Lars RohwerCDU/CSU - Finanzierung der DDR- und Kommunismus-Forschung
Glück auf, Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Heute vor 34 Jahren, genau um diese Zeit, bin ich höchstwahrscheinlich sehr nachdenklich von der Kreuzschule in meiner Heimatstadt Dresden nach Hause gegangen. Es war eine Zeit, in der wir jungen Leute sehr viel diskutiert haben. Und ja, die Schule ging in der DDR lang.
Ich war Abiturient in der zwölften Klasse, und ich sollte im kommenden Jahr die Hochschulreifeprüfung ablegen. Eine junge Frau aus meiner Jungen Gemeinde sollte zwei Jahre davor, obwohl sie Klassenbeste war, nicht die Möglichkeit bekommen, in der DDR ihr Abitur zu machen, weil sie nicht in der FDJ war und nicht die Jugendweihe erhalten hatte. Auf diese infame Art und Weise hat die DDR mit jungen Menschen gespielt, Lebensträume und Menschen zerstört.
Heute vor 34 Jahren zu Hause angekommen, habe ich in den Rundfunknachrichten davon gehört, dass sich hier in Berlin eine Christlich-Demokratische Jugend gegründet hat – für mich als junger Christ eine Sensation. Bisher gab es nur die allgegenwärtige FDJ der DDR-Staatspartei SED. „ Sofort, unverzüglich“ – am selben Abend vor 34 Jahren hatte Schabowski gegen 19 Uhr diese Worte gesagt. Die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer in der DDR. Um 21.20 Uhr ging der Grenzübergang Bornholmer Straße auf. Die vielen versammelten Menschen strömten glückselig nach Westberlin.
Heute, am 9. November 2023, jährt sich der Fall der Mauer, die Öffnung der innerdeutschen Grenze, zum 34. Mal. Auch heute noch überkommt mich Gänsehaut, wenn ich an diese Friedliche Revolution denke. Der gewaltfreie Mauerfall war ein großes Glück für die deutsche Geschichte.
(Beifall bei der CDU/CSU, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)
Die DDR war ein Unrechtsstaat. Junge Menschen wie die junge Frau aus meiner Jungen Gemeinde in Dresden-Blasewitz wurden ohne Grund in diesem Staat drangsaliert und in ihrer Entwicklung behindert. Und wir sind eben immer noch am Anfang dieser Aufarbeitung.
Deswegen war ich schon ziemlich erschüttert, als die Linksfraktion im Ausschuss gezeigt hat, dass sie diese Aufarbeitung immer noch nicht möchte, indem sie sich enthalten hat. Welcher Zacken wäre Ihnen denn aus Ihrer schon genügend lädierten Krone gefallen, hätten Sie hier zugestimmt, um deutlich zu machen, dass Sie eine Aufarbeitung wollen?
Im kulturellen Erbe liegt ein wichtiges Potenzial für die zukünftige Gestaltung der Gesellschaft. Die Erforschung und wissenschaftliche Aufarbeitung der DDR als zweite Diktatur auf deutschem Boden muss lückenlos, dauerhaft und nachhaltig fortgeführt werden.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Wir haben dieses Jahr Förderlücken zwischen den beiden Förderphasen in der DDR-Forschung erlebt. Exzellente Forscherinnen und Forscher auf dem Gebiet der DDR- und Kommunismusforschung haben sich umorientieren müssen. Dank unseres Antrags hat die Koalition nachgesteuert. Für dieses Engagement, Kolleginnen und Kollegen, bin ich wirklich dankbar.
Ich plädiere ganz bewusst für eine dauerhafte Forschungsförderung auf dem Gebiet der DDR- und Kommunismusgeschichte. Die Zeitzeugen sprechen jetzt. Lassen wir sie nicht erst von uns gehen, sondern führen wir jetzt die Aufarbeitung fort! Die DDR-Forschung muss zu einem festen Bestandteil von Forschung und Lehre an den Hochschulen in Deutschland werden.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Auch die MPK-Ost hat sich für die Fortführung der DDR-Forschung ausgesprochen. Und die Forschungsministerin hat sich im Ausschuss offen für eine neue Förderrichtlinie gezeigt, die sich nahtlos an die 2025 auslaufende Förderung anschließen soll. Das BMBF hat einen 20 Milliarden Euro schweren Etat. Die Ministerin kann ins Haus verfügen, dass die 40 Millionen Euro der vergangenen Förderrichtlinie wieder bereitzustellen sind. Wir fordern die Ministerin auf: Tun Sie etwas, damit die Forschungsförderung weiter gut vorangeht!
(Beifall bei der CDU/CSU)
Das BMBF muss jetzt zügig in die Planungen gehen und den Austausch mit den Forschungsverbünden suchen, so wie es der Kollege Seiter gerade angesprochen hat.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, meine Damen und Herren, die DDR-Forschung ist wichtig, um den Opfern des SED-Regimes ein Gesicht zu geben.
Frau Stark-Watzinger, Sie haben im Forschungsausschuss gesagt, Sie hätten die Hand auf der DDR-Forschung. Wir nehmen Sie beim Wort und ermuntern Sie zu den angekündigten Förderrichtlinien ab 2026. Denn: Die entscheidenden Jahre für die DDR-Forschung sind genau jetzt.
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Die nächste Rednerin ist Ye-One Rhie für die SPD-Fraktion.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7603177 |
Wahlperiode | 20 |
Sitzung | 134 |
Tagesordnungspunkt | Finanzierung der DDR- und Kommunismus-Forschung |