23.02.2024 | Deutscher Bundestag / 20. WP / Sitzung 155 / Zusatzpunkt 18

Stephan SeiterFDP - Stärkung der Fusionsforschung

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Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Erlauben Sie mir nach diesen bewegenden Worten von Nina Stahr auch noch eine persönliche Anmerkung. Dass man über Themen debattieren und sich damit auseinandersetzen muss – das hat sie angesprochen –, kann ich bestätigen, weil wir auch nicht immer einer Meinung sind. Das ist auch gut so; denn nur durch Meinungsunterschiede kommt man in der Synthese zu sehr guten Lösungen. Deswegen: Liebe Nina, ich werde es vermissen, dass wir miteinander über Themen streiten, diskutieren. Am Ende haben wir uns doch immer wieder zusammengerauft und versucht, die besten Lösungen zu erreichen. Vielen Dank.

(Beifall bei der FDP, der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der Linken)

Meine Damen und Herren, wir debattieren heute über das Thema Kernfusion. Es steht jetzt wieder auf der Agenda, nachdem wir den Antrag der Union schon im Ausschuss diskutiert haben. Die Union hat jetzt noch einmal einen kurzen, prägnanten Antrag nachgelegt – man hätte ihn vielleicht etwas tiefer begründen können –, bei dem es um die Regulierung geht. Ich möchte an der Stelle noch auf zwei, drei Punkte hinweisen, die für dieses Thema wichtig sind.

Ja, die Kernfusion ist eine Technologie, die erst in der Zukunft unsere Energieprobleme lösen wird. Sie wird sie aber nur dann lösen, wenn wir bereit sind, heute entsprechende Investitionen zu tätigen.

(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Diese Investitionen müssen technologieoffen sein. Denn keiner von uns kann heute wissen, welche Technologien die Probleme in 10, 15, 20 oder 30 Jahren lösen. Es geht nicht darum, erneuerbare Energien zu ersetzen, sondern es geht darum, eine mittel- bis langfristige Perspektive auf den Weg zu bringen, die uns eine saubere, CO2-arme – es müssen immerhin auch noch die Kraftwerke gebaut werden – Energieversorgung ermöglicht.

(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Bei dieser Energieversorgung ist auch der Aspekt zu betrachten, dass es nämlich nicht nur um die Energieversorgung geht, sondern auch um Technologien, die wir brauchen, um diese Energie über die Fusionstechnologie zu erzeugen.

Wir wissen: Es gibt die magnetbasierte und die laserinduzierte Kernfusion. Wir haben schon mehrfach gehört, dass wir in Deutschland aufgrund früherer Programme sehr erfolgreich sind und in einer Spitzenposition sind. Aber es geht jetzt darum, diese Sachen auf den Weg zu bringen; es geht darum, dass wir in Richtung Reaktoren kommen, dass wir das früher oder später – Microsoft denkt zum Beispiel schon darüber nach, dass in zehn Jahren ihre Rechenzentren mit der entsprechenden Technologie versorgt werden können – auch hier in Deutschland leisten.

Das heißt, über den Grundtenor, dass wir die Kernfusion mit auf den Weg bringen müssen, dass wir sie unterstützen müssen, dass wir dazu auch privates Kapital brauchen – in den USA wird zehnmal so viel privates Kapital investiert, als es bei uns der Fall ist –, sind wir uns einig. Wenn wir uns aber den Antrag der Union anschauen, muss man sagen: Ja, das Bekenntnis, das gefordert wird, ist da. Ja, die Programme sind auf dem Weg. Das hat die Ministerin mehrfach verdeutlicht. Es wird diese Milliarde geben bis 2028. Und ja, es ist ein technologieoffener Ansatz, weil dort nicht steht, dass nur dieses oder jenes gefördert wird, sondern dass beide Stränge sich letztendlich werden weiterentwickeln können.

(Beifall bei der FDP)

Diese Technologieoffenheit wird einen großen Vorteil mit sich bringen. Wenn Sie allein auf die laserinduzierte Kernfusion schauen, dann sehen Sie, dass es darum geht, dass wir die entsprechenden Lasersysteme brauchen. Bei dieser Lasertechnologie haben wir zum Beispiel im Südwesten unseres Landes – man hört unschwer, dass ich aus der Region komme – Trumpf. Trumpf ist ein Unternehmen, das Technologie im Bereich Laser nach vorne bringt. Es ist nicht nur die Kernfusion, die davon profitieren wird, sondern es ist zum Beispiel auch die Mikrochipherstellung. Es ist eine Technologie, mit der wir Vermessungen in der Geologie machen. Das heißt, wir haben das Potenzial für große Querschnittstechnologien, sodass wir Technologiecluster in diesem Land aufstellen können.

(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Diese Technologiecluster sind Voraussetzung für zukünftigen Wohlstand und auch für das, was heute Morgen angesprochen worden ist, als wir über das Wachstumschancengesetz gesprochen haben. Es geht nämlich darum, dass wir neue Geschäftsmodelle für dieses Land finden. Diese neuen Geschäftsmodelle finden wir nur über Forschung und über die Bereitschaft, bei der Forschung ein Risiko einzugehen. Das bedeutet, dass wir nicht nur bei dem weitermachen, was wir zum Beispiel bei den erneuerbaren Energien haben, sondern dass wir diese Chancen auch im Fusionsbereich erkennen. Und da müssen wir versuchen, privates Kapital zu aktivieren.

Eine Möglichkeit, privates Kapital zu aktivieren, ist zum Beispiel die Forschungszulage.

(Zuruf des Abg. Thomas Jarzombek [CDU/CSU])

Deswegen fände ich es persönlich ein sehr schönes Signal der Union, sich beim Wachstumschancengesetz möglichst schnell zu bewegen, weil es dort um die Forschungszulage geht.

(Beifall bei der FDP, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Thomas Jarzombek [CDU/CSU]: Maximal 3 Millionen Euro pro Firma!)

Dass ich der Meinung bin, dass das Volumen bei dieser Forschungszulage durchaus höher sein kann, weiß jeder, der mich als Ökonomen kennt. Wir können über das Steuersystem wesentlich mehr für unsere Forschung tun. Das bedeutet aber: Wir müssen priorisieren. Und das, meine Damen und Herren, ist, wenn wir über Kernfusion sprechen, ein wichtiges Thema, weil es um die Zukunft unseres Wirtschaftsstandortes, um unseren Wohlstand und auch um die Unabhängigkeit von exogenen Energiequellen geht.

Vielen Dank.

(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Nächster Redner ist Steffen Bilger für die CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7607706
Wahlperiode 20
Sitzung 155
Tagesordnungspunkt Stärkung der Fusionsforschung
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