Dirk WieseSPD - Schutz jüdischen Lebens in Deutschland
Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Frau Friedländer! Sehr geehrter Herr Schuster! Sehr geehrter Herr Botschafter Prosor! Der heutige 9. November erinnert uns an die Schrecken der Reichspogromnacht vor 85 Jahren. Aber die Erinnerung am heutigen 9. November ist eine andere als in den vergangenen Jahren. Vor gut einem Monat haben wir den barbarischen Terrorangriff der Hamas auf Israel gesehen. Es ist gesagt worden: Es ist einer der schwärzesten Tage für Menschen jüdischen Glaubens gewesen, mit einer der größten Opferzahlen an einem Tag seit der Shoah.
Ich glaube, es ist gerade für uns, die wir in den vergangenen Jahren immer wieder gesagt haben, dass wir auch als nachfolgende Generation eine Verantwortung haben, wichtig, dass so etwas nie wieder passiert. Das, glaube ich, muss deutlich werden. Wir alle sind jetzt gefordert, Menschen jüdischen Glaubens deutlich zu machen, dass sie zu diesem Land gehören, dass sie Teil unserer Gesellschaft sind, dass dieses „Nie wieder!“ wichtiger ist als je zuvor und dass wir in diesen Zeiten an ihrer Seite stehen.
(Beifall bei der SPD und der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der Abg. Dr. Petra Sitte [DIE LINKE])
Bei allem Schrecken, den wir dieser Tage erleben, bei allem, was uns wütend macht, was wir auf den Straßen an Demonstrationen sehen: Ich will denjenigen Bürgerinnen und Bürgern bei uns im Land Danke sagen, die heute zwischen Kiel und München an vielen Stellen der Reichspogromnacht, des Schreckens gedenken und ein wichtiges Zeichen setzen. Viele Schülerinnen und Schüler beschäftigen sich gerade in diesen Tagen mit den Schrecken der Reichspogromnacht, mit den Lehren, die daraus zu ziehen sind, mit der Verantwortung, die wir haben. Denjenigen, die heute, an diesem 9. November, ein wichtiges Zeichen im ganzen Land setzen, möchte ich Danke sagen.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)
Ich glaube – und das möchte ich noch mal unterstreichen –, es gäbe ein wichtiges Zeichen, das wir setzen können. Wir haben nämlich vor nicht allzu langer Zeit ein beeindruckendes Jahr in Deutschland gehabt, wo wir an 1 700 Jahre jüdisches Leben bei uns im Land erinnert haben.
(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Ich glaube, es wäre ein wichtiges Zeichen, gemeinsam als demokratische Parteien hier im Deutschen Bundestag genau zu überlegen, dass wir gerade jetzt noch mal so eine Initiative auf den Weg zu bringen, um ein Zeichen für jüdisches Leben bei uns im Land zu setzen, dass wir noch mal so eine Veranstaltung in diesem Land machen und damit ein Zeichen setzen: Jüdisches Leben gehört zu Deutschland, und das jetzt. Das müssen wir deutlich machen.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)
Zu guter Letzt will ich auf einen Punkt aufmerksam machen, den Cem Özdemir richtigerweise angesprochen hat: Man kommt nicht als Antisemit auf die Welt. Das Entscheidende und die große Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass wir genug Möglichkeiten haben – Bildungsprogramme, Präventionsmaßnahmen –, um dafür zu sorgen, dass dem Hass und der Hetze, die wir in den letzten Tagen erleben, insbesondere in den sozialen Medien, etwas entgegengesetzt wird. Das wird unsere entscheidende Aufgabe sein. Das wird nicht einfach, das wird ein Marathon werden. Aber genau da müssen wir ansetzen.
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.
(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)
Vielen Dank, Herr Kollege Wiese. – Nächster Redner ist der Kollege Christoph de Vries, CDU/CSU-Fraktion.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7603061 |
Wahlperiode | 20 |
Sitzung | 134 |
Tagesordnungspunkt | Schutz jüdischen Lebens in Deutschland |