Gitta ConnemannCDU/CSU - Berufsorientierung, Berufliche Bildung
Frau Präsidentin! Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, auch auf der Tribüne! „ Was willst du werden, wenn du groß bist?“ Als Kind ist die Antwort leicht gegeben: Polizist, Bäcker, Prinzessin, Baggerfahrerin. Später ist das durchaus schwieriger, übrigens auch, weil wir immerhin 324 anerkannte Ausbildungsberufe haben. Wer soll da den Überblick behalten, insbesondere da die wichtigsten Berufsberater in Deutschland nach wie vor die Eltern sind?
Viele kennen nur einen Bruchteil der Berufe, und Gymnasiasten werden zudem auch aufs Studium vorprogrammiert. Dabei wächst übrigens die Anzahl an Abiturienten, die eine Ausbildung machen wollen; dagegen sinkt leider der Anteil der Hauptschulabsolventen in Ausbildung. So werden Chancen verpasst.
Deswegen hätte ich mir etwas mehr Ernsthaftigkeit auch seitens der Ampel gewünscht, die unseren Antrag ablehnt, aber keine Alternative vorlegt;
(Beifall bei der CDU/CSU)
denn am Ende geht es hier um 630 000 Jugendliche in Deutschland, die nicht zur Schule gehen, nicht zur Arbeit gehen, keine Ausbildung machen. Wo ist Ihr Angebot an diese Jugendlichen und damit für unsere Zukunft?
(Beifall bei der CDU/CSU)
Das ist eine Katastrophe: persönlich, aber auch volkswirtschaftlich. Unsere Betriebe suchen händeringend nach Auszubildenden. Sie sprechen von einem Recht auf Ausbildung. Das könnte jederzeit umgesetzt werden, wenn Sie Auszubildende und Betriebe matchen würden und nicht Fehlanreize schafften, wie zum Beispiel auch das Bürgergeld.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Damit wird der Arbeits- und Fachkräftemangel zum Bremsklotz für unseren Mittelstand.
Die duale Ausbildung ist die Visitenkarte Deutschlands, ein Sprungbrett. Sie öffnet die Türen auch wegen bewährter Strukturen unter anderem in den Betrieben, Innungen, Kammern, Berufsschulen, auch bei der Bundesregierung. Wir haben mit dem Bundesinstitut für Berufsbildung eine starke Einrichtung für die Aus- und Weiterbildung, auch dank eines Präsidenten, der weiß, wovon er spricht; denn Friedrich Esser ist ein Praktiker. Auch zukünftig muss wieder jemand aus der Praxis an der Spitze des BIBB stehen – das ist unsere Forderung –,
(Beifall bei der CDU/CSU)
der auch weiter für die Berufsorientierung kämpft. Das ist das A und O einer guten Berufswahl.
Dass es dringenden Handlungsbedarf gibt, zeigt die Antwort der Bundesregierung auf unsere Anfrage. Es gibt einen Dschungel unterschiedlicher Programme von Land zu Land, von Schule zu Schule – etliche ohne Reichweite. Etliche Ihrer Programme erreichen 0,8 Prozent der Schüler. Schauen Sie sich Ihre eigenen Zahlen an. Erfolgsprojekte wie Jobstarter lassen Sie auslaufen. Sie haben kaum digitale Angebote. Es gibt zu wenig Berufsorientierung an Gymnasien, auch veraltete Ausbildungsanforderungen, zu hohe Hürden.
Deswegen brauchen wir dem Grunde nach neben der Gleichwertigkeit einer beruflichen und akademischen Ausbildung einen Befreiungsschlag.
Sie kommen zum Ende, bitte.
Diesen bieten wir Ihnen an.
Frau Kollegin!
Gerade die Jugendlichen hätten mehr verdient als Ihr schnödes Ja-Nein. Machen Sie doch einfach mal!
Herzlichen Dank.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Martin Rabanus ist der nächste Redner für die SPD-Fraktion.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP und des Abg. Markus Kurth [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7611993 |
Wahlperiode | 20 |
Sitzung | 172 |
Tagesordnungspunkt | Berufsorientierung, Berufliche Bildung |