18.10.2023 | Deutscher Bundestag / 20. WP / Sitzung 130 / Tagesordnungspunkt 4

Christian BarteltFDP - Reform der Ausbildung der Physiotherapieberufe

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Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Gäste auf der Zuschauertribüne! Meine geschätzten Kollegen der Union, es freut mich sehr, zu sehen und zu lesen, dass die Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern doch so gut funktionieren kann.

(Dr. Hendrik Hoppenstedt [CDU/CSU]: Ja! Sehen Sie!)

Anfang des Jahres gab es eine erste Sitzung des Bund-Länder-Begleitgremiums zur Reform der Physiotherapeutenausbildung. Ihre Forderungen in dem Antrag sehen doch ganz nach den Ergebnissen des entsprechenden Fazitpapieres aus. Insbesondere die Anmerkungen aus Bayern und Hessen haben Sie eins zu eins übernommen.

(Emmi Zeulner [CDU/CSU]: Ja, weil ich aus Bayern komme!)

– Richtig.

Jetzt könnte ich Ihnen ein Kompliment für gelungenes Copy-and-paste machen.

(Heiterkeit und Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)

Aber ich möchte mich ausdrücklich bei Ihnen bedanken. Denn Sie geben mir mit diesem teilweise sehr gelungenen Antrag die Möglichkeit,

(Dr. Hendrik Hoppenstedt [CDU/CSU]: … zuzustimmen!)

die gute Arbeit von uns Liberalen innerhalb der Ampel mit den Ländern einfach mal herauszustellen. Jetzt können Sie gleich wieder Zwischenrufe starten: „Dann können Sie doch zustimmen!“

(Dr. Hendrik Hoppenstedt [CDU/CSU]: Habe ich ja gerade gemacht!)

– Darauf habe ich gewartet. – Nein, können wir nämlich nicht. Ein bisschen was gibt es dann doch noch zu überarbeiten. Sie sind natürlich herzlich eingeladen, sich daran im parlamentarischen Verfahren weiter zu beteiligen.

Vielleicht ein paar einleitende Worte vorweg: Physiotherapie ist tatsächlich ein ganz wichtiger Bestandteil der Gesundheitsversorgung und -vorsorge, und zwar für Menschen jeden Alters. Sie spielt eine entscheidende Rolle bei der Behandlung von Verletzungen, Erkrankungen und chronischen Schmerzen. Denn der menschliche Bewegungsapparat ist ein komplexes System aus Muskeln, Gelenken und Knochen, und diese sind täglich großen Belastungen ausgesetzt. Durch Unfälle, Sportverletzungen, degenerative Erkrankungen oder auch durch Belastungen im Arbeitsalltag können Schmerzen und Bewegungseinschränkungen auftreten. Physiotherapeutische Anwendungen helfen dabei, genau diese Probleme zu behandeln, Schmerzen zu lindern und die Mobilität und damit auch die Lebensqualität der Patienten wiederherzustellen; das wurde vorhin schon ausgeführt. Um all das zu bewerkstelligen, braucht es natürlich gut geschultes und gut ausgebildetes Fachpersonal.

Jetzt ist hier weder der Ort noch die Zeit, um auf Ihre einzelnen Forderungen einzugehen; aber ich möchte die Chance nutzen, um einige wichtige Weichen für die kommende Debatte zu stellen. Denn die Reform aus dem BMG wird ja kommen. Ganz wichtig dafür ist, dass eine Reform in der Physiotherapeutenausbildung unbedingt auch die Wünsche und Forderungen der Verbände berücksichtigen sollte; das sollte unsere Zielmarke sein. Dass ein Bedarf an Überarbeitung besteht, das wissen Sie, das wurde uns auch von den Verbänden gespiegelt, das weiß auch das BMG. Ob Sie das Ganze nun „Evolution“ oder „Revolution“ nennen, das steht Ihnen völlig frei. Viel wichtiger als die Überschrift sind nämlich die Inhalte. Also, halten wir mal ganz kurz fest:

Erstens. Ja, wir brauchen eine Reform.

Zweitens. Eine Teilakademisierung sollte auf jeden Fall eine Rolle spielen; da sind wir auch dabei. Und nein, es macht keinen Sinn, heute darüber zu entscheiden – die Leistungserbringer fassen sich dann im Nachgang wieder an den Kopf oder schütteln ihn zumindest –; denn natürlich muss auch die Finanzierungsfrage geklärt sein.

(Emmi Zeulner [CDU/CSU]: Das steht ja drin!)

Jetzt schlage ich mal den Bogen zu meiner Einleitung; denn je weiter die Akademisierung voranschreitet, umso mehr Kosten werden natürlich auch auf die Länder zukommen. Ich hoffe, auch dann ist die Zusammenarbeit mit Ihren Ländern immer noch so gut. Denn nur deren Informationen zu nutzen, um hier einen Antrag einzubringen, und dann bei der Finanzierung der eigenen Vorschläge wieder abzublocken, das sollte nicht sein.

(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Kleine Randnotiz: Sie wollen primärqualifizierende Studiengänge; da bin ich d’accord. Dann muss aber auch die Praxisfrage geklärt sein, also die Frage der praktischen Ausbildung nebenher. Denn Sie müssen im Vorfeld Kooperationsvereinbarungen zwischen der studentischen Ausbildung und den lokalen und regionalen Leistungserbringern anbahnen. So ad hoc geht das also nicht.

Einen Hinweis von Ihnen, liebe Union, möchte ich gerne hervorheben, nicht weil ich die Bedeutung des Offensichtlichen erneut unterstreichen müsste, sondern weil der Wert für die Gesellschaft wirklich so hoch ist: Natürlich werden wir darauf achten, dass die vollwertige berufliche Teilhabe von Behinderten erhalten bleibt; denn ein so gelungenes Konzept mit so einem Nutzen für die Leistungserbringer, für die Patienten und für die Gesellschaft wird fraglos auch Inhalt des nächsten Gesetzes sein.

Vielen lieben Dank.

(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Emmi Zeulner [CDU/CSU]: Der Gesundheitsminister hat Copy-and-paste von uns gemacht!)

Jetzt erhält das Wort Simone Borchardt für die CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7602174
Wahlperiode 20
Sitzung 130
Tagesordnungspunkt Reform der Ausbildung der Physiotherapieberufe
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