11.04.2024 | Deutscher Bundestag / 20. WP / Sitzung 163 / Tagesordnungspunkt 19

Nadine HeselhausSPD - Ernährungsstrategie der Bundesregierung

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Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Meine Damen und Herren! Ernährung geht uns alle an. Sie betrifft uns schlicht alle; denn wir können uns ihr ja auch überhaupt nicht entziehen. Sie ist für uns lebensnotwendig. Ernährung hat entscheidenden Einfluss auf unsere Gesundheit, die Umwelt und das Klima. Ich habe Herrn Bilger, der jetzt leider nicht mehr da ist, eben so verstanden, dass er das auch so sieht. Ich finde die Schlussfolgerung dann aber interessant. Wenn dem so ist, kann man doch nicht sagen – und das ist Ihre Schlussfolgerung –: Das ist völlig egal, wir brauchen nichts zu unternehmen. – Das kann ich überhaupt nicht nachvollziehen; denn aus meiner Sicht ist es einfach die Pflicht der Bundesregierung, sich über die Art und Weise, wie wir uns ernähren, Gedanken zu machen.

(Albert Stegemann [CDU/CSU]: Nein, ist es nicht!)

Deshalb bin ich froh, dass die Ampelkoalition die erste Ernährungsstrategie in Deutschland erarbeitet hat.

Nun zu dem, was hier schon aufgeworfen wurde; denn es werden immer wieder die alten Märchen verbreitet und die Angst geschürt, man wollte jetzt Unglaubliches verbieten. In dem ganzen Dokument taucht nicht ein Verbot auf. Im Gegenteil: Es geht um bessere Qualität. Es geht um Transparenz.

(Alexander Hoffmann [CDU/CSU]: Ja, Sie machen es halt wie Erich Honecker!)

Es geht um die Bildung. Es geht um Kommunikation, um Prävention und jede Menge Förderungen, auch um unsere Ernährungssicherheit. Ich denke, Sie stimmen mir alle zu, dass das alles unglaublich wichtig ist.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Diese Märchenerzählungen bleiben einfach Märchen. Da ist nämlich nichts dran.

Sie haben hier die Lebensmittelindustrie angesprochen, die über 1 Milliarde Euro in die Werbung von Süßwaren steckt. Das macht sie doch nicht einfach so, sondern das macht sie, weil sie weiß, dass das einen Effekt hat. Also müssen wir uns Gedanken darüber machen. Die Lebensmittelindustrie kann ihre verarbeiteten Gerichte auch selbstverständlich weiter produzieren, aber mit einer etwas anderen Rezeptur. Das wird ja wohl möglich sein.

Meine Damen und Herren, Ernährung ist ein Spiegelbild der Gesellschaft, und dort herrscht ein hohes Maß an Ungleichheit. Wir sehen das in vielen Bereichen: beim Vermögen, bei Bildungschancen und auch beim Essen. Wer genug Geld hat, der kann sich gutes und hochwertiges Essen leisten. Die anderen landen dann bei besonders zucker-, fett- und salzhaltigen Lebensmitteln, da sie oft günstiger sind. Wir haben doch gerade das Problem, dass es hier nicht mehr um eine freiwillige Entscheidung geht, sondern einfach eine logische Konsequenz ist. Deswegen müssen wir das angehen.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Als Verbraucherpolitikerin finde ich es richtig, dass gerade diese Menschen und auch Ältere und Kinder im Fokus stehen; denn genau bei ihnen treten Mangelernährung und ernährungsbedingte Krankheiten häufiger auf. Sie müssen deshalb besonders geschützt werden und Ziel unserer Bemühungen sein. Kinder müssen es auch deshalb sein, weil unser Ernährungsverhalten bereits in der Kindheit geprägt wird und damit Auswirkung auf unser gesamtes Leben hat. Deshalb finde ich, dass in jeder Kita und in jeder Schule Wissen über Ernährung vermittelt werden sollte. Das Thema muss sich damit auch in der Lehrer- und Erzieherausbildung wiederfinden. Beides ist aktuell nicht überall der Fall. Das alles ausschließlich den Eltern zu überlassen, klingt schön, dann haben wir aber keine Chancengleichheit. Und darum geht es doch an dieser Stelle.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Wichtig finde ich, dass Ernährungsarmut endlich als gesellschaftliches Problem anerkannt wird. Ausreichend und gesund essen zu können, ist ein Menschenrecht und darf keine Frage des Geldbeutels sein. Die soziale Schieflage, die wir hier haben, müssen wir deshalb angehen.

Für Kinder aus ärmeren Familien ist das Schul- oder Kitaessen im Übrigen oft die wichtigste Mahlzeit des Tages. Deswegen ist seine Qualität an dieser Stelle ganz entscheidend. Der Bürgerrat hat ein kostenfreies und gutes Essen aller Kinder in den Kitas und Schulen als Priorität formuliert. Deshalb wiederhole ich an dieser Stelle: Lassen Sie uns das Ergebnis dieser Bürgerbeteiligung ernst nehmen und diese Maßnahme umsetzen! Das wäre eine wichtige Entscheidung gegen Ernährungsarmut in Deutschland.

Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Ich grüße Sie recht herzlich, liebe Kolleginnen und Kollegen und liebe Besucherinnen und Besucher auf den Tribünen. Der letzte Redner in dieser Debatte ist für die Unionsfraktion der Kollege Artur Auernhammer.

(Beifall bei der CDU/CSU)


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7609604
Wahlperiode 20
Sitzung 163
Tagesordnungspunkt Ernährungsstrategie der Bundesregierung
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