15.11.2023 | Deutscher Bundestag / 20. WP / Sitzung 136 / Tagesordnungspunkt 3

Maja WallsteinSPD - Internationalisierung von Wissenschaft und Lehre

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Sehr geehrte Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Besucherinnen und Besucher, schön, dass Sie da sind! Es geht hier heute in der Debatte um viel, einerseits quantitativ, weil es um einen Antrag unserer Koalitionsfraktionen geht, der sehr umfangreich ist, und andererseits auch qualitativ, weil es um ein sehr wichtiges, bedeutungsschweres und tatsächlich auch sehr aktuelles Themenfeld geht.

Es geht um die Weiterentwicklung unserer Internationalisierungsstrategie von Wissenschaft und Forschung, gerade auch in Zeiten von Krisen. Es geht um die Resilienz, um die Widerstandskraft des Wissenschaftssystems und um Wissenschaftsdiplomatie. Es geht uns darum, in Zeiten multipler Krisen grenzüberschreitende Wissenschaftskooperationen zu fördern, um globale Herausforderungen auf Augenhöhe adressieren zu können.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Unser Antrag behandelt all diese Aspekte in sage und schreibe 26 Punkten, und einer davon ist Wissenschaftsfreiheit. Über die Hälfte der Weltbevölkerung lebt 2023 in Ländern, in denen die Wissenschaftsfreiheit abnimmt. Ich habe schon in meiner allerersten Rede hier im Haus gesagt, dass wir ein Land sein müssen, das sich für Wissenschaftsfreiheit einsetzt und diese immer wieder verteidigt. Und da war noch nicht klar, wie zum Beispiel die Wissenschaftsfreiheit in der Ukraine durch den russischen Angriffskrieg gefährdet werden würde.

Aber wir haben schnell reagiert, und unter anderem der Deutsche Akademische Austauschdienst, DAAD, und die Alexander-von-Humboldt-Stiftung haben sichergestellt, dass Studierende und Wissenschaftler/-innen aus der Ukraine hier weiter forschen und studieren können.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Alexander Föhr [CDU/CSU]: Ja, und jetzt kürzen Sie es! Jetzt kürzen Sie es! Das ist die Wahrheit!)

Auch deshalb müssen wir den DAAD und AvH weiter systematisch fördern, damit diese ihre so wichtige Arbeit fortführen können.

Aber es muss jetzt auch darum gehen, Perspektiven zu schaffen und die Ukraine dabei zu unterstützen, ihr Bildungs- und Forschungssystem wieder aufzubauen. Dabei darf die Bedeutung von lokalen Infrastrukturmaßnahmen nicht unterschätzt werden. Ich wurde von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde zu Beginn dieses Jahres gefragt, ob ich die Hochschule dabei unterstützen kann, Finanzquellen für die Sicherstellung der Stromversorgung ihrer ukrainischen Partneruniversität zu finden. Die Nachfrage bei verschiedenen Bundesministerien ergab, dass es nicht nur eine, sondern viele Möglichkeiten gibt, wie die Hochschule ihre Partneruni unterstützen kann. Das Engagement ist vielfältig. Und ich bin froh, dass Deutschland so aktiv ist und zu einem der größten Unterstützer der Ukraine zählt.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)

Wir wollen auch die Mobilitätsmaßnahmen in Hochschulbildung und -forschung weiterentwickeln, um internationale Talente zu gewinnen. Mit Blick auf den bedauernswerten Antrag der AfD muss ich hier als Lausitzerin, als Ostdeutsche mal wieder sagen: Sie von der AfD helfen uns da nicht.

In meiner Region, in der Lausitz, geht es gerade richtig nach oben: In nahezu jeder Ecke entwickeln Menschen eine fantastische Zukunft in vielen Bereichen. Und wir wollen und wir werden Spitzenforschung bei mir zu Hause vorantreiben. Aber: Internationale Spitzenforscherinnen und -forscher überlegen sich zweimal, ob sie in eine Region kommen, wo Leute wie Sie aggressive Stimmung machen gegen eigentlich alles, was irgendwie nach Zukunft aussieht.

(Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP)

Diese Spitzenkräfte überlegen sich zweimal, ob sie die Kraft haben für die alltägliche Konfrontation mit gesichert rechtsextremen – vermutlich bald überall gesicherten rechtsextremen – Umtrieben, mit deren Rhetorik und mit deren Anfeindungen.

(Zuruf des Abg. Karsten Hilse [AfD])

Und ich finde es daher lächerlich bis zynisch, dass die AfD in ihrem Antrag davon redet, den Braindrain, also das Abwandern von Spitzenkräften, verhindern zu wollen. Ihnen muss doch klar sein, dass Ihre Wissenschaftsfeindlichkeit

(Karsten Hilse [AfD]: „Ihre Wissenschaftsfeindlichkeit“, um Gottes willen! Die einzige Wissenschaft, die Sie kennen, ist Genderideologie!)

und Ihre Verbreitung von Fake News original dafür sorgt, dass Menschen sich abwenden, selbst von einer so fantastischen und spannenden Region wie der Lausitz, die wir weiter zur „Wowsitz“ machen. Das lassen wir uns auch von Ihnen nicht kaputtmachen. Wir werden Ihnen weiter die Stirn bieten.

(Karsten Hilse [AfD]: Bald aber nicht mehr im Parlament!)

Und an alle anderen und Sie da oben: Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)

Für die CDU/CSU-Fraktion hat jetzt das Wort die Kollegin Monika Grütters.

(Beifall bei der CDU/CSU)


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7603564
Wahlperiode 20
Sitzung 136
Tagesordnungspunkt Internationalisierung von Wissenschaft und Lehre
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