12.09.2024 | Deutscher Bundestag / 20. WP / Sitzung 185 / Einzelplan 17

Erik von MalottkiSPD - Familie, Senioren, Frauen und Jugend

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Sehr geehrte Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Bürgerinnen und Bürger! Auch in den nächsten beiden Jahren unterstützen wir als Bund die frühkindliche Bildung im Land. So wie um den Haushalt in den letzten Wochen gerungen worden ist, sind die jetzt gesicherten 2 Milliarden Euro bereits ein Erfolg. Jetzt müssen diese Mittel effektiv eingesetzt werden, um spürbare Verbesserungen für Kinder, Familien und Beschäftigte zu erreichen. Das ist unser Anspruch an das dritte KiTa-Qualitätsgesetz, das eng mit diesem Haushalt verbunden ist. Wenn wir es richtig angehen, kann uns sogar ein eigenes Startchancen-Programm für Kitas gelingen, und das ist dringend notwendig, wenn wir uns die aktuelle Lage ansehen.

Wir wissen durch die IGLU-Studien und den IQB-Bildungstrend, dass die Sprachkompetenzen von Grundschülern immer schlechter werden. Wir wissen: 30 Prozent aller Eltern in Ostdeutschland waren im letzten Jahr von kurzfristigen Kitaschließungen betroffen. In Westdeutschland war es sogar die Hälfte aller Eltern mit Kitakindern. Das bedeutet Stress, aufgebrauchte Urlaubstage und für die Kinder keine festen Bezugspersonen.

(Dorothee Bär [CDU/CSU]: Wer ist denn Ministerpräsidentin in Mecklenburg-Vorpommern? – Stephan Brandner [AfD]: Dann ändern Sie was daran!)

Auch für Kitateams sind kurzfristige Schließungen mit sehr viel Druck verbunden, und die Belastung für die verbliebenen Fachkräfte wird immer größer. Das hat Konsequenzen: Erzieherinnen sind im Durchschnitt viel häufiger krank als Angehörige anderer Berufsgruppen. Diese Abwärtsspirale aus Personalmangel, steigender Belastung und mehr Krankheitstagen hat ihren Ursprung im System; denn in vielen Bundesländern werden die tatsächlichen Ausfallzeiten durch Krankheit, Urlaub und Weiterbildung nicht anerkannt und ausreichend finanziert. Deshalb fehlt das Geld für Entlastungspersonal. Wir haben ein System, in dem Ausfälle und damit größere Gruppen, kurzfristige Schließungen und weniger gezielte Förderung von vornherein eingepreist sind.

Mit einem bundesweiten Standard für die Regelung von Ausfallzeiten können wir die Personaldecke in den Kitateams stärken, sodass auf kurzfristige Ausfälle reagiert werden kann.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Der Bund kann hier gezielt seine Mittel zur Lösung eines entscheidenden Problems einsetzen. Das Ergebnis: weniger Kitaschließungen und mehr Stabilität und Verlässlichkeit für Kinder, Eltern und Beschäftigte.

Wir müssen mit dem KiTa-Qualitätsgesetz auch die so wichtige Sprachbildung der Kinder stärken.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Das gesamte Feld von Gewerkschaften über Kitaträger bis zur Bundesvereinigung der Arbeitgeber fordert uns auf: Wir brauchen mehr Sprachbildung! Dafür haben wir mit den Sprach-Kitas und dem Startchancen-Programm eine Blaupause.

(Dorothee Bär [CDU/CSU]: Sie haben sie abgeschafft! Sie waren die Speerspitze der Abschaffung!)

Wir benötigen eine gesetzliche Vorgabe für Sprachbildung, mit der Kitas durch zusätzliche Sprachfachkräfte gezielt gestärkt werden. So schaffen wir dringend benötigte Zeit für die Sprachbildung der Kleinsten, zusätzliche Karriereoptionen für Fachkräfte und sorgen für einen besseren Start in die Schule.

(Beifall bei der SPD)

Das umzusetzen, erfordert Mut. Und diesen Mut haben in der letzten Woche über 300 Wissenschaftlerinnen von uns eingefordert; Frau Jensen ist darauf eingegangen. Ihr Plädoyer: Jetzt mit Qualitätsstandards die frühkindliche Bildung voranbringen. – Ebenso haben über 200 000 Erzieherinnen, Eltern und Großeltern von uns Mut verlangt und im Rahmen der Kampagne „Jedes Kind zählt“ die Einführung von bundesweiten Standards gefordert. Und für Entlastung durch bessere Rahmenbedingungen mithilfe von Qualitätsstandards streiken jetzt gerade Erzieherinnen in Berlin.

Lassen Sie uns auf die vielen Stimmen aus Praxis und Wissenschaft hören. Lassen Sie uns jetzt mutig sein für die 3,5 Millionen Kinder in der Kindertagesbetreuung; denn jedes Kind hat es verdient, durch Förderung, Aufmerksamkeit und Geborgenheit einen guten Start ins Leben zu bekommen.

Danke schön.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Für die Gruppe Die Linke hat das Wort Gökay Akbulut.

(Beifall bei der Linken)


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7615019
Wahlperiode 20
Sitzung 185
Tagesordnungspunkt Familie, Senioren, Frauen und Jugend
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