Holger BeckerSPD - Internationalisierung von Wissenschaft und Lehre
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Von der Luft- und Raumfahrt über Energie- und Klimafragen bis hin zu Global Health – in vielen Bereichen ist internationale Kooperation bei großen Herausforderungen an der Tagesordnung und ein wichtiges Erfolgskriterium; denn selten verfügt ein Land allein über alle Fähigkeiten und das vollständige Know-how, um auf diese Herausforderungen entsprechend zu antworten. Das gilt allgemein, aber insbesondere natürlich für den Bereich der Forschung.
Mit dem vorliegenden Antrag legt die Ampel eine Reihe von konkreten Maßnahmen auf den Tisch, um den Herausforderungen im Bereich der internationalen Forschung zu begegnen: von vereinfachter Fachkräftezuwanderung über die Erstellung von Handlungsleitlinien für internationale Kooperationen mit Institutionen bis hin zur Frage, mit wem man international zusammenarbeitet und vielleicht künftig zusammenarbeiten will.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, viele Jahrzehnte war die Wissenschaft ein vergleichsweise wenig politisches Metier und zum Teil auch Rückzugsbereich für politisch Andersdenkende. Man denke nur an die Dissidenten in der ehemaligen UdSSR. In den letzten Jahren hat sich dahin gehend leider vieles zum Schlechteren verändert. Wissenschaft ist zu einem Instrument geworden, das vor allem von autoritären Regimen strategisch eingesetzt wird, um geopolitische Machtpolitik zu betreiben. Das ist eine Entwicklung, auf die wir reagieren müssen. Hierbei gilt es, das Bewusstsein bei den relevanten Akteurinnen und Akteuren dafür zu stärken, dass hybride Bedrohungslagen eben nicht nur in offensichtlichen Bereichen, sondern auch in Wissenschaftseinrichtungen gegeben sein könnten.
Das soll mitnichten heißen, dass die Forschung in diesem Bereich naiv gewesen wäre, ganz im Gegenteil. Die Max-Planck-Gesellschaft kam bereits 2010 unter dem Titel „Hinweise und Regeln der Max-Planck-Gesellschaft zu verantwortungsvollem Umgang mit Forschungsfreiheit und Forschungsrisiken“ zu folgendem Schluss – ich zitiere –:
„Auch wenn internationale Kooperation ein Grundprinzip erfolgreicher Forschung ist, kann sich unter dem Aspekt der Risikominimierung daher im Einzelfall eine Einschränkung der internationalen Zusammenarbeit oder ein Verzicht auf Partner oder Mitarbeiter aus bestimmten Staaten empfehlen.“
Kurz gesagt: Wir müssen verstärkt ein Augenmerk darauf legen, mit wem wir auf welche Weise und wie intensiv wir kooperieren, insbesondere in sensiblen Bereichen – um des Wohls der Wissenschaftsfreiheit willen.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und des Abg. Dr. Stephan Seiter [FDP])
Sehr geehrte Damen und Herren, denn es ist so: Es gibt einfach keinen einzigen Forschungsbereich, innerhalb dessen die Forschung an Ländergrenzen haltmachen würde. Deswegen brauchen wir internationale Kooperation.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der Abg. Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] und Dr. Stephan Seiter [FDP])
Einer der großen Mehrwerte, den insbesondere unsere europäische Gemeinschaft dabei bietet, ist ebendiese grenzüberschreitende Zusammenarbeit in unserem europäischen Werteraum. Indem wir in dem vorliegenden Antrag darauf abzielen, diese Zusammenarbeit zum Beispiel im Bereich der Forschungsdateninfrastruktur zu stärken, gehen wir aus meiner Sicht genau den richtigen Weg im Sinne der Wissenschaftsfreiheit.
Vielen Dank.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)
Die wahrscheinlich letzte Rednerin in der Debatte ist Katrin Staffler für die CDU/CSU-Fraktion.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Source | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Cite as | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
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Electoral Period | 20 |
Session | 136 |
Agenda Item | Internationalisierung von Wissenschaft und Lehre |