Carsten TrägerSPD - Raubtierbejagung - Schutz v. Menschen u. Weidetieren
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Kurzer Datumsabgleich: Heute ist der 22. September. Am 8. Oktober wird in Bayern eine Landtagswahl durchgeführt,
(Beatrix von Storch [AfD]: Und in Hessen!)
und ein Wolfsantrag wird von dem CSU-Teil der Unionsfraktion vorgelegt.
(Dr. Oliver Vogt [CDU/CSU]: Was hat das denn damit zu tun?)
Ein Schuft, wer da einen Zusammenhang konstruiert. Sie sind natürlich nur hier vorstellig geworden, weil Sie – ich weiß nicht –
(Zuruf des Abg. Artur Auernhammer [CDU/CSU])
die Menschheit vor dem Übergriff durch den bösen Wolf retten wollen.
Ich hatte schon das Vergnügen, mit dem stellvertretenden Ministerpräsidenten Hubert Aiwanger
(Dr. Anja Weisgerber [CDU/CSU]: Sie machen sich lächerlich!)
in der „Münchner Runde“ über die Vorschläge zu diskutieren, die er in Bayern macht, um das Wolfsmanagement durchzuführen; der gleiche stellvertretende Ministerpräsident, der gerade wegen seiner mäßigen Leistungen bei der Aufarbeitung der eigenen Vergangenheit in Rede stand. Aber der Ministerpräsident, der Markus, hat ja dafür gesorgt, dass er mit einem genauso mäßigen Fragenkatalog diese Vergangenheit auch erfolgreich aufarbeiten konnte. Deswegen ist er noch im Amt.
(Simone Borchardt [CDU/CSU]: Ach, Mensch, was hat das denn damit zu tun? Reden Sie doch einmal zur Sache! Sie müssen ja schon sehr verzweifelt sein!)
Und ich rede jetzt natürlich zum Wolf. Ich habe damals in der „Münchner Runde“ erstens festgestellt: Es gibt keine Wolfsschwemme in Bayern,
(Steffen Bilger [CDU/CSU]: Das mit den Wölfen ist nicht nur in Bayern so!)
und es gibt auch bis heute – ich wüsste das jetzt nicht – keinen einzigen Übergriff auf einen Menschen,
(Simone Borchardt [CDU/CSU]: Wir reden über Deutschland!)
weder in Deutschland noch in Bayern. Also von daher ist die Dringlichkeit des Antrages nicht unmittelbar ersichtlich.
(Dr. Anja Weisgerber [CDU/CSU]: Schauen Sie einmal in die anderen Bundesländer! – Andreas Bleck [AfD]: Wir sind im Bundestag! Nicht im Bayerischen Landtag!)
Ich habe damals aber auch zweitens in der „Münchner Runde“ gesagt, dass ich sehr gerne ins bayerische Bergland fahre und mich sehr wohl traue, es zu betreten. Also, ich habe noch keine Angst, aufgefressen zu werden, weder von Bären noch von Wölfen.
(Abg. Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU] meldet sich zu einer Zwischenfrage)
Und dann war ich auch tatsächlich da. Herr Grosse-Brömer, letzte Woche war ich im Wahlkreis bei Carmen Wegge in Mittenwald: Zugegeben – Sie werden das kennen, Frau Weisgerber –: Das ist mitten in Bayern.
Lieber Herr Träger, erlauben Sie eine Zwischenfrage des Kollegen Grosse-Brömer?
Das bringt mich jetzt aus dem Konzept. Aber wenn Herr Grosse-Brömer etwas über Bayern wissen will, dann können wir gerne darüber sprechen.
Lieber Herr Kollege Träger, vielen Dank, dass Sie die Frage zulassen. – Von mir aus können Sie auch Ihre restliche Redezeit für Bayern nutzen, um dort die Situation zu beschreiben. Können Sie sich aber vorstellen, dass jemand so wie ich, der in Niedersachsen wohnt, wo zurzeit so viele Wölfe sind wie in ganz Schweden,
(Andreas Bleck [AfD]: Noch mehr!)
und der – wie auch Kollegen – in seinem Dorf oder im Nachbardorf jede Woche entweder gerissene Schafe oder wie vor Kurzem die ersten angegriffenen Kühe, die dann auch noch leben,
(Zurufe von der AfD)
zu beklagen hat, auch Anrufe bekommt? Können Sie sich vorstellen, dass das vielleicht auch ein Problem ist, das man außerhalb von Bayern diskutieren kann, weil die massiven Probleme überall sind? Noch entscheidet der Deutsche Bundestag über die Gesetzgebung für ganz Deutschland und nicht nur für Bayern.
Können Sie sich vorstellen, dass das, was wir hier auf die Tagesordnung setzen, die Leute, zum Beispiel in meinem Wahlkreis und in ganz Niedersachsen, so beschäftigt und für sie so dringend ist, dass wir das hier diskutieren müssen und das notfalls jeden Tag, solange wir nicht bereit sind, mit Blick auf die Weidetiere endlich eine vernünftige Regelung bei dem Wolfsmanagement durchzusetzen?
