswoche vor der Sommerpause viel zu schade.
Manchmal ist künstliche Intelligenz fast noch besser als die natürliche. Ich zitiere ChatGPT.
(Dr. Marc Jongen [AfD]: Wer hat’s programmiert?)
Wenn man da „Agendawissenschaften“ eingibt, kommt eine Beschreibung, was – angeblich – Agendawissenschaft ist. Den Schlusssatz finde ich schön: Es ist wichtig, anzumerken, dass wissenschaftliche Forschung immer in einem sozialen und politischen Kontext stattfindet und dass Wissenschaftler selbst auch ihre eigenen Überzeugungen haben können. Dennoch ist es ein grundlegendes Prinzip der Wissenschaft, dass sie auf evidenzbasierten Methoden und kritischer Überprüfung beruht,
(Dr. Götz Frömming [AfD]: Ja!)
um objektive Erkenntnisse zu gewinnen.
(Dr. Bernd Baumann [AfD]: Vollkommen richtig!)
Dem habe ich nichts hinzuzufügen.
Vielen herzlichen Dank.
(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN, der FDP und der LINKEN)
Vielen Dank, Frau Kollegin Ludwig. – Letzte Rednerin des heutigen Tages ist die Kollegin Ye-One Rhie, SPD-Fraktion.
(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7556043 |
Wahlperiode | 20 |
Sitzung | 114 |
Tagesordnungspunkt | Evaluation von Pseudowissenschaften |