11.04.2024 | Deutscher Bundestag / 20. WP / Sitzung 163 / Zusatzpunkt 20

Nadine SchönCDU/CSU - Bildungsgerechtigkeit

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Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Kollegen der Ampel, herzlichen Glückwunsch! Zweieinhalb Jahre nach der Bundestagswahl legen Sie heute Ihren ersten bildungspolitischen Antrag vor.

(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Stimmt doch gar nicht! Erster Satz schon falsch!)

Ich finde, damit haben Sie sich ganz schön viel Zeit gelassen.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Nicole Höchst [AfD] – Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Den Antrag für Geflüchtete aus der Ukraine habe ich geschrieben! Mein Gott! – Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie könnten doch einmal sagen, wir haben das gut gemacht – zusammen mit der Ministerin!)

Dabei drängt es. Unser Bildungssystem ist in keiner guten Verfassung. Die Ergebnisse der PISA-Studien in den vergangenen Jahren waren alarmierend: 30 Prozent der Grundschülerinnen und Grundschüler verlassen die Schule, ohne dass sie ausreichend lesen, rechnen und schreiben können.

(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Herr Wüst findet das Programm auch toll!)

Der Anteil der jungen Menschen ohne einen Schul- und Berufsabschluss steigt. Jeder Sechste ist im Grunde kaum noch für den Arbeitsmarkt vermittelbar. Das ist dramatisch; denn in einer Zeit, in der wir eine schrumpfende Wirtschaft haben

(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und eine schimpfende Union!)

aufgrund der desolaten Wirtschaftspolitik dieser Bundesregierung, brauchen wir ganz dringend auch gute Fachkräfte.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Die Integration der vielen Kinder, der Erzieher- und der Lehrermangel, die vielen Probleme der Elternhäuser, die zusätzlich noch Druck auf das Bildungssystem ausüben: Die Herausforderungen sind mannigfaltig, die Probleme steigen massiv. Deshalb ist es angebracht, dass Bund, Länder und Kommunen ihre Anstrengungen in der Bildung intensivieren.

Was macht diese Bundesregierung? Was haben Sie in den letzten zweieinhalb Jahren gemacht? Um die Rede von Kollegin Schröder ein bisschen einordnen zu können, muss man auch mal das große ganze Bild zeichnen.

(Saskia Esken [SPD]: Sie waren 16 Jahre lang verantwortlich! – Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Gerne zum Antrag sprechen!)

Ich habe mir, liebe Frau Ministerin, Ihre allererste Rede im Deutschen Bundestag als Ministerin noch mal angeschaut. Da haben Sie in gewohnt blumigen und schönen Worten beschrieben, wie wichtig das Thema Bildung ist, und vier konkrete Maßnahmen angekündigt.

Ihr erster konkreter Punkt war der Digitalpakt 2.0. Zitat:

„Mit dem Digitalpakt 2.0 wollen wir die nächste Stufe der Digitalisierung schaffen. Die digitale Revolution passiert. Geben wir unseren Kindern und Jugendlichen den Pass in die Zukunft, den sie brauchen!“

Das war die allererste Maßnahme, die Sie angekündigt haben.

Wo stehen wir nach zweieinhalb Jahren? Der Digitalpakt 2.0 ist weit und breit nicht in Sicht.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Es gibt keine Einigung mit den Ländern, es gibt keine Konzeption, es gibt keine Finanzierung, stattdessen eine Riesenverunsicherung bei Ländern und Kommunen. Die ersten sprechen schon von Investitionsruinen, und ich kann Ihnen sagen: Unsere Kommunen im Saarland können dieses Thema nicht alleine stemmen. Da ist eine große Verunsicherung, und der Pass in die Zukunft lässt auf sich warten.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Der zweite Punkt, den Sie damals angekündigt haben, war dieses Startchancen-Programm, über das wir heute intensiv sprechen. Dieses Startchancen-Programm haben Sie angekündigt mit dem Satz:

„Die Nachwehen von Corona ... zeigen doch, dass Schüler/-innen gezielt Unterstützung brauchen; deswegen unser Programm ‚Startchancenʼ.“

Liebe Frau Ministerin, das ist jetzt über zwei Jahre her. Nach dieser Ankündigung haben Sie erst mal unser Programm „Aufholen nach Corona“ ersatzlos gestrichen.

(Ria Schröder [FDP]: Das hat ja nichts gebracht!)

Dann haben Sie jetzt zwei Jahre mit den Ländern irgendwie verhandelt, und heute, mehr als zwei Jahre nach dieser Ankündigung, ist nicht ein Cent geflossen. Es ist noch nicht einmal klar, welche Schulen genau in den Ländern ab Sommer davon profitieren werden.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Und das soll jetzt eine Antwort auf Corona sein? Ich würde sagen: zwei verlorene Jahre für die Schülerinnen und Schüler.

