18.01.2024 | Deutscher Bundestag / 20. WP / Sitzung 147 / Zusatzpunkt 5

Susanne MittagSPD - Agrarpolitischer Bericht 2023, Entlastung der Landwirtschaft

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Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuschauer! Es sind sehr viele da; das freut mich. – Vielleicht könnte man mal kurz auf die Tagesordnung gucken:

(Sylvia Lehmann [SPD]: Ja!)

„Agrarpolitischer Bericht“ steht da.

(Thorsten Frei [CDU/CSU]: Na, wir haben doch einen Antrag dazu gestellt! Dazu reden wir auch! – Gegenruf der Abg. Anke Hennig [SPD]: Ganz ruhig!)

Bevor die Debatte komplett instrumentalisiert wird, gehen wir einfach zum Tagesordnungspunkt zurück.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der Abg. Christine Aschenberg-Dugnus [FDP])

Die Lage in unserem Land und auch die Situation im Bereich „Ernährung und Landwirtschaft“ haben sich in den letzten 10, 15, fast 20 Jahren massiv gewandelt. Durch die Ausrichtung auf „effektiver, größer, konzentrierter“ und bedingt durch mehrere gleichzeitig auftretende Krisen hat sich die Landwirtschaft noch mal wesentlich geändert. Klimaauswirkungen, die inzwischen wohl bei allen in Deutschland und in Europa angekommen sind, haben massive Auswirkungen gehabt, damit verbunden natürlich auch der Biodiversitätsverlust, dazu Kriege, Konflikte und eine weltweite Pandemie – falls man sich das noch mal kurz in Erinnerung rufen will.

(Sylvia Lehmann [SPD]: Ja! So ist es!)

Hinzu kommen ein verändertes landwirtschaftliches Fachwissen und Erkenntnisse, aber auch geforderte gesellschaftliche Idealzustände. All das kommt zeitgleich auf die Landwirtschaft zu. Das hat enorme Auswirkungen auf die Landwirtschaft und besonders auf die davon betroffenen Menschen. Das sind nicht nur die Landwirte; das ist das gesamte Umfeld, besonders im ländlichen Raum. Genau das stellt der vorgestellte Agrarbericht dar. Auch wenn der Berichtszeitraum 2022 umfasst – der Bericht ist 2023 erstellt worden –, ist er aktueller denn je.

Es gibt immer noch zahlreiche Herausforderungen, mit denen Landwirtinnen und Landwirte umgehen müssen und die sich mittlerweile, wenn man alles zusammenzählt, potenzieren. Die wirtschaftliche Situation der landwirtschaftlichen Betriebe war und ist nicht einfach.

(Sylvia Lehmann [SPD]: So ist es!)

Das war in den 60er-Jahren so, in den 80er-Jahren, und jetzt kommt es noch mal geballt. Es gab große Umbrüche: die Senkung der Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe seit den 60er-Jahren, vor allem im Bereich der Tierhaltung, sowie Veränderungen bei Vermarktung, Verarbeitung und Exporten. All das steht im Agrarpolitischen Bericht.

Aber es bleibt dabei: Die Landwirtschaft ist ein Wirtschaftszweig von existenzieller Bedeutung. Und wir müssen unsere Landwirtschaft für die Zukunft endlich krisenfester machen.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und des Abg. Dr. Gero Clemens Hocker [FDP])

Wir müssen unsere Landwirtschaft so weiterentwickeln, dass wir unsere Nahrungsmittelversorgung mit den Dingen, die hier wachsen – nicht alles, was wir zur Ernährung nutzen, wächst hier –, sichern und die Landwirtinnen und Landwirte trotz aller neuen Anforderungen gut davon leben können.

Diese Veränderungen haben wir nicht nur in Deutschland. Wer den Bericht gelesen hat, weiß, dass in Europa und der ganzen Welt die Landwirtschaft unter Druck steht.

(Sylvia Lehmann [SPD]: Richtig! So ist es!)

