Jessica RosenthalSPD - Berufsbildungsvalidierungs- und Digitalisierungsgesetz
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Heute – das hat mein Kollege Friedhelm Boginski gerade auch schon unterstrichen – feiern wir aus meiner Perspektive einen bedeutenden Erfolg für die berufliche Bildung in unserem Land. Mit diesem Gesetz, dem Berufsvalidierungs- und -digitalisierungsgesetz – kleiner Zungenbrecher –, setzen wir heute ein starkes Zeichen für die Zukunftsfähigkeit auf unserem Arbeitsmarkt.
Mir ist wichtig, zu betonen, dass es dabei in allererster Linie um Respekt geht. Es geht um Respekt für diejenigen, die über viele Jahre gearbeitet haben und damit ihren Lebensunterhalt bestreiten, diejenigen, die über diese Zeit in ihrer Arbeit reichlich Expertise gesammelt haben, obwohl sie keinen Berufsabschluss haben. Ohne sie würde unsere Wirtschaft erst gar nicht funktionieren, und genau diesen Menschen möchten wir heute mit diesem Gesetz Respekt erweisen.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Friedhelm Boginski [FDP])
Es geht nämlich darum, ihre langjährige Berufserfahrung wertzuschätzen und die Anerkennung eben nicht nur mit einem Dankesbrief zu versehen, sondern ihnen ganz klar zu bescheinigen, dass sie diese Expertise über all die Jahre aufgebaut haben. Sie haben wertvolle praktische Kenntnisse und Fähigkeiten erworben. Mit diesem Gesetz können sie sich genau das bescheinigen lassen, und der Weg in die Qualifizierung steht ihnen offen, also auch davon ausgehend weiterzumachen, in Fortbildung zu gehen. Das ist, glaube ich, ein ganz wichtiger Schritt, gerade weil wir Weiterbildungsrepublik sein wollen und werden müssen.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)
Wir öffnen Türen, die bislang verschlossen waren, und stärken die berufliche Perspektive vieler Menschen in unserem Land. Was uns hier – da möchte ich ganz deutlich unterstreichen, was Friedhelm schon gesagt hat – als selbstbewussten Parlamentariern sehr wichtig war, ist, dass wir dabei nicht stehen bleiben dürfen, sondern wir müssen gucken: Nutzen Menschen überhaupt diesen Weg in die Validierung? Erreichen wir mit diesem Instrument die Menschen, die diese Wertschätzung und diesen Respekt verdient haben?
Deshalb haben wir noch mal ganz klar gesagt, dass es perspektivisch auch verlässliche Beratungsangebote und finanzielle Unterstützung für Menschen mit geringem Einkommen braucht; denn wir sprechen da vor allem über Menschen, die oft geringqualifiziert sind und wahrscheinlich nicht das große Einkommen haben. Deshalb ist uns wichtig gewesen, noch mal zu betonen, dass wir genau das weiter begleiten und auch in diese Instrumente einsteigen wollen. Für uns als SPD bleibt es extrem wichtig; denn wir wollen wirklich, dass die Menschen dieses Instrument auch wahrnehmen können.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)
Ein Punkt, den ich auch noch betonen möchte: Es geht hier mitnichten – ich weiß, dass es gerade auch bei den Sozialpartnern Ängste gab – darum, dass man sagt: „Ich lasse das mit der Ausbildung einfach“, sondern es muss darum gehen, dass gerade junge Menschen sich dafür entscheiden, eine Berufsausbildung zu wählen.
Herr Albani, Sie haben die 2,9 Millionen junge Menschen ohne Berufsabschluss ja auch angesprochen; über das Problem sind wir uns, glaube ich, einig. Trotzdem muss man sagen: Nur ein Bruchteil dieser 2,9 Millionen soll von diesem Validierungsinstrument profitieren. Die meisten davon sollen eine Ausbildung machen. Das ist unser Wunsch, und ich hoffe, es ist auch der Wunsch der Menschen in diesem Land. Denn am Ende wird jemand mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung viel weniger – wirklich exorbitant weniger – von Arbeitslosigkeit betroffen sein.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der Abg. Gyde Jensen [FDP])
Deshalb haben wir nicht nur diese Validierungssysteme für Menschen eingeführt, die schon so lange Berufserfahrung gesammelt haben, sondern wir haben zum Beispiel auch die Ausbildungsgarantie auf den Weg gebracht und ein Recht auf eine Ausbildung verankert, damit junge Menschen sagen: Wir machen eine Ausbildung. – Deshalb war es hier auch wichtig, die Altersgrenze bei 25 Jahre einzuziehen. Dafür brauchten wir ehrlicherweise nicht die Anregungen der CDU, sondern darauf sind wir selbst gekommen. Surprise!
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)
Aber ich glaube, in der Sache sind wir uns einig.
Ein weiterer Meilenstein – den möchte ich hier betonen, auch weil er bisher noch nicht zur Sprache gekommen ist – ist, dass wir in diesem Gesetz – es hat auch einen Digitalisierungsteil – die digitale Lehrmittelfreiheit verankern.
Ein Blick auf den Ausbildungsreport der DGB-Jugend von 2023 zeigt: Weniger als die Hälfte der befragten Auszubildenden sehen sich durch ihre Ausbildung im Betrieb gut auf die Anforderungen der Digitalisierung vorbereitet. Noch alarmierender ist, dass vier von zehn Befragten angeben, dass sie im Ausbildungsbetrieb selten oder nie die benötigten Geräte für eine digitale Ausbildung zur Verfügung gestellt bekommen.
Liebe Azubis, wir sorgen jetzt endlich dafür, dass die digitalen Lernmittel, zum Beispiel Laptops oder Tablets, die ihr zum mobilen Arbeiten im Ausbildungsbetrieb braucht, auch kostenlos für euch zur Verfügung gestellt werden. Das ist ein großer Erfolg für die Chancengerechtigkeit, für die Chancengleichheit in unserem Land.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)
Die Erfahrungen aus der Pandemie – das will ich auch sagen –, als man diese Unterstützung gerade als junger Mensch nicht hatte, zeigen: Deshalb ist es wahnsinnig gut, dass hiermit auch die digitale Lernmittelfreiheit kommt. Ich freue mich, dass wir dieses Gesetz heute beschließen werden.
Danke schön.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)
Als Nächste hat das Wort für die AfD-Fraktion Nicole Höchst.
(Beifall bei der AfD)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7612905 |
Wahlperiode | 20 |
Sitzung | 176 |
Tagesordnungspunkt | Berufsbildungsvalidierungs- und Digitalisierungsgesetz |