Ye-One RhieSPD - Stärkung der Fusionsforschung
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Nina, erst mal vielen, vielen Dank für die starken Worte für unsere Demokratie.
Eigentlich ist mein liebster Umgang mit der AfD gar kein Umgang.
(Stephan Brandner [AfD]: Das beruht auf Gegenseitigkeit!)
Aber das, was Sie sich da gerade geleistet haben, möchte ich wirklich nicht einfach so stehen lassen. Ihr Verhalten, Ihre Zwischenrufe während der Rede von Nina Stahr sprechen wirklich für sich. Menschlich und professionell war das so was von respektlos. Sie können nicht immer nach Anstand und Respekt für sich selbst schreien, während Sie sich allein schon durch Ihr eigenes Auftreten ins Aus stellen.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)
Ihre Reaktion zeigt nur zu deutlich, wie sehr Sie sich von den Worten Nina Stahrs getroffen fühlen,
(Stephan Brandner [AfD]: Jetzt haben Sie genug vorgelesen! Kommen Sie mal zum Thema!)
obwohl Sie nicht einmal genannt oder angesprochen worden sind.
(Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU] – Zuruf von der AfD: Wer hat Ihnen denn das geschrieben?)
Liebe Kolleginnen und Kollegen, seit Tausenden Jahren nutzen wir Menschen Energie. In der Steinzeit wurde das Feuer entdeckt, im 18. Jahrhundert die Dampfkraft. Seitdem folgen das Erdöl und die Elektrizität, die Kernspaltung und die erneuerbaren Energien. Wir suchen weiter nach neuen und nach nachhaltigen Wegen, um unseren steigenden Energiebedarf auch in Zukunft zu decken.
Eine Option dafür ist in der Tat die Fusionsenergie. Sie ist ressourcenschonend und CO2-neutral, sie ist grundlastfähig und bezahlbar, und sie ist sicher. Unkontrollierbare Kettenreaktionen oder Kernschmelzen sind ausgeschlossen. Das ist mir wichtig zu betonen; schließlich machen sich viele Menschen Sorgen, wenn es um neue Technologien geht, gerade wenn dabei auch noch die Begriffe „Fusionsenergie“ und „Kernfusion“ fallen.
Gleichzeitig, trotz dieses unbestreitbaren Potenzials, ist uns allen auch klar, dass Fusionsenergie keine kurzfristige Lösung für die aktuelle Klimakrise darstellt. Deswegen kann und darf sie unser Engagement bei den erneuerbaren Energien nicht ersetzen.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD)
Das gilt nicht nur, aber auch für den Bereich der Forschung.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, erst im Oktober wurde im europäischen Forschungsreaktor JET ein neuer Weltrekord aufgestellt. Es wurden 69 Megajoule Energie freigesetzt, mehr als jemals zuvor. Doch so beeindruckend dieser Erfolg ist, der JET ist noch ähnlich weit von einem Kraftwerk entfernt wie eine Modelleisenbahn von einem ICE, so die richtige Einordnung auf „Zeit Online“.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Zuruf des Abg. Thomas Jarzombek [CDU/CSU])
Wir können noch gar nicht absehen, ob überhaupt und wenn, wann die Fusionsenergie zur flächendeckenden Stromerzeugung genutzt werden kann. Zu viele Fragen sind noch offen, zu viel Grundlagenforschung ist noch nötig. Wir verstehen zum Beispiel noch nicht das Verhalten des Plasmas im Innern der Reaktoren. Wir wissen auch noch nicht, wann der Break-even-Punkt über längere Zeit erreicht wird, der Punkt also, ab dem durch Kernfusion mehr Energie freigesetzt als aufgewendet wird.
Vor diesem Hintergrund tun wir, tut die Bundesregierung, liebe Frau Ministerin, bereits das, was politisch nötig und sinnvoll ist. Wir stellen bis 2028 1 Milliarde Euro für die Fusionsforschung zur Verfügung, wir unterstützen unsere exzellenten Forschungseinrichtungen wie das Max-Planck-Institut für Plasmaphysik, das KIT in Karlsruhe und das Forschungszentrum Jülich. Wir fördern die Forschungsreaktoren in Deutschland, das ASDEX-Upgrade in Garching und den Wendelstein 7-X in Greifswald. Wir sind technologieoffen und unterstützen die Forschung für Magnet- und zur Laserfusion. Natürlich unterstützen wir auch weiterhin ITER, den nächsten europäischen Forschungsreaktor.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir unterstützen die Wissenschaft bereits dabei, das Potenzial sämtlicher Energiequellen zu erforschen, auch das der Fusionsenergie, innovationsfreundlich und pragmatisch, wie von Ihnen gewünscht.
(Beifall der Abg. Marianne Schieder [SPD])
Aber der Weg dahin ist wie der Aufstieg auf einen Berggipfel. Dafür brauchen wir einen langen Atem, den wir nicht für kurze und hastige Sprints verschwenden dürfen. Und weil wir den besten Weg zum Ziel noch nicht kennen, müssen wir uns auch immer wieder umschauen, ob es nicht noch bessere, auch kurzfristig umsetzbare Wege zu einer nachhaltigen Energieversorgung der Zukunft gibt.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)
Gemeinsam mit Wissenschaft und Wirtschaft haben wir die ersten wichtigen Meilensteine auf diesem Weg bereits erreicht.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, das ist bereits meine zweite Rede zum Thema Fusionsforschung. Beim ersten Mal vor ein paar Monaten habe ich Ihnen tatsächlich ein Wortspiel vorenthalten, das mir mein Mitbewohner und geschätzter Kollege Brian Nickholz bei der Redevorbereitung damals sehr ans Herz gelegt hatte.
(Petr Bystron [AfD]: Jetzt kommt die WG!)
Angesichts der aktuellen Situation und der vielen Menschen auf unseren Straßen, die für unser Grundgesetz und unseren Zusammenhalt demonstrieren, will ich meine Rede diesmal damit schließen. – Nicht nur bei der Kernenergie gilt: Fusion ist immer besser als Spaltung.
Vielen Dank.
(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)
Der nächste Redner ist Bernhard Herrmann für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7607708 |
Wahlperiode | 20 |
Sitzung | 155 |
Tagesordnungspunkt | Stärkung der Fusionsforschung |