15.11.2023 | Deutscher Bundestag / 20. WP / Sitzung 136 / Tagesordnungspunkt 4

Hannes WalterSPD - Strukturwandel in den ostdeutschen Kohleregionen

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Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Über meine Heimat in Ostdeutschland, besonders die Lausitz, rede ich natürlich immer sehr gerne, besonders hier im Deutschen Bundestag. Deswegen bin ich Ihnen fast schon dankbar für den Antrag, liebe CDU/CSU-Fraktion. Inhaltlich notwendig, denke ich, ist er allerdings eher weniger.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der FDP)

Ganz vieles, was Sie fordern, läuft bei uns schon längst. Dass wir mitten in der Transformation stecken, wissen wir in Ostdeutschland alle; denn man sieht an vielen Orten, dass sich einiges bewegt. Der Osten wird fit für die Zukunft. Politischer Wille ist und bleibt, dass spätestens 2038 aus der Kohle ausgestiegen wird. Das ist breiter Konsens. Davon gehe ich aus. Ein vorzeitiger Ausstieg steht politisch zurzeit überhaupt nicht zur Debatte.

Was allerdings für Verunsicherung sorgt, ist Ihr Antrag. Sie tun ja so, als wären wir vor Ort untätig. Aber genau das Gegenteil ist der Fall. In Ostdeutschland und vor allem in der Lausitz werden aktuell die Weichen für den Kohleausstieg gestellt.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Maja Wallstein [SPD]: Ganz genau!)

Die sichere Energieversorgung hat dabei oberste Priorität, und daran arbeiten die Akteure in unserer Region hart. Die LEAG setzt mehr und mehr auf erneuerbare Energien. Im Industriepark Schwarze Pumpe – meine hochgeschätzte Kollegin Maja Wallstein hat ihren Wahlkreis dort – laufen gerade die Vorbereitungen für das Wasserstoff-Referenzkraftwerk Lausitz. Es soll im kommenden Jahr gebaut werden.

(Maja Wallstein [SPD]: Richtig!)

Außerdem wird der brandenburgische Teil der Lausitz an das Wasserstoffkernnetz angebunden. Das hat Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck gestern angekündigt – ein weiterer wichtiger Schritt. Verschiedene Maßnahmen sorgen also dafür, dass die Lausitz auch in Zukunft Energieregion bleiben wird.

Der Bund unterstützt die Kohleregionen selbstverständlich auch beim Ausstieg, und das nicht nur beim Thema Energiesicherheit. Denn natürlich ist auch wichtig, dass in den Strukturwandelregionen ausreichend sichere und zukunftsfähige Arbeitsplätze entstehen.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der Abg. Bernhard Herrmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] und Pascal Kober [FDP])

Das passiert zum Beispiel durch Ansiedlung von Unternehmen. Gleichzeitig investieren auch Unternehmen, die schon lange ihre Heimat bei uns haben. Erst im Sommer hat die BASF in Schwarzheide die erste Kathodenfabrik Deutschlands in Betrieb genommen. Bisher wurden die Kathoden meistens aus Asien importiert. Jetzt wird direkt in Schwarzheide produziert, und zwar für Deutschland und ganz Europa.

(Maja Wallstein [SPD]: Mega!)

In den Bau der Fabrik hat nicht nur BASF selbst investiert, sondern auch der Bund und das Land Brandenburg. Das sind genau die Investitionen, die wir brauchen. Weitere Unternehmen aus der Branche haben ihre Ansiedlung bereits angekündigt.

Beim Thema Batterieproduktion ist nämlich nicht nur in Schwarzheide Bewegung, sondern auch in anderen Teilen meines Wahlkreises, beispielsweise in Lauchhammer. Das stärkt unseren Wirtschaftsstandort und sorgt für neue Arbeitsplätze. Dadurch entsteht in der Lausitz ein Schwerpunkt der europäischen Batterieproduktion, und das nicht irgendwann in der Zukunft, sondern jetzt.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Das ist auch Verdienst der brandenburgischen Landesregierung. Sie stellt sicher, dass die Strukturstärkungsmittel so eingesetzt werden, dass die Lausitz langfristig gestärkt wird. Der Werkstattprozess in Brandenburg beispielsweise ist für die Vergabe der Fördermittel immer wieder als gutes Beispiel aufgeführt worden. In fünf thematischen Werkstätten diskutieren hier Expertinnen und Experten über die besten Projektvorschläge. Und das funktioniert auch sehr gut. Es ist absolut richtig, dass wir dabei einen Schwerpunkt auf die Gewinnung von Fachkräften legen. Deshalb wird auch in die Berufsausbildung investiert, zum Beispiel im Oberstufenzentrum Elbe-Elster in Elsterwerda. Am OSZ habe auch ich von 2000 bis 2004 meine Berufsausbildung zum Kfz-Mechaniker gemacht. Deswegen freut es mich besonders, dass es hier vorangeht. Im Sommer habe ich mir angeschaut, wie das OSZ mit Strukturstärkungsmitteln zu einem modernen Lernort weiterentwickelt wird.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Damit schaffen wir die Voraussetzungen für zukunftsfähige Ausbildung in unserer Region. Das ist genau der richtige Weg.

(Beifall bei der SPD)

Es werden aber auch neue Standorte für eine gute Ausbildung in Südbrandenburg aufgebaut. Begleitend zur wirtschaftlichen Entwicklung in Schwarzheide wird hier demnächst auch das Leistungszentrum Lausitz errichtet. Der Fokus soll auf Berufsbildern in den Bereichen Chemie und Industrie liegen. Damit wird ein neues attraktives Angebot für junge Menschen in der Region geschaffen. Wenn alles nach Plan läuft, soll das Leistungszentrum in circa drei Jahren eröffnet werden. Finanziert wird das auch mit Strukturstärkungsmitteln.

(Maja Wallstein [SPD]: Super!)

Wo Brandenburg aber noch besser werden könnte, ist der Ausbau der sozialen Infrastruktur. Mehr Fachkräfte bedeuten einen höheren Bedarf an Kita- und an Schulplätzen. Auszubildende, die keinen Führerschein haben oder von weiter weg kommen, brauchen auch bezahlbaren Wohnraum. Auch die Schieneninfrastruktur muss schneller ausgebaut werden. Hier haben wir also noch einiges zu tun. Die Menschen in der Lausitz können sich sicher sein: Wir kennen die Herausforderungen, und wir arbeiten mit Hochdruck an Lösungen.

(Beifall bei der SPD)

Sie sehen also: Das, was Sie in Ihrem Antrag beschreiben, läuft bereits, besonders in Brandenburg. Meckern und die Menschen verunsichern löst keine Probleme, konkrete Projekte und Maßnahmen umsetzen aber schon.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Maja Wallstein [SPD]: Richtig!)

Genau das passiert in der Lausitz und auch überall sonst in Ostdeutschland im Schulterschluss mit den Kommunen, den Ländern, den engagierten Akteuren in den Regionen. Und das bleibt auch in Zukunft so. Ihren Antrag brauchen wir dafür leider nicht.

Vielen Dank und Glück auf!

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP – Maja Wallstein [SPD]: Richtig! Es ist alles gesagt!)

Das Wort hat der Abgeordnete Karsten Hilse für die AfD-Fraktion.

(Beifall bei der AfD)


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7603572
Wahlperiode 20
Sitzung 136
Tagesordnungspunkt Strukturwandel in den ostdeutschen Kohleregionen
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