Bernd WestphalSPD - Wasserstoffhochlauf
Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Wasserstoff ist ein wichtiges Thema. Von daher ist es gut, dass wir heute den Antrag der CDU/CSU hier beraten.
Allerdings muss ich sagen: Der Antrag ist etwas überholt. Denn wenn Sie mal gucken:
(Der Redner hält ein Papier hoch)
Die Nationale Wasserstoffstrategie ist schon längst weiterentwickelt. Die Bundesregierung hat mit dem Parlament auf 38 Seiten Maßnahmen formuliert, die in Ihrem Antrag richtigerweise gefordert, aber jetzt schon in der Umsetzung sind. Von daher: „Thema verfehlt“ würde ich sagen!
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Diese Debatte hat aber gezeigt, dass wir in vielen Punkten übereinstimmen; deshalb ist sie wichtig.
Ich will das mal europäisch und auch historisch einordnen. Im 20. Jahrhundert hat die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl, 1952 gegründet, dafür gesorgt, dass durch die Montanindustrie die Grundlage für Wirtschaftswachstum, für eine prosperierende Wirtschaft in Deutschland und Europa gelegt wurde. Wir haben jetzt, im 21. Jahrhundert, die Verpflichtung, das ohne fossile Energien weiterzuentwickeln. Deshalb wäre es gut, wenn wir eine Europäische Gemeinschaft für erneuerbare Energien und Wasserstoff hätten. Das wäre genau das, was wir in Deutschland mit sehr ambitionierten Zielen unterstützen wollen, und das steht in der Nationalen Wasserstoffstrategie.
(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)
Um was geht es? Das erste Element im Periodensystem ist nun einmal Wasserstoff, mit guten Eigenschaften zur Energiespeicherung. Beim Ausbau der erneuerbaren Energien müssen wir dafür sorgen, dass Energie aus den volatilen, also schwankenden Energieträgern Photovoltaik und Wind – das werden die Säulen der Zukunft sein – gespeichert werden kann. Das gelingt mit Wasserstoff. Deshalb ist es gut, dass die Forschungsministerin dieser Debatte beiwohnt und dass im Forschungsministerium die Schwerpunkte auf Erzeugung, Transport, Speicherung und Verwendung von Wasserstoff gesetzt werden. Das sind wichtige Impulse. Wir sehen, dass auch die Wirtschaft schon lange auf dem Weg ist und sich gemeinsam mit Forschung und Entwicklung engagiert, um diese Innovationen nach vorne zu treiben.
(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Auch auf europäischer Ebene passiert viel. Es ist klugen Abgeordneten im Europaparlament wie dem Industriepolitiker Jens Geier zu verdanken, dass wir in der Ausrichtung der Europäischen Kommission Rahmenbedingungen für eine Infrastrukturmodernisierung schaffen, die auch das Wasserstoffthema adressiert. Wir sind dabei, bestehende Erdgasleitungen umzuwidmen, die man dann zum Transport von Wasserstoff nutzen kann. Parallel dazu sollen die bereits vorhandenen Kavernen- oder Porenspeicher genutzt werden. Das wird dazu führen, dass wir die Grundlagen dafür legen, die Versorgungssicherheit mit Wasserstoff zu garantieren.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)
Entscheidend für unseren Industriestandort ist die industrielle Produktion der Zukunft und damit die Absicherung vieler Arbeitsplätze und Ausbildungsplätze. Das gelingt nur, wenn wir jetzt den Hochlauf der Wasserstoffindustrie mit ambitionierten Rahmenbedingungen fördern. Wir haben in der Fortschreibung der Nationalen Wasserstoffstrategie die Erzeugungsleistung von 5 auf 10 Gigawattstunden verdoppelt. Das wird dazu führen, dass unsere Industrie entsprechend innovativ bleibt.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Jeder, der sich die Zahlen anguckt, wird sehen, dass wir nicht alles heimisch erzeugen können, sondern auch auf Importe angewiesen sind. Das ist jetzt nicht dramatisch. Wenn man sich die heutige Primärenergiestruktur in Deutschland anguckt: Wir sind zum Beispiel beim größten Primärenergieträger, beim Erdöl, abhängig von Importen – nur 1 Prozent produzieren wir selber –; bei Gas, dem zweitgrößten Primärenergieträger, ist es ähnlich: Da kommen 90 Prozent aus dem Ausland. Deshalb wird es auch bei Wasserstoff so sein, dass wir in anderen Ländern mit unserer Technologie dazu beitragen können, dass dort Wasserstoffproduktionen aufgebaut werden können. Durch die kluge Maßnahme der Einrichtung der Stiftung H2Global können wir Geld ausreichen, um die entsprechenden Länder bei ihrer Entwicklung zu unterstützen.
Die Idee der H2Global-Stiftung wird jetzt auf die europäische Ebene übertragen. Dies sorgt dafür, dass wir als Kontinent Europa, als Binnenmarkt, als Wirtschafts- und Wertegemeinschaft bei der klimaneutralen Wirtschaft und Produktion weiterkommen. Das wird jetzt der Turbo für Transformation und Energiewende sein. Deshalb sind wir alle gut beraten, an diesem Punkt weiterzuarbeiten.
Herzlichen Dank.
(Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP)
Vielen Dank, Herr Kollege Westphal. – Letzter Redner in dieser Debatte ist der Kollege Bengt Bergt, SPD-Fraktion.
(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7602518 |
Wahlperiode | 20 |
Sitzung | 132 |
Tagesordnungspunkt | Wasserstoffhochlauf |