Alexander FöhrCDU/CSU - Abkommen: Grenzüberschreitende Ausbildung Frankreich
Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Kolleginnen und Kollegen! Blicken wir aus dem Reichstag in Richtung Westen, dann liegt eine weite grüne Rasenfläche vor uns. Bei warmen Temperaturen wie heute Abend kommen Besucher aus aller Welt friedlich bis in die Abendstunden zusammen und sitzen dort. Keine drei Generationen zuvor hatten wir, hatten die Abgeordneten dieses Hauses, eine andere Aussicht. Sie blickten auf die Siegessäule, ein Monument, das an die gewonnenen Kriege gegen Dänemark, Österreich und insbesondere Frankreich erinnern sollte. Am Tag ihrer Enthüllung auf dem sogenannten Königsplatz jährte sich die französische Kapitulation 1870, der Sedantag, zum dritten Mal. Der Königsplatz ist heute der Platz der Republik, und wir beraten im Herzen eines geeinten Europas über den Gesetzentwurf zur grenzüberschreitenden Berufsausbildung zwischen Frankreich und Deutschland. Gut so, meine Damen und Herren.
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Junge Franzosen, junge Deutsche sollen im anderen Land ihre Berufsausbildung einfacher absolvieren können. Das macht Sinn. In meiner badischen Heimat sind elsässische Städte wie Straßburg, Colmar oder Mulhouse räumlich und oft auch emotional näher als viele andere deutsche Städte. Es ist für beide Seiten ein vielfacher Gewinn, die Ausbildung grenzüberschreitend absolvieren zu können.
In Frankreich kommen dafür berufliche Zertifizierungen infrage, die mit einem Diplom oder einem berufsqualifizierenden Titel abgeschlossen werden, in Deutschland die Berufsabschlüsse der dualen Ausbildung. Grundlage bildet in Frankreich das Verzeichnis der beruflichen Zertifizierung, in Deutschland das Verzeichnis des Bundesinstituts für Berufsbildung. Das Abkommen schafft Rechtssicherheit. Und es bringt Entbürokratisierung, da die Nachweispflicht über die Mindestzeit der Berufstätigkeit wegfällt. In Zukunft wird es für unsere europäischen Nachbarn leichter, einen deutschen Berufsabschluss zu erwerben. Das ist ein weiterer Erfolg für den Export unserer bewährten dualen Berufsausbildung und hoffentlich eine Blaupause für viele Länder in Europa.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Bei seiner Rede anlässlich des Trauerstaatsakts für Dr. Wolfgang Schäuble sagte der französische Präsident Emmanuel Macron im Plenum des Bundestages – ich zitiere –: „Er“ – Wolfgang Schäuble – „hatte verstanden, dass von allen Grenzen des Kontinents die sensibelste, die historisch am stärksten verletzte, unsere Grenze, auch die vielversprechendste und fruchtbarste sein konnte.“ Unsere Grenze, die deutsch-französische Grenze.
Vor diesem Hintergrund erscheint das Abkommen wie ein kleiner, aber wichtiger weiterer Baustein für die europäische Integration. Macrons Rede ermahnt uns jedoch auch, mutiger zu sein. Das müssen wir uns im Bereich Berufsausbildung zu Herzen nehmen; denn die Vereinfachungen kommen spät und sind regional begrenzt. Kein Vergleich zur Zusammenarbeit, die wir im Hochschulbereich bereits erreicht haben.
Bildungs- und Wirtschaftsministerium, die Kammern und die EU-Kommission müssen Initiative zeigen, Hürden abbauen und den gemeinsamen europäischen Bildungsraum auch für Auszubildende Realität werden lassen.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Erst wenn die grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Bildungsbereich in Europa auf allen Ebenen zur Normalität, zur Selbstverständlichkeit wird, ist dieses Ziel erreicht.
Vielen Dank.
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Das Wort hat Friedhelm Boginski für die FDP-Fraktion.
(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7611055 |
Wahlperiode | 20 |
Sitzung | 168 |
Tagesordnungspunkt | Abkommen: Grenzüberschreitende Ausbildung Frankreich |