27.09.2023 | Deutscher Bundestag / 20. WP / Sitzung 124 / Zusatzpunkt 1

Bernd WestphalSPD - Aktuelle Stunde: Gemeinsam für unser Handwerk

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Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Es ist richtig, dass man über einen so wichtigen Wirtschaftszweig wie das Handwerk hier zentral im Bundestag debattiert. Das kann man gar nicht oft genug machen. Deshalb, lieber Kollege Grosse-Brömer: Das Handwerk hat einmal im Jahr, diesmal am 16. September, einen Tag, an dem es sich präsentiert, an dem man einen Dialog führen kann in den Fußgängerzonen, in den Betrieben. Das geschieht an dem Tag extrem zugespitzt und darauf angelegt, zu zeigen, welche Qualität und welche Innovationskraft in den Betrieben steckt, und natürlich auch dafür zu werben. Deshalb ist das überhaupt nicht verwerflich, dass man danach hier eine Debatte darüber führt, was dort an Erkenntnissen, an Erfahrungen und an Können usw. wahrgenommen werden kann.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP – Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Verwerflich nicht, aber ein bisschen spät!)

Daher ist das also wirklich richtig, und deshalb will ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bei den Millionen von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern gerade in diesen Branchen, bei den Meisterinnen und Meistern, den Handwerksgesellinnen und -gesellen bedanken, die für eine so große Bruttowertschöpfung in diesem Land sorgen und zu der Erkenntnis beitragen, dass das Handwerk dementsprechende Rahmenbedingungen haben muss. Herzlichen Dank für diese gute und fleißige Leistung in den Handwerksbetrieben!

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)

Die Situation ist sicherlich so – das ist zumindest meine Erfahrung, wenn ich mit Handwerkerinnen und Handwerkern spreche –, dass das erste Problem Fachkräftemangel ist. Das zeigt ja die Leistungsfähigkeit der Betriebe. Viele sagten in den letzten Jahren: Das war das beste Jahr seit Bestehen meines Betriebes. Viele sagen: Ich kann die vollen Auftragsbücher gar nicht abarbeiten. – Im Durchschnitt gibt es 81 Prozent Auslastung bei den Unternehmen im Handwerk. Das ist ein gutes Signal, ein gutes Zeichen, dass man dieser Wirtschaftsleistung auch vertraut. Aber auf der anderen Seite haben wir natürlich Anstrengungen zu machen, diesen Fachkräftebedarf zu decken. Deshalb kriegen wir das nur mit einer Einwanderung hin. Ich darf mich hier bei den vielen Handwerksbetrieben ganz herzlich bedanken, die mit ihrer Integrationsleistung dafür sorgen, dass junge Menschen, die zu uns kommen, eine berufliche Perspektive in diesem Land erhalten. Herzlichen Dank für das Engagement!

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)

Mit der dualen Ausbildung haben wir ein hervorragendes System, das auch in vielen Ländern kopiert und nachgemacht wird. Der Staat bringt die schulische Infrastruktur auf den Weg und die Betriebe die praktische Ausbildung. Ich finde, wir müssen jetzt alles dafür tun, dass wir die Rahmenbedingungen, auch diejenigen, die die Schulen zur Verfügung stellen, so nutzen, dass wir die neuen Technologien, dass wir die Innovationen der Digitalisierung und bei künstlicher Intelligenz so unterstützen, dass es eine Kompetenz der Facharbeiterinnen und Facharbeiter gibt, sie auch mit Leben zu erfüllen. Ich will das an zwei, drei Beispielen zeigen.

Ich war in einem Dachdeckerbetrieb, der seine Beschäftigten mit einem Führerschein für eine Drohne ausgebildet hat. Er fliegt über die Dächer weg, kann das Aufmaß machen, kann Material bestellen, kann den Arbeitseinsatz wunderbar planen und für den Kunden das Angebot erstellen. Das heißt, es ist sehr viel Digitalisierung auch im Handwerk möglich. Hier müssen wir Betriebe unterstützen, diesen Weg zu gehen. Ich glaube, auch mit künstlicher Intelligenz kann man viel im Baustellenmanagement, in der Organisation von Arbeit, in der Einteilung von Fachkräften, in der Schulung, für Qualifizierung und neue Technologien wie auch in der Arbeitssicherheit organisieren. Das ist etwas, was auch Berufsschulen als Kompetenz vermitteln müssen.

Ich will sagen: Wenn es nach der Ausbildung zum Gesellen, zur Gesellin in der Aufstiegsqualifizierung weitergeht zum Techniker oder Meister, müssen wir dafür sorgen, dass der Meister den gleichen Stellenwert hat wie der Master. Das sind wir auch denjenigen schuldig, die sich da anstrengen. Ich war erst am Samstag bei einer Meisterfeier der Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen, wo 180 neue, sehr stolze Meisterinnen und Meister ihren Meisterbrief bekommen haben mit einer super Perspektive vor allen Dingen auch, zu gründen, ihren eigenen Betrieb aufzubauen oder einen Betrieb zu übernehmen.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP und des Abg. Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU])

Ich will zum Schluss noch darauf hinweisen, dass wir mit unserer Politik für die Handwerkerinnen und Handwerker auch eine ganze Menge an Umsatzperspektiven schaffen.

Klimaschutz hat ein Potenzial, das wir die nächsten Jahre ausbauen wollen. Das sind knackige Ausbaupfade. Das werden wir nur realisieren können, wenn wir ausgebildetes Personal haben, das in der Lage ist, die Solaranlage aufs Dach zu schrauben, das die Wärmepumpe einbaut, das dafür sorgt, dass Windräder errichtet werden, das auch in den Werkstätten dafür sorgt, dass repariert wird. Alle diese Fähigkeiten brauchen wir für eine klimaneutrale Wirtschaft. Da hat das Handwerk eine Schlüsselstellung und trägt dazu bei, dass das gelingt.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der SPD und der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Die nächste Rednerin ist Mechthild Heil für die CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7590854
Wahlperiode 20
Sitzung 124
Tagesordnungspunkt Aktuelle Stunde: Gemeinsam für unser Handwerk
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