(Beifall bei der CDU/CSU – Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer hat die Schulen so ewig geschlossen? Wer hat denn die längsten Schulschließungen zu verantworten, Frau Schön?)

Der dritte Punkt – das will ich noch kurz erwähnen – war das BAföG. Da haben Sie auch eine große Reform angekündigt und gesagt, dass es elternunabhängiger werden soll. Wenn man heute nach der Elternunabhängigkeit fragt, kriegt man gesagt: Na ja, es kommt ja die Kindergrundsicherung. – Ich sage dazu jetzt nicht so viel, außer, dass das ja auch höchst fraglich ist und dass gerade die FDP mehrere Fragezeichen dahinter macht.

(Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Können Sie vielleicht auch noch zwei Sätze zu diesem guten Programm sagen?)

Sie haben viertens angekündigt, die Herausforderungen des Bildungssystems mit Bund, Ländern und Kommunen künftig gemeinsam zu lösen,

(Dr. Irene Mihalic [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt sagen Sie doch mal, wie Sie das Startchancen-Programm finden!)

Zitat: gemeinsam „vor die Welle kommen“. Zwei Jahre später ist das Verhältnis zwischen Bund und Ländern so schlecht wie noch nie in der Geschichte dieser Republik.

(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Carolin Wagner [SPD]: Was ist denn Ihr Konzept?)

Das ist Ihre Bilanz nach zweieinhalb Jahren Bildungspolitik der Ampelkoalition: viele Ankündigungen, blumige Worte, aber wenige Ergebnisse.

(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir haben doch lauter neue Bund-Länder-Vereinbarungen: Dynamisierung Hochschulpakt, Startchancen! – Dr. Irene Mihalic [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Frau Schön, Ihre Redezeit ist fast um, und ich habe noch nicht gehört, wie Sie das Programm finden!)

Jetzt stellen Sie sich heute hierhin und sagen: Jetzt kommt aber das große Startchancen-Programm, das größte Bildungsprojekt in der Geschichte unseres Landes. – Ich kann Ihnen nur sagen: Da gibt es mehrere Pferdefüße.

Erstens. Es werden nur wenige in den Genuss kommen. Die Zahlen sind einfach Fakt. Von elf Schülern wird einer in den Genuss kommen und zehn nicht.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Wir haben aber diese Probleme bei PISA an allen Schulen in unserem Land, und deshalb können Sie das nicht als größtes Bildungsprojekt der Geschichte und als Problemlöser für alles hier hinstellen.

(Widerspruch bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Irene Mihalic [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir haben das aus Ihrer Zeit übernommen!)

Es ist zum Zweiten ein Flickenteppich. Sie haben Lernorte, Chancenbudget, Baumaßnahmen vorgesehen. Allein 40 Prozent fließen in Baumaßnahmen. Wenn jetzt einer meint, Schultoiletten werden saniert: Nein, das ist nicht der Fall. – Klar ist, es wird sehr lange dauern, bis da irgendwelche Ergebnisse zu sehen sind, und ich teile die Angst, dass es auch sehr bürokratisch sein wird.

Und dann ist eben auch ein Thema, dass immer noch nicht klar ist, wie es mit dem Digitalpakt 2.0 weitergeht.

(Dr. Carolin Wagner [SPD]: Wir reden über das Startchancen-Programm!)

Deshalb kann es sein, dass dieses Startchancen-Programm „rechte Tasche – linke Tasche“ ist.

(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Falsch!)

Sie laufen zwar übers Land, hämmern Schilder an die Türen der Schulen und sagen: „Wir haben jetzt ein Startchancen-Programm; wir geben ganz viel Geld“, aber wenn Sie gleichzeitig den Digitalpakt 2.0 nicht weiterführen, dann können die Länder und Kommunen das Geld, was sie an der einen Stelle von Ihnen bekommen, gleich dafür ausgeben, irgendwie die Digitalisierung weiterzuführen. Damit ist nichts gewonnen.

(Ria Schröder [FDP]: Das stimmt nicht!)

Deshalb: Sorgen Sie für Verlässlichkeit! Sorgen Sie dafür, dass Sie endlich eine konsistente Bildungspolitik machen, und rüsten Sie ein bisschen ab bei der Sprache! Sonst wecken Sie nur Erwartungen, die Sie nicht erfüllen können, und das wird dieser Situation nicht gerecht.

(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Anja Reinalter [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: „Rüsten Sie ein bisschen ab bei der Sprache“: Das würde ich Ihnen empfehlen! – Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wenn die Rede Herr Wüst hört! Auweia!)

Als Nächste hat das Wort für die SPD-Fraktion Saskia Esken.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7609546
Wahlperiode 20
Sitzung 163
Tagesordnungspunkt Bildungsgerechtigkeit
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