21.02.2024 | Deutscher Bundestag / 20. WP / Sitzung 153 / Zusatzpunkt 1

Frank SchwabeSPD - Aktuelle Stunde - Folgen aus dem Tod des russischen Oppositionspolitikers Alexej Nawalny

Lade Interface ...
Anmelden oder Account anlegen






Frau Präsidentin! Verehrte Damen und Herren! Verehrte Mutter von Wladimir Kara-Mursa! Alexej Nawalny wurde ermordet, und der Mörder heißt Wladimir Putin. Völlig unabhängig davon, ob er eine Waffe in der Hand hatte, faktisch heißt der Mörder Wladimir Putin.

Es gibt Momente, in denen man sich bestimmte Dinge vergegenwärtigt und sich erinnert; das wird Omid Nouripour und Herrn Röttgen nicht anders gegangen sein. Für mich war ein solcher Moment, als Julija Nawalnaja auf der Münchner Sicherheitskonferenz nach vorne getreten ist – die Lage, in der sie war, mag man sich gar nicht vorstellen; es bestand ja auch noch eine Unsicherheit ob des Todes – und dort mutig gesprochen hat. Wir sind in Trauer vereint mit Julija Nawalnaja und verneigen uns in Respekt vor der Lebensleistung von Alexej Nawalny.

(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP)

Einen Beweis dafür, dass Russland weltweit unterwegs ist, nicht nur in Russland, um Menschen umzubringen, haben wir jüngst erhalten: Ein übergelaufener russischer Pilot ist mutmaßlich von Russland umgebracht worden, und der Chef des Auslandsgeheimdienstes SWR, Sergej Naryschkin, spricht von einer „moralischen Leiche“. Das macht deutlich, dass es nicht reicht, Menschen umzubringen, sondern man muss sie am Ende auch noch herabwürdigen. Wer will, kann das in einem Buch von Silvia Stöber nachlesen. Ich habe mir das Buch in der letzten Woche besorgt, als ich von diesem Mord noch nichts wusste. In dem Buch „Mord im Tiergarten: Putins Staatsterror in Europa“ wird aufgezeigt – das kann jeder nachlesen, der das wissen will –, wie dieser Staatsterror eines Regimes aussieht, das in der Ukraine Menschen ermordet, in anderen Ländern Menschen ermordet, aber eben auch in Russland selbst.

Die Namen sind schon genannt worden: Die Geschichte dieses Staatsterrorismus Russlands ist unter anderem die Geschichte von Anna Politkowskaja, die sich vor allen Dingen um die Menschenrechtslage in Tschetschenien gekümmert hat; ermordet am 7. Oktober 2006 in Moskau. Es ist die Geschichte von Boris Nemzow, ermordet am 27. Februar 2015 in Moskau. Und es gibt unzählige politische Gefangene in Russland. Der Träger des Václav-Havel-Menschenrechtspreises der Parlamentarischen Versammlung des Europarats, Wladimir Kara-Mursa, gehört dazu.

Es bringt wahrscheinlich überhaupt nichts; aber ich will es zumindest an dieser Stelle mal gesagt haben: Wir haben Russland aus guten Gründen aus dem Europarat geworfen. Trotzdem ist Russland bis heute verpflichtet, die Gerichtsurteile des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte umzusetzen, das heißt, all diese politischen Gefangenen freizulassen.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)

Außenpolitisch ist klar: Wir fordern weitere Sanktionen gegen das russische Regime, und wir müssen in der Tat alles tun, um der Ukraine zum Sieg zu verhelfen. Ich finde, Herr Dr. Röttgen, man kann trotz aller Debatten, die wir über Waffensysteme führen, schon mal sagen, dass Deutschland eine führende Rolle bei der Unterstützung der Ukraine hat. Ich glaube, das wird in der Ukraine viel mehr gewürdigt als – zumindest klingt es gelegentlich so – von der Opposition in diesem Haus.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)

Wir haben auch eine innenpolitische Verantwortung; auch daran will ich erinnern. Wir müssen unsere Sicherheitsbehörden anhalten, wachsam zu sein, weil russische Geheimdienste auch in Deutschland unterwegs sind. Wir müssen alles tun, um über Asyl und humanitäre Visa denjenigen zu helfen, die mutig gegen das russische Regime aufstehen und dann am Ende versuchen, Asyl in Deutschland zu bekommen, es aber manchmal nicht bekommen. Deswegen ist es, glaube ich, auch wichtig, hier an die entsprechende innenpolitische Debatte zu erinnern.

Ich will abschließend den Russen Michail Sygar zitieren, der im „Spiegel“ – sehr gut nachlesbar – eine Kolumne über die Lage in Russland hat. Er stand brieflich in Austausch mit Alexej Nawalny. Er schreibt – ich zitiere aus dem „Spiegel“ – am Schluss seines Beitrags:

„Sehr wichtig ist nun, dass die Ukraine Putins Russland im gegenwärtigen Krieg besiegt. Alexej hat davon immer gesprochen, er hat es aufrichtig gewollt. Und es ist auch wichtig, dass Russland danach beginnt, sich in ein normales, friedliches, freies Land zu verwandeln. Alexej Nawalny wird in diesem Kampf immer unser unsichtbarer Verbündeter sein.“

(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP)

Jürgen Braun für die AfD-Fraktion ist der nächste Redner.

(Beifall bei der AfD)


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7607114
Wahlperiode 20
Sitzung 153
Tagesordnungspunkt Aktuelle Stunde - Folgen aus dem Tod des russischen Oppositionspolitikers Alexej Nawalny
00:00
00:00
00:00
00:00
Keine
Automatisch erkannte Entitäten beta