21.03.2024 | Deutscher Bundestag / 20. WP / Sitzung 160 / Tagesordnungspunkt 13

Michelle MünteferingSPD - Internationalisierung von Wissenschaft und Lehre

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Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es geht um die internationale Wissenschafts- und Forschungspolitik. „ Nationale Forschung“ wäre ja auch ein Oxymoron; im Ruhrgebiet würden wir sagen: „Läuft nicht“, und wollen wir auch gar nicht. Denn wie sagte schon Alexander von Humboldt: „Alles hängt mit allem zusammen.“ Wir wissen: Wir brauchen das ganze Wissen der Welt, wenn die Welt besser werden soll.

Kluge Köpfe sind das eine, aber es braucht auch den Raum für freie Gedanken. Wissenschaftsfreiheit steht nicht nur im Grundgesetz Deutschlands, sondern sie ist auch Grundlage für unser Handeln in der Welt, und das hat Strahlkraft.

Letztes Jahr hatte Deutschland erstmalig den dritten Platz unter den beliebtesten Ländern von Studierenden aus dem Ausland – übrigens, Kai Gehring, direkt hinter den englischsprachigen USA und Großbritannien, noch vor Australien. Das ist ein guter Erfolg. Dabei sind in den letzten zehn Jahren übrigens rund 260 Prozent mehr Studierende aus Indien gekommen und haben damit China abgelöst. Das zeigt: Es gibt internationale Partner neben China, gerade auch im Indopazifik.

Wir sind beim Wissen aber kein Staubsauger, sondern wir wollen Ventilator sein,

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des Abg. Dr. Lukas Köhler [FDP])

uns breiter aufstellen, unsere Beziehungen diversifizieren. Natürlich sehen wir, dass längst nicht alle nach den fairen Regeln des Austausches spielen, sondern die Wissenschaft sogar für ihr autokratisches Machtstreben nutzen. Die Zeitenwende kann man deswegen nicht ohne die Hochschul- und Wissenschaftskooperationen denken; das geht nicht. Wir müssen sie mitdenken, und das wird ja auch in unserem Antrag klar.

Das Gute ist: Wir fangen nicht bei null an. Um mal im Indopazifik zu bleiben: Da haben wir vier DAAD-Außenstellen, zwei Standorte des DWIH in Indien und Japan, Infozentren in Australien, in Bangladesch, Singapur, Sri Lanka, Südkorea und Thailand. Diese wichtigen Einrichtungen für die internationale Wissenschaft sind keine Satelliten. Man kann sagen: Sie gehören zu einem Netz, das sich teilweise seit über einem Jahrhundert über die ganze Welt spannt.

Die Deutschen Schulen lehren die deutsche Sprache, führen junge Menschen an die Kultur unseres Landes heran. Das Colegio Humboldt in Mexiko-Stadt hat gerade sein 130-jähriges Jubiläum begangen, und mehr als die Hälfte seiner Abiturklasse interessiert sich für ein Leben in Deutschland. Die Goethe-Institute bieten Sprachkurse für die an, die etwa als Krankenschwestern zu uns kommen, damit sie die Sprache und Fachbegriffe lernen, bevor sie am Bett der Patienten stehen. Die AvH hat inzwischen über 60 Nobelpreisträgerinnen und Nobelpreisträger gefördert, noch bevor sie die höchste Auszeichnung der Wissenschaft erhalten haben. Mit der Philipp-Schwartz-Initiative etwa haben wir in den letzten acht Jahren rund 500 verfolgten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern für Forschung bei uns Schutz gegeben.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, das als Rundumschlag; das ist die AKBP. Ihre Organisationen sind die Visitenkarte des Vertrauens in Deutschland in der Welt. Gut, dass wir sie haben!

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)

In einer Welt, die unsicherer wird, müssen wir dieses Netz enger knüpfen – ja, übrigens auch in Europa. Deswegen müssen wir auch in finanziell schweren Zeiten sehr genau aufpassen, dass wir keinen irreparablen Schaden anrichten. Lassen Sie mich sagen: Es ist gut, dass wir beim letzten Mal hier im Hause noch einiges abfedern konnten. Bei der AvH ist das noch nicht gut genug gelungen, beim DAAD mit einer Steigerung von 2,8 Millionen Euro allerdings schon.

Klar ist: Die Diskussionen und auch die Anträge zeigen – unser Antrag zeigt das insbesondere –: Für liberale Werte und das Vertrauen in Deutschland muss man etwas tun. Dazu müssen wir uns auch stärker interministeriell abstimmen, und mit dem vorliegenden Antrag gehen wir in diese Richtung.

Im Unterausschuss erwarten wir demnächst die Ministerin, die dann sicherlich auch Stellung nimmt und uns Rede und Antwort steht. Ich freue mich auf diese Diskussion.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)

Für die CDU/CSU-Fraktion hat die Kollegin Katrin Staffler das Wort.

(Beifall bei der CDU/CSU)


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7608992
Wahlperiode 20
Sitzung 160
Tagesordnungspunkt Internationalisierung von Wissenschaft und Lehre
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