(Beifall bei der CDU/CSU)
Herr Grosse-Brömer, ich kann mir viel vorstellen. Ich kann mir vor allem auch viel vorstellen mit Blick auf das Agieren der Unionsfraktion. Deswegen habe ich gesagt: Ich spreche jetzt mal über Bayern; denn von da kommt ja offensichtlich dieser Vorstoß. Aber ich komme jetzt in der Rede – –
(Zurufe von der CDU/CSU)
– Ja, ich habe auch mit vielen Menschen aus Niedersachsen gesprochen, und ich gebe Ihnen ja recht: Wir müssen da schneller in den Verfahren werden,
(Dr. Oliver Vogt [CDU/CSU]: Aha!)
und wir müssen auch wirkungsvoller werden. So weit, so gut.
(Dr. Anja Weisgerber [CDU/CSU]: Aha!)
Somit kann ich dann jetzt auch mit meiner Rede fortfahren.
Ich habe Herrn Aiwanger gesagt – verzeihen Sie es mir! –, und ich sage es Ihnen auch hier: Abschuss ist keine Lösung. Also, die Aufnahme ins Jagdrecht und die Ausrottung des Wolfes steht nicht zur Disposition.
(Dr. Oliver Vogt [CDU/CSU]: Wer redet denn hier von Ausrottung? – Simone Borchardt [CDU/CSU]: Das wollen wir doch gar nicht!)
Dafür stehen wir als Sozialdemokraten nicht zur Verfügung.
Wir können gerne darüber reden, dass wir bei den Verfahren effizienter werden. Und ich gebe gerne zu – bei dem Besuch hat sich das ja auch gezeigt –: Weideschutzzäune im Hochgebirge sind schwer zu installieren.
(Zurufe von der CDU/CSU)
Deswegen haben wir ja – als Große Koalition übrigens damals noch – das Forschungsvorhaben in Auftrag gegeben, wie man wirkungsvollen Herdenschutz auf Deichen und in Steillagen organisieren kann. Frau Ministerin, vielleicht können Sie ja nachher darauf eingehen. Das Ergebnis liegt leider noch nicht vor. Man hört nur dies und das, und vielleicht wissen Sie da mehr. Das wäre meine dringende Bitte, dass wir die Ergebnisse endlich bekommen.
Abschuss allein kann die Lösung nicht sein; denn dann kommt einfach der nächste Wolf, und den schießen Sie auch wieder ab.
(Henning Otte [CDU/CSU]: Das ist ja das Problem!)
Und dann kommt wieder einer, und den schießen Sie dann auch wieder ab.
Herr Otte, ich weiß, Sie sind Mitglied des Verteidigungsausschusses, aber für uns Sozialdemokraten ist das nicht die Lösung.
Also, wir warten auf dieses Gutachten. Wenn es, was man so hört, in Richtung intensive Behirtung geht, dann könnte ich mir sehr wohl vorstellen, dass wir ganz im Sinne der bestehenden Gesetzeslage tatsächlich auch diese Leistungen im Sinne einer Präventionsmaßnahme in den Blick nehmen.
(Henning Otte [CDU/CSU]: Sie haben überhaupt gar keine Ahnung von der Realität in Norddeutschland!)
– Herr Otte, ich habe es schon das letzte Mal gesagt: Lassen Sie mich halt ausreden. Sie reden dann, wenn Sie Redezeit haben. Sie sind ja dann auch später dran, und dann können Sie wieder Ihre Thesen vorbringen.
Auch auf dem Deich gibt es Lösungen, die erarbeitet wurden,
(Björn Simon [CDU/CSU]: Welche denn? – Beatrix von Storch [AfD]: Sagen Sie doch einmal etwas Konkretes!)
und die kennen Sie auch. Deswegen: Hören Sie endlich auf mit dieser – wie soll ich sagen? – rechten Geschichte, dass wir alles abschießen müssen und Abschüsse die einzige Lösung sind. Sie sind es nicht. Es geht vielmehr darum, wie man den Wolf von den Herden wirkungsvoll abhalten kann. Das ist die Lösung,
(Dr. Oliver Vogt [CDU/CSU]: Hören Sie auf, Märchen zu erzählen!)
und dafür ist auch die Ministerin unterwegs. Das hat sie angedeutet. Heute hören wir vielleicht mehr dazu.
Kommen Sie bitte zum Schluss.
Ja, Frau Präsidentin. – Vielen Dank.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP – Dr. Oliver Vogt [CDU/CSU]: Ganz schwach! Ganz schwach!)
Für die AfD-Fraktion hat das Wort Andreas Bleck.
(Beifall bei der AfD)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7580593 |
Wahlperiode | 20 |
Sitzung | 123 |
Tagesordnungspunkt | Raubtierbejagung - Schutz v. Menschen u. Weidetieren |