17.05.2024 | Deutscher Bundestag / 20. WP / Sitzung 170 / Tagesordnungspunkt 25

Bettina Stark-Watzinger - Berufsbildungsbericht 2024

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Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Deutschland ist Vizeeuropameister – noch nicht im Fußball, da kennen wir zwar den Kader, aber wir wissen natürlich noch nicht, wie es ausgeht, und müssen noch die Daumen drücken –, aber bei der Berufe-EM, den EuroSkills. Da hat die deutsche Berufe-Nationalmannschaft ordentlich abgeräumt: 23 Auszeichnungen, davon 5 Goldmedaillen. Vom Mechatroniker über die Malerin bis hin zum Bäcker – da haben wir echte Champions. Das sind die Leistungsträger unserer Gesellschaft.

(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und des Abg. Stephan Albani [CDU/CSU])

Da zeigt sich: Deutschland ist ein Ausbildungsland, und wir können Ausbildung.

Wir alle wissen um die Stärken der beruflichen Bildung: das duale System, die einzigartige Kombination zwischen Theorie und Praxis, anerkannt und gefragt und international beneidet, auch in Zukunft. Die Elektronikerin, die unsere Häuser mit Smarthome-Systemen ausstattet, der Gärtner, der dafür sorgt, dass unsere Dächer und Fassaden begrünt sind, und die medizinische Fachangestellte, die eine Arztpraxis so koordiniert, dass genug Zeit für jeden Patienten ist – all diese Fachkräfte gibt es nur mit einer starken beruflichen Bildung.

Wie steht es um sie? Das sagt uns dieser Berufsbildungsbericht. Ich möchte zu Beginn drei positive Entwicklungen nennen:

Erstens. Mehr neue Ausbildungsverträge, ein Plus von 3 Prozent. Es entscheiden sich wieder mehr junge Menschen, diesen Weg zu gehen.

Zweitens. Auch bei der Übernahmequote stimmt der Trend. 77 Prozent der Auszubildenden werden übernommen. Wir liegen hier wieder auf dem Vorpandemieniveau.

(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Drittens. Gesundheit, Soziales, Bildung – eine Ausbildung in diesen Bereichen ist 2023 wieder gefragt. Mit Blick auf den hohen Fachkräftebedarf, den wir in diesen wichtigen Bereichen unserer Gesellschaft und Wirtschaft haben, ist das ein gutes Zeichen.

Insgesamt gilt also: 2023 war ein gutes Jahr des Fortschritts für den Ausbildungsmarkt.

(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Doch es gibt natürlich auch Schatten. Ein besorgniserregender Befund ist: Einen Teil der jungen Menschen erreichen wir im Berufsbildungssystem nicht; das ist seit vielen Jahren schon so. Sie bleiben ohne formalen Berufsabschluss, und das ist inakzeptabel.

Jetzt liegt es in der Natur des Berichts, dass er bilanziert und Zahlen zusammenstellt; aber wichtig und entscheidend ist, dass wir die Ursachen angehen. Denn jeder fehlende Abschluss ist auch eine verpasste Chance. Deswegen, meine Damen und Herren, setzen wir weit vor der Ausbildung an: am Fundament des Bildungswegs, des Lebenswegs. Wir wollen Talent und Leistung von Anfang an stärken mit dem Startchancen-Programm.

(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Ab dem kommenden Schuljahr investieren wir 20 Milliarden Euro über die nächsten zehn Jahre für rund 1 Million Schülerinnen und Schüler. Denn wir wollen von Anfang an zeigen: Du kannst es schaffen. Du kannst vorankommen und etwas aus deinem Leben machen. Mehr Chancen für junge Menschen bedeuten dann auch für uns mehr Fachkräfte für unsere Betriebe.

(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Wir wollen die Attraktivität der dualen Ausbildung weiter steigern. Dazu soll die Exzellenzinitiative Berufliche Bildung beitragen. Es geht um Aufstieg. Es geht um Weiterkommen, Karriere mit und durch eine Ausbildung. Aber es geht vor allen Dingen auch um eins: Es geht um den Respekt für die berufliche Bildung, die wir in unserem Land haben. Die berufliche Bildung steht gleichwertig neben dem Studium. Mit ihr lässt sich genauso viel aus dem eigenen Leben machen.

(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Einen Punkt möchte ich noch erwähnen. Viele treibt die Sorge um, wie sie selbst beruflich weiterkommen, weil sie bisher keine abgeschlossene Berufsausbildung haben. Sie zeigen aber Tag für Tag, dass sie etwas gelernt haben. Sie sollen eine zweite Chance bekommen. Sie können in Zukunft berufliche Kompetenzen feststellen lassen, damit ihr Können schwarz auf weiß dokumentiert ist; wir werden später ja noch dazu beraten. Denn auch hier muss der Grundsatz gelten: Wenn ich mich anstrenge, dann lohnt sich das auch.

(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Aber eines ist auch klar: Besser geht es natürlich mit einer Ausbildung.

Ich möchte noch auf einen Befund eingehen: Auf der einen Seite sind viel zu viele junge Menschen ohne Ausbildungsplatz, auf der anderen Seite sind aber noch mehr offene Stellen gemeldet. Es geht um die Berufsorientierung. Initiativen wie der Sommer der Berufsausbildung sind wichtig. Wir haben ihn gerade wieder mit deutschlandweiten Veranstaltungen gestartet, und wir arbeiten alle darauf hin, dass eine Berufsorientierung in alle Schulformen gehört – in jede Schulform, auch ans Gymnasium.

(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Der Bedarf ist da, das Potenzial ist riesig, und das Ziel von uns allen ist klar: mehr junge Menschen in die berufliche Ausbildung. Das ist eine Chance für jeden Einzelnen und für uns als Land.

Ganz herzlichen Dank.

(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Nächster Redner ist Stephan Albani für die CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7611406
Wahlperiode 20
Sitzung 170
Tagesordnungspunkt Berufsbildungsbericht 2024
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