Hannes WalterSPD - Aktuelle Stunde: Gemeinsam für unser Handwerk
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrter Herr Kollege Grosse-Brömer,
(Julia Klöckner [CDU/CSU]: Guter Mann!)
viele Teile meiner Rede haben Sie jetzt schon vorgetragen,
(Patrick Schnieder [CDU/CSU]: So selbstkritisch wollen Sie sein? – Julia Klöckner [CDU/CSU]: Wir verstehen unser Handwerk!)
gerade was die Zahlen angeht. Aber eins kann ich Ihnen nicht durchgehen lassen: Sie behaupten hier schon fast, dass der Haushalt durchs Parlament gegangen und beschlossen ist.
(Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Ich habe vom Entwurf gesprochen!)
Aber unsere Haushälterinnen und Haushälter tagen ja erst in dieser Woche.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)
Ich bin ganz sicher, dass wir hier auf dem richtigen Weg sind und die Zahlen auch wieder nach oben kriegen.
(Julia Klöckner [CDU/CSU]: Die Regierung korrigiert! – Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Sehr gut! Das ist doch eine klare Zusage!)
Außerdem ist es immer ein wichtiges Zeichen, dass wir hier über das Handwerk reden, auch wenn der Tag des Handwerks schon etwas her ist.
(Zuruf des Abg. Tilman Kuban [CDU/CSU])
Das sage ich nicht nur als Handwerksbeauftragter der SPD-Bundestagsfraktion, sondern auch als gelernter Kfz-Mechaniker und Familienunternehmer.
(Julia Klöckner [CDU/CSU]: Ordentlich!)
Es gibt also einige in unserer Fraktion, die das Handwerk beherrschen.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des Abg. Andreas Audretsch [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Alois Rainer [CDU/CSU]: Na, nicht viele!)
Das Handwerk sorgt dafür, dass unsere Gesellschaft am Laufen bleibt, der Fleischer von nebenan genauso wie die Schornsteinfegerin oder der Heizungsbauer. Die Zahlen haben Sie schon genannt. Besonders beeindruckend für mich sind die 739 Milliarden Euro, die die Handwerksunternehmen in Deutschland umsetzen. Auch bei der vielzitierten Transformation kommt dem Handwerk, wie schon gesagt, eine zentrale Rolle zu. Auch hierzu eine Zahl, um das zu verdeutlichen: 30 Gewerke führen klimarelevante Tätigkeiten aus. Also ist auch klar: Ohne Handwerk keine Transformation.
Das ist eigentlich eine gute Ausgangslage für unsere Handwerkerinnen und Handwerker. „ Das Handwerk hat goldenen Boden“, heißt es so oft. Aber das Handwerk steht gleichzeitig auch vor einigen Herausforderungen. Dazu gehört der Fachkräftemangel. Mit dem Fachkräfteeinwanderungsgesetz und dem Aus- und Weiterbildungsgesetz haben wir schon große Schritte in die richtige Richtung gemacht. Gerade für kleine und mittlere Betriebe haben wir die Rahmenbedingungen verbessert. Davon profitieren unsere Fachkräfte in Deutschland genauso wie die Menschen aus dem Ausland, die ihr Know-how in unsere Betriebe einbringen wollen.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Wir müssen aber noch weiter gehen; denn ein Teil der Wahrheit ist auch: Gerade junge Menschen nehmen handwerkliche Berufe oft nicht mehr als attraktiv wahr. Ich habe gehört: Heute ist die Schülergruppe einer Kollegin da: Guckt euch ruhig noch mal die Handwerksberufe an! Genau 133 gibt es zur Auswahl; da ist für jeden was dabei.
Bei der großen Bandbreite an Ausbildungsberufen ist es kaum zu glauben, dass die Attraktivität zurückgeht. Wer nach der Schule anpacken will, ist doch im Handwerk genau richtig. Wir müssen deshalb immer wieder klarmachen: Eine berufliche Ausbildung ist genauso wichtig und attraktiv wie ein Studium. Wer sich nicht entscheiden kann, hat mit einem dualen Studium sogar die Chance, Ausbildung und Studium zu verknüpfen. Am Ende hat man zwei Abschlüsse und jede Menge Praxiserfahrung in der Tasche. Außerdem gibt es als Modellversuch das triale Studium. Dabei hat man am Ende einen Gesellenbrief, einen Meisterbrief und einen Bachelorabschluss im Fach Handwerksmanagement. Danach kann es direkt mit einer Unternehmensgründung oder einer Betriebsübernahme weitergehen. Das zeigt: Die Möglichkeiten im Handwerk sind vielfältig.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und des Abg. Nils Gründer [FDP])
Junge, gut ausgebildete Menschen haben im Handwerk tolle Perspektiven. Das müssen wir, wie gesagt, in den Schulen aller Schulformen noch besser aufzeigen. Wir müssen dabei auch noch viel deutlicher machen, dass die Zeiten von typischen Männer- und Frauenberufen vorbei sind. Bei meinen Gesprächen, vor allem mit Handwerkerinnen, höre ich immer wieder, dass sie in männerdominierten Berufen anfangs oft belächelt wurden und einen schweren Stand hatten. An dieser Denkweise muss sich dringend etwas ändern.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)
Wir müssen aber auch die Rahmenbedingungen verändern. Das fängt bei den Betreuungsmöglichkeiten und ausreichend Kita- und Schulplätzen an. Das geht weiter bei der Regelung zum Mutterschutz bei selbstständigen Frauen. Ich bin froh, dass Staatssekretär Michael Kellner das schon angesprochen hat.
Letzte Woche habe ich mich mit Johanna Röh getroffen. Wie schon gehört: Sie ist Tischlermeisterin, sie führt eine eigene Werkstatt, und sie ist Mutter. Das alles unter einen Hut zu bekommen, ist schon viel. Johanna setzt sich mit ihrer Petition aber auch für einen besseren Mutterschutz für Selbstständige ein. Damit will sie die Situation für selbstständige Frauen grundlegend verbessern. Genau das ist ihr Antrieb: Keine Frau soll sich zwischen ihrer Familie und ihrer Selbstständigkeit entscheiden müssen.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Gemeinsam mit meinen Kolleginnen und Kollegen der SPD-Bundestagsfraktion – ich bin sicher: mit Sandra Detzer und Manfred Todtenhausen habe ich gute Verbündete in der Koalition – werde ich für die Rahmenbedingungen für Frauen im Handwerk kämpfen.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP – Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Und die Kürzungen rückgängig machen!)
– Und die Kürzungen rückgängig machen, genau.
(Patrick Schnieder [CDU/CSU]: Opposition wirkt!)
Das Handwerk kann also sicher sein: Wir arbeiten mit Hochdruck daran, Lösungen zu finden. Das ist wichtig, damit wir auch in Zukunft weiterhin stolz sagen können: Das Handwerk hat in Deutschland goldenen Boden.
Vielen Dank und Glück auf!
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)
Für die AfD-Fraktion hat das Wort Bernd Schattner.
(Beifall bei der AfD)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7590845 |
Wahlperiode | 20 |
Sitzung | 124 |
Tagesordnungspunkt | Aktuelle Stunde: Gemeinsam für unser Handwerk |