27.09.2023 | Deutscher Bundestag / 20. WP / Sitzung 124 / Zusatzpunkt 1

Manfred TodtenhausenFDP - Aktuelle Stunde: Gemeinsam für unser Handwerk

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Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! „ Gemeinsam für unser Handwerk“ – zusammen mit meinen Kolleginnen und Kollegen aus der Koalition, mit Sandra Detzer und Hannes Walter, habe ich mich für diese Aktuelle Stunde starkgemacht; denn die ist wirklich wichtig.

(Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Ein bisschen spät, aber besser als gar nicht!)

In Zeiten, in denen wir viel über Industrie und Konzerne sprechen, kommen die kleinen und mittleren Betriebe aus dem Handwerk oft zu kurz. Das ist nicht gut.

Wir haben hier die Kennzahlen des Handwerks schon gehört, aber Handwerk besteht aus mehr als aus Zahlen, Daten und Fakten. Es ist die Bedeutung des Handwerks in Stadt und Land, die es ausmacht: als Ausbilder, als Arbeitgeber, als Versorger, als Steuerzahler vor Ort, als Garant für Erneuerung und gesellschaftliche Stabilität. Damit ist es Kern unseres Wirtschaftsmodells.

(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und des Abg. Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU])

Schauen Sie sich um, meine Damen und Herren! Ich gehe davon aus, dass wir alle wissen, wer dieses Gebäude geplant hat. Aber wer kennt denn eigentlich die vielen Handwerker, die hier beteiligt waren? Kennen Sie die alle? Schauen Sie mal hinter mich – nein, nicht auf die Präsidentin, darüber – auf den Adler. Wer hat den eigentlich gemacht? Wer war daran beteiligt?

(Stephan Brandner [AfD]: Sogar zwei Adler! Einer vorne, einer hinten! – Henning Rehbaum [CDU/CSU]: Ein Unternehmer aus dem Kreis Steinfurt!)

– Genau, er weiß es. – Es war ein Schlosser aus dem Münsterland.

(Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Er kennt sich hier aus!)

Er hat den Adler – 2,5 Tonnen Aluminium, 58 Quadratmeter groß – gemacht.

Auch für Sie gilt: Egal wo Sie wohnen und egal wie Sie hierhergekommen sind, es waren immer Handwerker beteiligt, die dafür gesorgt haben, dass Sie dort wohnen und sich bewegen können.

(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Meine Damen und Herren, unsere soziale Marktwirtschaft zeichnet sich durch einen fairen Wettbewerb zwischen kleinen und großen Unternehmen aus. In diesem Zusammenhang, in dieser Zeit der vielen Krisen ist es wichtig, dass Politik und Wirtschaft, dass Regierung und Opposition und Handwerk zusammenkommen und miteinander reden.

(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Für mich als selbstständiger Handwerksmeister – ich bin sogar handwerkspolitischer Sprecher meiner Fraktion; daran können Sie sehen, wie bedeutungsvoll das bei uns ist – ist es ein Vorteil, dass ich beide Seiten kenne. Übrigens: Hannes Walter kennt auch beide Seiten. Wir wissen: Es gibt wahrlich nicht nur Probleme bei den Industrien und Konzernen, die mit Abwanderung drohen können. Das nämlich können Handwerker nicht. Die müssen bleiben, die können nicht sagen: Wenn es mir nicht gefällt, packe ich die Sachen und gehe. – Das kann nur die Großindustrie.

Für das Handwerk brauchen wir Problemlösungen. Ich sage nur – das kennen Sie alle –: Fachkräftemangel, Bürokratieabbau, Energiekosten, Inflation und steigende Zinsen. Ich weiß: Die Ungeduld des Handwerks ist groß, etwa bei den Bäckern, aber auch bei den Bau- und Ausbaugewerken. Ich sage Ihnen eines: Die einen kommen vor Arbeit nicht in den Schlaf, und die anderen können vor Sorgen nicht schlafen. Das nehmen wir als Koalition sehr ernst.

Was diese Koalition bisher angepackt hat, darf man auch nicht vergessen. Es gibt drei Entlastungspakete und den 200-Milliarden-Euro-Abwehrschirm. Damit wurden nicht nur die Gas- und Strompreisbremsen umgesetzt. Glauben Sie mir: Bundesregierung und Bundestag arbeiten weiter an zeitnahen Lösungen, um die neuen großen Fragen zu lösen. Das gilt für alle zentralen Themen dieses Jahrzehnts wie Dekarbonisierung und Klimawende, demografischer Wandel und Fachkräftemangel sowie Digitalisierung und Bürokratieentlastung. Diese Koalition hat dazu schon einiges auf den Weg gebracht. Fachkräfteeinwanderungsgesetz, Weiterbildungsgesetz, Inflationsausgleichsgesetz sind schon verabschiedet. Dieses Jahr kommt noch das Wachstumschancengesetz. Auch der Bürokratieabbau wird mit dem BEG IV angepackt. Bundesminister Buschmann und das ganze Kabinett arbeiten Hand in Hand und werden von den Fraktionen tatkräftig unterstützt.

(Alois Rainer [CDU/CSU]: Oh! Hand in Hand! Sehr überraschend!)

Die Koalition weiß: Die Zeit drängt. Handwerk und Mittelstand haben keine Zeit, zu warten.

(Beifall der Abg. Dr. Sandra Detzer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

Meine Damen und Herren, noch ein persönlicher Aspekt. Jungen Menschen den sozialen Aufstieg in Berufen zu ermöglichen, die wir in Zukunft besonders brauchen – etwa als Klimatechniker –, bleibt unser aller Aufgabe in Politik und Gesellschaft. Die jüngste OECD-Studie mahnt uns da. Sie zeigt, dass der Anteil der 25- bis 34-Jährigen, die einen beruflichen Abschluss vorweisen können, zwischen 2015 und 2022 von 51 auf 38 Prozent gesunken ist. Wenn wir die Klimaziele erreichen wollen, dann müssen wir das ändern. Das gilt nicht nur für Schulabgänger ohne Abschluss, sondern auch für die Fortbildung.

Eines weiß ich genau, meine Damen und Herren – das zum Schluss –: Ein guter Handwerksmeister verdient sicher mehr als ein schlechter Akademiker.

(Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Und das zu Recht!)

Das sollten wir allen jungen Leuten mit auf den Weg geben, die vielleicht studieren wollen und gar nicht die Begabung haben. Deshalb glaube ich an die Zukunft des Handwerks und seine Ausstrahlung auch auf zukünftige Generationen.

Vielen Dank und Glück auf!

(Beifall bei der FDP, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU])

Für die Fraktion Die Linke hat das Wort Alexander Ulrich.

(Beifall bei der LINKEN)


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7590847
Wahlperiode 20
Sitzung 124
Tagesordnungspunkt Aktuelle Stunde: Gemeinsam für unser Handwerk
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