21.03.2024 | Deutscher Bundestag / 20. EP / Session 160 / Tagesordnungspunkt 17

Alexander FöhrCDU/CSU - Gründung des Square Kilometre Array-Observatoriums

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Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Mit nur 16 Jahren geht Frank William Abagnale Jr. allein nach New York und hat eine Idee, die später Dreh- und Angelpunkt für seine berühmte Biografie wird. Er stellt, während er umherreist, gefälschte Schecks auf weit entfernte Banken aus und kann, bis die Schecks dort angekommen sind, ungestört Geld ausgeben, das er eigentlich nicht hat. Ich kann mir nicht helfen, aber bei dieser Debatte und als ich über das Zustandekommen der Mitgliedschaft Deutschlands beim „Square Kilometre Array“-Observatorium gelesen habe, musste ich an Steven Spielbergs Verfilmung von Frank Abagnales Biografie denken, nämlich an „Catch Me If You Can“. Wahrscheinlich ist der Film vielen bekannt.

Dabei ist das SKA-Observatorium natürlich real. Es ist ein fantastisches Projekt. Genauso fantastisch klingt die Finanzierung.

(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Schön, dass Sie doch zustimmen!)

Im Gesetzentwurf steht es schwarz auf weiß: Erfüllungsaufwand: keiner. Weitere Kosten: keine. – Die finanzielle Verpflichtung der Vollmitgliedschaft übernimmt die Max-Planck-Gesellschaft bis zum Jahr 2030. Ist das ein Problem? Ja, das ist es. Denn Begebenheiten, die zu schön klingen, um wahr zu sein, haben im Regelfall einen Haken. Beim SKA-Observatorium braucht man nicht lange zu suchen; denn Deutschland war bereits einmal Mitglied beim Observatorium, bis das BMBF die Mitgliedschaft aufgrund erheblicher Mehrkosten bei anderen Großforschungseinrichtungen beenden musste; wir hörten es bereits.

Deutschlands Ressourcen sind leider auch bei wissenschaftlich sehr sinnvollen Projekten endlich. Acht Jahre nach dem Austritt wird Deutschland jetzt wieder Vollmitglied, während die Finanzierung für andere Großforschungseinrichtungen ungeklärt ist und Deutschland gewaltig in Vorleistung gehen muss, während der Haushalt des BMBF ohne erkennbare Gegenwehr der Hausherrin zusammengestrichen wird und während Staatssekretär Dr. Jens Brandenburg noch gestern im Forschungsausschuss in seiner besonnenen Art Folgendes zur Antwort gab – ich zitiere –: „Bei den Großforschungseinrichtungen … ist mein Eindruck jetzt nicht, dass Deutschland insgesamt zu wenig aktiv ist“; Zitat Ende.

Was also tun, sollte es auch beim Observatorium zu höheren Kosten kommen? Immerhin soll der milliardenteure Bau erst 2029 fertiggestellt sein, von den jährlich entstehenden Betriebskosten ganz zu schweigen. Kann Deutschland dann einfach sagen: „Wir sind jetzt Vollmitglied, aber mit den Mehrkosten haben wir nichts zu tun“?

(Zuruf des Abg. Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

Und wie geht es nach 2030 weiter? Tritt unsere stolze Wissenschaftsnation dann zum zweiten Mal aus dem Projekt aus und zerstört ihren Ruf als verlässlicher Partner bei internationalen Forschungskooperationen?

Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, Leonardo DiCaprio wurde für seine Rolle in „Catch Me If You Can“ für den Golden Globe nominiert. Sollte die Ampelregierung nicht erklären können, wie Deutschlands Beitrag am Observatorium langfristig und seriös abgesichert ist, wäre die Goldene Himbeere für Sie die einzig passende Auszeichnung.

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Volker Ullrich [CDU/CSU]: Nicht nur wäre, sondern ist!)

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Electoral Period 20
Session 160
Agenda Item Gründung des Square Kilometre Array-Observatoriums
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