17.11.2023 | Deutscher Bundestag / 20. WP / Sitzung 138 / Tagesordnungspunkt 29

Martina Stamm-FibichSPD - Arzneimittelversorgung

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Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich möchte mich an dieser Stelle ausdrücklich bei der Unionsfraktion für diesen Antrag bedanken. Danke, dass Sie uns heute Gelegenheit geben, Ihnen zu zeigen, wie verantwortungsvolles Regierungshandeln aussieht,

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP – Lachen des Abg. Martin Sichert [AfD])

und danke, dass Sie uns zeigen, wie verantwortungsvolle Oppositionsarbeit nicht aussieht!

(Tino Sorge [CDU/CSU]: Genau der Realitätsverlust, den ich beschrieben habe!)

– Warte mal, ich bin gleich so weit.

(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Es stimmt: In Deutschland gibt es immer noch Arzneimittellieferengpässe. Und es stimmt: In manchen Bereichen ist die Situation der Arzneimittelversorgung nicht optimal. Tatsache ist aber auch, dass die Situation heute deutlich besser ist als vor einem Jahr.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)

Dazu hat insbesondere auch die bisherige Gesetzgebung dieser Regierungskoalition beigetragen, und das Wichtige ist: Wir belassen es nicht dabei. Das Bundeskanzleramt, das Wirtschaftsministerium und das Gesundheitsministerium werden am 30. November gemeinsam mit der Industrie in den Dialog treten

(Emmi Zeulner [CDU/CSU]: Endlich! Na endlich! Es hat lang genug gedauert! Herzlichen Glückwunsch!)

und die kommende Pharmastrategie der Bundesregierung diskutieren.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Tino Sorge [CDU/CSU]: Hat ja nur zwei Jahre gedauert!)

Damit ist das Thema endlich dort aufgehängt, wo es als Querschnittsthema auch hingehört, –

(Emmi Zeulner [CDU/CSU]: Ach ja?)

ein Fakt, den Sie bisher gekonnt ignoriert haben.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Tino Sorge [CDU/CSU]: Hauptsache, Olaf Scholz kann sich danach an das Gespräch erinnern!)

Darüber hinaus machen wir mit dem Digital-Gesetz, dem Gesundheitsdatennutzungsgesetz und dem Medizinforschungsgesetz Deutschland als Forschungsstandort endlich wieder wettbewerbsfähig.

(Zuruf des Abg. Dr. Volker Ullrich [CDU/CSU])

Dass Ihre Schwarzmalerei nicht den Tatsachen entspricht, sehen Sie heute auch an den Nachrichten. Ja, die pharmazeutische Industrie investiert in diesem Land, und wir tun sehr viel dafür, dass es auch so bleibt.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP – Tino Sorge [CDU/CSU]: Die Industrie investiert nicht wegen, sondern trotz der Ampel!)

In Ihrem Antrag bestreiten Sie alles leider vehement und geben gleichzeitig vor, großartige Ideen zur Stärkung der Arzneimittelversorgung – denn um die geht es in Ihrem Antrag – in Deutschland zu haben. Da kann ich nur sagen: Wer es nicht schafft, auf fünf Seiten etwas Konkreteres als „mehr Geld für alle“ und „weniger Bürokratie“ zu fordern, der leidet entweder an akuter Einfalls- oder an Ahnungslosigkeit.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Wer Ihren Antrag ohne Kenntnis des Problems liest, der könnte meinen, dass es Lieferengpässe erst seit zwei Jahren gibt.

(Gabriele Katzmarek [SPD]: Ja!)

Da wir allerdings wissen, dass es das Problem schon sehr viel länger gibt, fragen wir uns natürlich: Was hat denn eigentlich Jens Spahn in seiner Zeit als Gesundheitsminister getan?

(Tino Sorge [CDU/CSU]: Das habe ich gerade gesagt! Haben Sie etwas am Ohr? – Emmi Zeulner [CDU/CSU]: Das hat er gerade hier formuliert!)

Wenn das alles so einfach wäre, wie Sie vorgeben, dann wäre doch schon alles gelöst. Das ist es aber nicht.

Kommen wir zum Grundproblem Ihres Antrags, nämlich zu der falschen Annahme, dass allein die Preise der gesetzlichen Krankenversicherung schuld an der jetzigen Situation sind. Das stimmt nämlich nicht.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)

Die Ausgestaltung der Lieferketten, wie wir sie heute vorfinden, ist das Resultat unternehmerischen Handelns in einer globalisierten Wirtschaft.

(Emmi Zeulner [CDU/CSU]: Genau! Das liegt an der Wettbewerbsfähigkeit!)

Unternehmen kaufen natürlich dort ein, wo sie ihre Kosten minimieren und ihre Gewinne maximieren können. Das ist ja auch nicht verwerflich. Das passiert auch in anderen Wirtschaftszweigen mit einer freien Preisbildung, und auch dort gibt es Lieferengpässe.

Weil schon Ihre Grundannahme problematisch ist, kann auch die Lösung nicht gut sein. Ihr Antrag sieht vor, dass Hinz und Kunz aus den Kassen der GKV gestärkt und besser bezahlt werden sollen.

(Tino Sorge [CDU/CSU]: Also die Akteure sind Hinz und Kunz für Sie! Das lässt ja tief blicken! Sagen Sie doch mal was zu den PTAs!)

Ganz dünn wird es dann aber bei den Ausführungen dazu, um welche Beträge es sich handeln soll und von welchem Geld das bezahlt werden soll. Sie meiden konkrete Aussagen wie der Teufel das Weihwasser.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP – Emmi Zeulner [CDU/CSU]: Nein!)

Wir sind ja nicht abgeneigt, mehr Geld in die Hand zu nehmen,

(Tino Sorge [CDU/CSU]: Schaffen Sie die Gesundheitskioske ab! Nehmen Sie das Geld zum Beispiel!)

und zwar dort, wo es Sinn macht. Aber wer stellt eigentlich sicher, dass die Investitionen am Ende auch in eine bessere Versorgungssicherheit fließen

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)

und nicht einfach in den Taschen der Shareholder verpuffen? Darauf geben Sie keine Antwort. Mit der haushalterischen Realität in der GKV haben Ihre Forderungen jedenfalls nichts zu tun.

Für die Zukunft deshalb einen Tipp: Hören Sie auf, alte Anträge neu aufzukochen, und kommen Sie mit konkreten Vorschlägen, die auch die Diskussion wert sind!

(Emmi Zeulner [CDU/CSU]: Punkt 10!)

Bis dahin werden wir reale Politik machen

(Tino Sorge [CDU/CSU]: Siehe Punkt 10 des Antrags! Da stehtʼs drin! Guten Morgen! – Gegenruf der Abg. Emmi Zeulner [CDU/CSU]: Sie hat ihn gar nicht gelesen!)

und die Versorgung mit Arzneimitteln in diesem Land verbessern.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP – Tino Sorge [CDU/CSU]: Heute ist Vorlesetag! Da kann man sich den Antrag auch vorlesen lassen!)

Der nächste Redner ist Martin Sichert für die AfD-Fraktion.

(Beifall bei der AfD)


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7603953
Wahlperiode 20
Sitzung 138
Tagesordnungspunkt Arzneimittelversorgung
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