25.04.2024 | Deutscher Bundestag / 20. WP / Sitzung 166 / Tagesordnungspunkt 20

Mathias SteinSPD - Cannabis-Grenzwerte im Straßenverkehr

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Herzlichen Dank, Herr Müller, dass Sie die gemeinsamen Erfolge der Großen Koalition gefeiert haben.

Herr Abgeordneter – –

Aber Vision Zero ist nach wie vor auch in dieser Koalition – –

Herr Abgeordneter, wenn Sie noch kurz das Präsidium grüßen könnten.

(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD, der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! – Jetzt darf ich loslegen. – Also: Sie sprachen über die gemeinsamen Erfolge dieses Hauses, und Sie haben uns vorgeworfen, dass wir aus der Spur gekommen seien.

(Beifall bei der CDU/CSU – Florian Müller [CDU/CSU]: Richtig!)

Ich will jetzt mal ganz rational erklären, um was es hier eigentlich geht. Sie tun so, als seien Cannabiskonsumenten eine kleine Randgruppe. Wir haben ungefähr 4,5 Millionen Deutsche, die Cannabis konsumieren,

(Florian Müller [CDU/CSU]: Es geht aber um die Verkehrssicherheit, nicht um die Cannabiskonsumenten!)

und davon haben vermutlich ungefähr 3,5 Millionen einen Führerschein.

Ich will Ihnen mal erzählen, worum es beim Thema Grenzwerte geht und auch, weil sich Menschen an uns gewendet haben, was im Moment tatsächlich die Praxis ist. Sie wissen genau, dass, wenn Menschen am Freitag oder am Samstag ein, zwei Joints konsumieren und am Sonntag ausschlafen, am Montag viele im Blut noch einen Wert haben, der weit über 1 Nanogramm pro Milliliter liegt, vielleicht 2 Nanogramm, 3 Nanogramm oder Ähnliches.

(Henning Rehbaum [CDU/CSU]: Das kommt davon! – Zuruf des Abg. Michael Donth [CDU/CSU])

Die Mehrheit der Experten hat aber festgestellt, dass es gar keine Einschränkungen mehr gibt. Deshalb hat auch der Verkehrsgerichtstag in Goslar vor zwei Jahren gesagt, dass wir als Gesetzgeber diesen Grenzwert anpassen sollen. Und das werden wir in dieser Koalition in Angriff nehmen.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP – Florian Müller [CDU/CSU]: Haben Sie mir eigentlich zugehört?)

Wir haben auch viele Rückmeldungen von Menschen bekommen, die plötzlich in die sogenannte MPU-Falle geraten sind.

(Florian Müller [CDU/CSU]: MPU-“Falle“? – Lachen des Abg. Florian Müller [CDU/CSU])

Nur weil sie Cannabiskonsumenten sind, war auf einmal die Rede davon, dass ihnen der Führerschein weggenommen wird, und sie sollten versprechen, nie wieder Cannabis zu konsumieren. Das ist eine Ungleichbehandlung mit Blick auf Alkohol.

(Florian Müller [CDU/CSU]: Man kann Cannabis und Alkohol nicht miteinander vergleichen! Das hat auch die Grenzwertkommission gesagt!)

Wir wollen nur die Beeinträchtigung des Verkehrs angehen – dafür sind wir zuständig –, aber wir wollen nicht über die Verkehrspolitik eine Gesellschaftspolitik betreiben, in der gesagt wird: „Konsumenten von bestimmten Drogen dürfen nie wieder Auto fahren“, nur weil sie diese Drogen konsumieren. Es geht um die Gefahr für den Verkehr, und das ist uns an dieser Stelle besonders wichtig.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)

Natürlich wollen wir denjenigen, der am Steuer einen Joint raucht und in seinem Blut einen Wert von weit über 3,5 Nanogramm pro Milliliter aufweist, auch hart sanktionieren, und werden das auch tun.

(Zuruf des Abg. Florian Müller [CDU/CSU])

Teilweise liegen jetzt Gesetzesvorschläge vor, die sogar eine noch härtere Bestrafung vorsehen, als das bisher der Fall gewesen ist.

Dann vielleicht noch ein paar Worte zur Vision Zero und zur CDU/CSU, wo wir uns so ein bisschen abgemüht haben in den letzten Jahren. Da können Sie auch einen Beitrag leisten, indem Sie vielleicht Ihre CDU/CSU-Bundesländer etwas motivieren, einen großen Beitrag zu mehr Prävention im Straßenverkehr zu leisten, indem sie endlich den Weg für die notwendige Reform des Straßenverkehrsgesetzes frei machen,

(Beifall bei Abgeordneten der SPD, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP – Lachen des Abg. Florian Müller [CDU/CSU] – Florian Müller [CDU/CSU]: Arbeiten Sie handwerklich erst mal sauber, bevor Sie so was fordern! Das ist ja unglaublich!)

sodass Kommunen selber entscheiden können, wo Gefahrenlagen sind, und nicht abhängig von irgendwelchen Verwaltungsvorschriften sind.

(Beifall bei der SPD)

Oder wie wäre es denn mit einem Tempolimit auf Landstraßen – Tempo 80 –,

(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Florian Müller [CDU/CSU]: Erklären Sie das doch mal Ihrer Koalition!)

um viele tödliche Unfälle zu vermeiden? Das könnten Sie doch auch mal einführen.

(Swantje Henrike Michaelsen [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und auf Autobahnen! – Matthias Gastel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und Tempo 30!)

Also, ich kann sagen: Die CDU/CSU ist mit diesem Antrag, mit dem Sie Cannabiskonsumenten, die keinerlei Einschränkungen aufweisen, im Straßenverkehr gängeln wollen, aus der Spur gekommen. Kommen Sie wieder in die Spur, und machen Sie mit uns Vision Zero!

Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)

Als Nächster erhält das Wort Dirk Brandes für die AfD-Fraktion.

(Beifall bei der AfD – Dr. Michael Kaufmann [AfD]: Jawoll! Die Stimme der Vernunft!)


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7610724
Wahlperiode 20
Sitzung 166
Tagesordnungspunkt Cannabis-Grenzwerte im Straßenverkehr
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