Katrin StafflerCDU/CSU - Prinzipien der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir diskutieren über Nachhaltigkeit. Insgesamt reden wir aber für meinen Geschmack heute ein bisschen zu viel darüber, wo wir noch gesetzliche Regelungen schaffen können, wo wir was verbieten müssen, um ans Ziel zu gelangen.
Wie wäre es denn, wenn wir stattdessen mal über die Chancen sprechen, die uns Innovationen ermöglichen?
(Beifall bei der CDU/CSU)
Ja, natürlich gibt es bei neuen Technologien immer Befürworter und Skeptiker; davon lebt der politische Diskurs. Mit neuen Technologien sind immer auch Versprechungen und Erwartungen verbunden. Und die Geschichte zeigt: Nicht immer kann man die auch einlösen. Trotzdem: Das Scheitern gehört zur Forschung. Viel wichtiger ist doch, dass man erst mal ganz grundsätzlich offen ist für das, was an neuen Technologien auf uns zukommt, und mir hat heute in der Debatte diese Offenheit gefehlt.
(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)
Deshalb möchte ich klarstellen: Wenn wir erfolgreich sein wollen, müssen wir ideologiefrei denken, und wir dürfen auch keine Tabus haben, wenn es um das Nachdenken über neue Technologien geht. Denn ohne Innovationen, ohne diese neuen Technologien werden wir zum Beispiel den Klimawandel ganz sicher nicht meistern können. Ohne Forschung wissen wir nicht, was wir brauchen, wir wissen nicht, wo wir es brauchen, und vor allem wissen wir nicht, wie es funktioniert.
Deshalb: Lassen Sie uns doch bitte in dieser Debatte auch endlich in der Öffentlichkeit eine Lanze für Forschung und Innovation brechen!
(Dr. Anja Reinalter [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Haben wir doch!)
Das habe ich bislang – seit drei Stunden diskutieren wir – einzig und allein von einem Kollegen gehört, und zwar vom Kollegen Seiter.
(Johannes Wagner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann haben Sie nicht zugehört!)
Ich finde es schade, dass es nur ein Kollege war. Noch viel trauriger, finde ich, ist, dass niemand aus dem BMBF dieses Thema für relevant genug angesehen hat, um hier heute zu sprechen.
(Beifall bei der CDU/CSU – Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da sitzt ein Staatssekretär, und es haben viele Leute dazu geredet! Frau Staffler, Sie sind wohl gerade erst gekommen! Das ist eine Frechheit!)
Deswegen: Lassen Sie uns bitte endlich den Zukunftstechnologien der Forschung in Deutschland in der Debatte den Stellenwert geben, den sie verdient haben! Denn Deutschland kann und muss in dem Bereich einen großen Beitrag leisten. Wir haben hier eine unglaublich starke Forschungslandschaft; aber die müssen wir noch besser nutzen. Und wir brauchen dafür ebendie politische Unterstützung, von der ich heute deutlich zu wenig gehört habe.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Das gilt insbesondere auch im wichtigen Bereich der neuen Züchtungstechnologien. Sie bieten uns die Chance, dass wir Nahrungs- und Lebensmittel ressourcenarm herstellen, und zwar auch unter schwierigsten klimatischen Bedingungen. Leider überwiegt in Teilen des Hauses die Skepsis. Und ich finde es ehrlicherweise schon bemerkenswert, dass der Bundeslandwirtschaftsminister sich heute in einer Debatte zur Nachhaltigkeit hierhinstellt und kein einziges Wort zu diesen neuen Züchtungstechnologien verliert.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Deswegen die dringende Bitte, gesprochen an die Kollegen und Kolleginnen aus der FDP: Machen Sie hier Ihren Koalitionspartnern bitte Druck! Denn offensichtlich brauchen wir diesen Druck. Es kann nicht sein, dass sich Deutschland bei dieser wichtigen Frage am Ende auf europäischer Ebene enthalten muss.
Es geht aber nicht nur um Forschung und Innovation an sich; Nachhaltigkeit ist immer auch mit dem Thema Bildung verbunden. Ich meine damit nicht nur die Chancengerechtigkeit oder die Tatsache, dass unsere Kinder lernen müssen, was „nachhaltig“ bedeutet und wie man sich nachhaltig verhält, sondern wir müssen sie auch frühzeitig für technische Berufe begeistern, weil wir den Nachwuchs in dem technischen Bereich brauchen. Das gilt für das Studium, aber – das möchte ich deutlich sagen – ganz eindeutig auch für den Bereich der beruflichen Ausbildung.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Abschließend will ich feststellen: Innovation kann und darf nicht isoliert stattfinden. Unsere Verantwortung ist, dass wir hier die richtigen Rahmenbedingungen setzen. Deshalb ist es das falsche Signal, gerade am Bildungs- und Forschungshaushalt zu sparen. Das ist die falsche Prioritätensetzung und zeigt, dass die Bundesregierung keine Lust auf Zukunft hat.
Vielen Dank.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Nächste Rednerin ist Dr. Franziska Kersten für die SPD-Fraktion.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7601775 |
Wahlperiode | 20 |
Sitzung | 128 |
Tagesordnungspunkt | Prinzipien der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie |