21.02.2024 | Deutscher Bundestag / 20. WP / Sitzung 153 / Zusatzpunkt 1

Volker UllrichCDU/CSU - Aktuelle Stunde - Folgen aus dem Tod des russischen Oppositionspolitikers Alexej Nawalny

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Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Zum Schluss der Debatte sei noch mal an den Mut von Alexej Nawalny erinnert, den er hatte, in ein Flugzeug zu steigen, dass ihn in jenes Land bringt, das ihn erst kurz zuvor vergiften wollte, in der sicheren Gewissheit, verhaftet zu werden, und in der düsteren Vorahnung, dies nicht überleben zu können. Wir verneigen uns respektvoll vor diesem Mut.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)

Es war ein Mut zum Einsatz für demokratische Überzeugungen, für Freiheit und für ein Russland ohne Korruption. Am Tag nach seiner mutigen Rückkehr nach Moskau, übrigens am 19. Januar 2021, ist sein letzter Dokumentarfilm erschienen. Er trägt den Titel „Ein Palast für Putin“. Er handelt von der fürstlichen, protzigen Residenz am Kap Idokopas am Schwarzen Meer – eine fürstliche Residenz für die Kleptokratie Putins, während die Menschen des eigenen Landes verarmen und – mehr noch – seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine auch die Bürger des eigenen Landes zum sinnlosen Töten an die Front geschickt werden. Nawalny hatte sich dem Kampf gegen diese Korruption verschrieben. Ich möchte ihn zitieren – und dieses Zitat bleibt bestehen –: „Niemand“, so Nawalny, „möchte in einem Land leben, in dem Willkür und Korruption herrschen.“

Es ist auch deswegen für uns ein Auftrag, dass wir an dieses Vermächtnis von Nawalny erinnern, weil es keinen Zweifel daran gibt, dass der russische Staat Alexej Nawalny getötet hat. Die Bedingungen des russischen Strafvollzugs sind unmenschlich und grausam. Sie sind Folter und widersprechen den zentralen Prinzipien der Menschenwürde. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat mehrmals Nawalnys Freilassung gefordert. Wenn noch ein Funken Würde und Respekt in der russischen Führung ist, dann muss sie endlich anfangen, die Urteile des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte zu respektieren und die politischen Gefangenen freizulassen. Aber so, meine Damen und Herren, bei Korruption, Folter, Verfolgung und Ermordung von politischen Gefangenen, kommt mir nur der Satz von Augustinus von Hippo in den Sinn, der hat gesagt: „Nimm das Recht weg – was ist der Staat dann anderes als eine große Räuberbande?“

(Beifall bei der CDU/CSU und der AfD sowie bei Abgeordneten der SPD, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)

Einlassungen aus Moskau, alles sei auf der Basis von Gerichtsverfahren erfolgt, sind nichts als eine Lüge. Wer rechtsstaatliche Verfahren und freie Wahlen nur vortäuscht, der verachtet sie in Wirklichkeit. Mehr noch: Wer zu politischen Zwecken eine Fassade von Justiz und demokratischen Wahlen errichtet, um diese in Wahrheit auszuhebeln, der bekämpft Rechtsstaatlichkeit, Demokratie und die Wahrheit. Dieser russische Staat ist auf Lüge aufgebaut. Dieser Staatsführung ist nicht zu trauen. Deswegen dürfen wir zu keinem Zeitpunkt mehr naiv oder vertrauensselig sein. Wir müssen in unsere eigene Stärke investieren, die Bedrohungen noch viel stärker ernst nehmen, und wir müssen uns selbst und die Verbündeten schützen. Wir müssen dafür Sorge tragen, dass Europa noch stärker in die eigene Verteidigungsfähigkeit investiert, dass wir der Ukraine genügend mitgeben, dass sie diesen Krieg gewinnen kann, und dass Sanktionen auf den Weg gebracht werden, um die Verantwortlichen auch hinreichend zu bestrafen, jetzt und zukünftig vor einem internationalen Tribunal, meine Damen und Herren.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)

In Moskau werden derzeit Menschen verfolgt, die Blumen niederlegen. Aber jede Blume steht für Mut und steht für ein anderes Russland, für Freiheit und Demokratie – korruptionsfrei. Alexej Nawalny hat seinen Mut mit dem Leben bezahlt, aber er hat seine Würde niemals verloren. In den Augen der Geschichte wird die Lebensleistung von Nawalny und sein Vermächtnis stärker sein als Hass und Tyrannei. Deswegen verneigen wir uns vor ihm.

(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP)

Für die Gruppe BSW hat das Wort Dr. Sahra Wagenknecht.

(Beifall beim BSW)


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7607137
Wahlperiode 20
Sitzung 153
Tagesordnungspunkt Aktuelle Stunde - Folgen aus dem Tod des russischen Oppositionspolitikers Alexej Nawalny
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