Gyde JensenFDP - Kinderzukunftsprogramm
Vielen Dank. – Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Auch von uns ein herzliches Dankeschön an die Union, dass Sie heute mit Ihrem Antrag uns allen die Gelegenheit bieten, noch einmal über Startchancen für Kinder und Jugendliche zu sprechen. Wir wollen nämlich auch, dass jedes Kind in Deutschland die Möglichkeit hat, seine eigene Zukunft zu gestalten, und zwar vor allen Dingen, ohne die Erfahrung machen zu müssen, dass die soziale Herkunft den eigenen Träumen Grenzen setzt.
Aber jetzt kümmern wir uns wieder ein bisschen um den Antrag, der hier vorliegt und debattiert wird. In Ihrem Antrag dokumentieren Sie sehr, sehr ausführlich den Erkenntnisprozess, den Sie durchlaufen haben. Momentan werden sehr viele Studien vorgelegt: von der IGLU-Studie angefangen bis zum IQB-Bildungsbericht. Sie kommen zu der Erkenntnis – ich kann Ihnen da nur gratulieren –, dass in diesem Land Kinderarmut und Kinderchancen ganz maßgeblich von den Bildungschancen abhängen. Und das, finde ich, ist für die Union eine Runde Applaus wert.
(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)
Aber ganz wichtig an dieser Stelle ist, dass es gut für die Kinder in diesem Land ist, dass die Freien Demokraten einige dieser Vorschläge, die Sie in Ihrem Antrag zitieren, schon umgesetzt haben. Sie sprechen beispielsweise die Talentschulen an, die 2019 in Nordrhein-Westfalen eingeführt wurden; ein erfolgreiches Programm. Deswegen haben wir uns als Bundesregierung auch auf den Weg gemacht und werden das Startchancen-Programm im Bund umsetzen, das gerade mit den Ländern verhandelt wird. Das besteht aus drei Säulen; Sie wissen das. Vor allem wollen wir den Bildungsauftrag sehr, sehr eng mit der Schulsozialarbeit verzahnen.
(Beifall bei Abgeordneten der FDP)
2018 haben wir Freie Demokraten ein Konzept erarbeitet, und zwar das Kinderchancengeld, das eine radikale Vereinfachung der familienpolitischen Leistungen auf den Weg bringen will, um Eltern zu entlasten und um dafür zu sorgen, dass die Leistungen tatsächlich auch bei denjenigen ankommen, die sie so dringend brauchen. Das war und das ist der absolute Schwerpunkt der Freien Demokraten, auch bei der Umsetzung der Kindergrundsicherung.
(Beifall bei der FDP)
Teil dieses Konzeptes ist das Kinderchancenportal, das jetzt im Rahmen der Kindergrundsicherung kommen wird. Sie nennen das Ganze „Teilhabe-App“. Das haben Sie gestern ja auch medial präsentiert. Ich gehe davon aus, dass das wahrscheinlich eine Ad-hoc-Idee, eine spontane Idee, war, weil das in dem Antrag nicht steht. Da hätte das gut reingepasst. Aber beim besten Willen können wir dem Ganzen trotzdem nicht zustimmen.
Drei Punkte dazu:
Absoluter Luftschlossantrag. Da gebe ich der Kollegin Reichinnek tatsächlich recht: Sie machen keinerlei Vorschläge, wie Sie das Ganze finanzieren wollen. Bei den meisten Forderungen sind eigentlich die Länder und Kommunen die Adressaten.
Jetzt machen wir mal eine kleine Transferaufgabe, und zwar schreiben Sie hinter jede dieser zehn Forderungen den Adressaten und die Ebene, die grundgesetzlich eigentlich zuständig ist. Ich sage Ihnen: In den meisten Fällen werden Sie sehen, dass die Länder zuständig sind.
Wir haben ja gerade Landtagswahlen. Reichen Sie doch dieses Maßnahmenpaket in Hessen, in Bayern und gerne auch in Schleswig-Holstein – hier tagt gerade der Landtag – ein. Wenn Sie mitregieren und so zügig ins Umsetzen kommen wollen, dann sollte das ja eigentlich eine Sache von ein paar Wochen oder Monaten sein. Wir sind dann gerne dabei.
(Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)
Frau Prien hatte in der Sommerpause, die dann wirklich auch ein Sommerloch war, nichts Besseres zu tun, als ein Handyverbot zu diskutieren, beispielsweise an Grundschulen. In Ihrem Antrag wiederum steht drin: ein adäquater altersgemäßer, zeitgemäßer Umgang mit digitalen Medien.
(Dorothee Bär [CDU/CSU]: Das widerspricht sich doch nicht!)
Vielleicht stimmen Sie sich da noch ein bisschen ab – das wäre wunderbar – und geben vielleicht den Länderkolleginnen und -kollegen mit, dass sie sich mit der Bildungsministerin Stark-Watzinger beim Startchancen-Programm gut abstimmen. Grüße gehen vor allen Dingen an Karin Prien!
(Dorothee Bär [CDU/CSU]: Wo ist Frau Stark-Watzinger eigentlich?)
– Sie verhandelt gerade. Nachher gibt es wahrscheinlich dann entsprechend die PK.
(Dorothee Bär [CDU/CSU]: Schöner wäre es im Plenum!)
Dann können Sie mit den Ländern Rücksprache halten. Wir freuen uns auf jeden Fall, wenn Sie das in den Ländern umsetzen, dann sind wir an Ihrer Seite.
Herzlichen Dank.
(Beifall bei der FDP, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dorothee Bär [CDU/CSU]: Wird jetzt Politik im Plenum gemacht oder in der Pressekonferenz?)
Nächste Rednerin: für die CDU/CSU-Fraktion Nadine Schön.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7578642 |
Wahlperiode | 20 |
Sitzung | 122 |
Tagesordnungspunkt | Kinderzukunftsprogramm |