Die Demos und besonders die Gespräche haben gezeigt, dass es große Probleme bei der Planungssicherheit gibt, die sich in den letzten 10, 15 Jahren massiv aufgebaut haben – nicht in den letzten zwei Jahren. Die immerwährende Frage ist: Hat meine Investition wirtschaftlich Bestand? Was ist alles notwendig bei Änderungen von politischen Rahmenbedingungen und Entscheidungswegen zwischen EU, Bund und Ländern – die sind nämlich alle beteiligt –, langjähriger Umsetzung höchstrichterlicher Urteile und höchst unterschiedlicher Auffassungen im Bereich der Landwirtschaft, Verarbeitung und Vermarktung? Aber es hat sich auch gezeigt, dass einiges, was sich in letzter Zeit verbessert hat, von Verbänden und den Landwirtinnen und Landwirten noch nicht wahrgenommen wird. Da liegt die Verantwortung bei den Verbänden.

(Sylvia Lehmann [SPD]: Ja!)

Wir haben also alle zusammen eine sehr lange Arbeitsliste.

Wenn man den Entschließungsantrag gelesen und verstanden hätte, was ich bei der Union gerade nicht festgestellt habe, dann wäre man im Thema, wüsste, was damit gemeint ist, und hätte sagen können: Das ist ein guter Einstieg. – Aber das hat leider nicht geklappt.

(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Christine Aschenberg-Dugnus [FDP] – Alexander Dobrindt [CDU/CSU]: Sie haben doch einen Plan angekündigt! Wollen Sie nicht einen Plan vorstellen?)

Dann gibt es aber auch noch einen Antrag der CDU/CSU – der sollte vielleicht nicht ganz untergehen –

(Sylvia Lehmann [SPD]: Ja!)

mit Forderungen nach Entbürokratisierung, Vereinfachung der GAP, Umsetzung der Empfehlungen der Zukunftskommission Landwirtschaft, Verfahrensverkürzung bei der Zulassung von Pflanzenschutzmitteln, Digitalisierung, Umsetzung der Ergebnisse der Borchert-Kommission. Alles wunderbar. Oh, wie schön! Machen wir auch gerne. Aber hätten wir das nicht in den letzten beiden Legislaturperioden zusammen machen können?

(Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU – Patrick Schnieder [CDU/CSU]: Na, Sie wollten es ja nicht! Sie waren es doch! Das ist doch Realsatire, was Sie hier machen!)

Das wurde leider nicht gemacht. Preisfrage: Wer stellte den Landwirtschaftsminister? Finde den Fehler.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Eine 20-jährige Genehmigungsgültigkeit zu fordern, hört sich gut an, ist aber hochgradig populistisch. Veränderte EU-Richtlinien, höchstrichterliche Urteile und deren Folgen dürften ja wohl auch Ihnen bekannt sein. Und mit der Problematik ideologischer Motivation, wie von Ihnen aufgeführt – wir haben ja vorhin anhand klassischer Beispiele gesehen, woher es kommt –, kennen Sie sich so richtig gut aus. Wir versuchen gerade, einiges zu heilen, und sind da ganz optimistisch. Ihrer Forderung, auf Kürzungen zu verzichten, würden wir gerne nachkommen, aber Sie sind an der Folgerung, dass wir kürzen müssen, ja nicht unwesentlich beteiligt.

(Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU – Thorsten Frei [CDU/CSU]: Ach, so ein Quatsch! Sie haben die Verfassung verletzt! Jetzt geht’s aber los! So einen Unfug hier zu erzählen! – Frank Rinck [AfD]: Sie haben einen verfassungswidrigen Haushalt eingereicht!)

Die Forderungen zum Agrarorganisationen-und-Lieferketten-Gesetz sind schon ein bisschen dreist; denn das haben Sie in der letzten Legislatur massiv verhindert. Ich war ja bei den Verhandlungen dabei. Wir versuchen, auch das jetzt zu heilen.

Wir haben jede Menge Punkte, die wir regeln müssen, die wir aber aus den beiden letzten Legislaturperioden mitgenommen haben.

(Zuruf des Abg. Patrick Schnieder [CDU/CSU])

Es wäre jetzt hilfreich, dass sich auch die Opposition an konkreten Lösungen beteiligt und nicht nur immer rumstänkert, was nicht geht.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und des Abg. Ingo Bodtke [FDP] – Thorsten Frei [CDU/CSU]: Antrag lesen!)

Als Nächster hat das Wort für die AfD-Fraktion Bernd Schattner.

(Beifall bei der AfD)


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7605551
Wahlperiode 20
Sitzung 147
Tagesordnungspunkt Agrarpolitischer Bericht 2023, Entlastung der Landwirtschaft
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