19.10.2023 | Deutscher Bundestag / 20. WP / Sitzung 131 / Tagesordnungspunkt 19

Marianne SchiederSPD - Errichtung eines Dokumentationszentrums 2. Weltkrieg

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Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! In der vergangenen Wahlperiode hat die Große Koalition nach intensiver Vorarbeit die Errichtung eines Dokumentationszentrums „Zweiter Weltkrieg und deutsche Besatzungsherrschaft in Europa“ auf den Weg gebracht. Auch FDP, Linke und Grüne haben zugestimmt und damit deutlich gemacht, wie wichtig das Projekt für den Deutschen Bundestag ist.

Es soll ein Ort entstehen, wo die nationalsozialistische Kriegsführung und die Besatzung von 1939 bis 1945 in den Blick genommen werden, ebenso die ihr zugrundeliegende Ideologie, die ungeheuerlichen Verbrechen und die bis heute andauernden Nachwirkungen in den betroffenen Ländern.

Wir brauchen dieses Zentrum zur Ergänzung unserer Forschungs-, Erinnerungs- und Gedenkeinrichtungen. Denn noch immer – das möchte ich betonen – ist in unserer Bevölkerung das Wissen über diese Zeit und die verübten Verbrechen kaum bekannt.

Ich danke den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Deutschen Historischen Museums für den erarbeiteten Realisierungsvorschlag, insbesondere Herrn Professor Raphael Gross, der das Projekt mit viel Weitsicht lenkt. Mit unserer heute zur Diskussion stehenden Entschließung unterstützen wir das Konzept und verdeutlichen noch einmal, worauf wir einen besonderen Schwerpunkt legen wollen.

Ich bin sehr dankbar, dass sich die Union in die Antragsberatungen mit eingebracht hat, um das gemeinsam beschlossene Projekt auch weiterhin mitzutragen und zu begleiten.

Herzlichen Dank an Herrn Kollegen Thomas Hacker und Herrn Kollegen Erhard Grundl sowie an Frau Kollegin Annette Widmann-Mauz für die gute Zusammenarbeit.

Der SPD-Bundestagsfraktion ist es wichtig, dass das Zentrum eine europäische Perspektive hat und mit Partnerinnen und Partnern aus unseren Nachbarländern entwickelt und aufgebaut wird. Das Zentrum wird deutlich machen, wie viele Menschen unter den Nazis leiden mussten – es waren über 230 Millionen –, und es wird darstellen, was die Deutschen den Menschen während der Besatzungsherrschaft in ganz Europa, aber besonders im Osten Europas angetan haben. Damit wird sicher auch das Verständnis dafür wachsen, dass die Erinnerung daran in vielen europäischen Ländern immer noch sehr präsent ist und eine Auseinandersetzung damit von uns Deutschen erwartet wird, wie ich meine, zu Recht. Gleichzeitig wird es auch darum gehen, aufzuzeigen, wie wesentliche Teile der damaligen deutschen Gesellschaft an den Verbrechen beteiligt waren und von der Ausbeutung der Opfer wirtschaftlich profitierten.

Wir wollen, dass das neue Zentrum gut in die bestehende Gedenkstättenstruktur integriert wird und durch Vernetzung und Kooperation eine wechselseitige Bereicherung entsteht. Es geht jetzt darum, dass das Projekt, das sicherlich lange brauchen wird, bis es endgültig fertig ist, fortgeführt werden kann und zügig ein geeigneter Standort fixiert wird. Ebenso soll das Zentrum seine inhaltliche Arbeit schnell aufnehmen können. Denn seine Aktivitäten sind nicht an ein Gebäude in Berlin gebunden oder darauf beschränkt. Wanderausstellungen und Bildungsprogramme können bereits angegangen werden. Das geplante Fellowship-Programm kann schon in der Umsetzungsphase Menschen und Erkenntnisse zusammenbringen. In diesem Sinne bitte ich die Bundesregierung, die nötigen Schritte beherzt anzugehen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich bin wirklich sehr froh, dass wir heute wieder einen wichtigen Baustein setzen können, um diese bedeutende und einzigartige Einrichtung weiter voranzubringen und sie bald mit Leben erfüllen zu können.

Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)

Für die AfD-Fraktion hat das Wort Dr. Marc Jongen.

(Beifall bei der AfD)


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7602380
Wahlperiode 20
Sitzung 131
Tagesordnungspunkt Errichtung eines Dokumentationszentrums 2. Weltkrieg
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