Linda HeitmannDIE GRÜNEN - Gesundheit
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen der verschiedenen Fraktionen! Heute ist der 12. September, und heute in neun Tagen beginnt eines der größten deutschen Volksfeste: das Oktoberfest.
(Beifall des Abg. Muhanad Al-Halak [FDP])
Dieses Fest, auf das viele von Ihnen sich vermutlich sehr freuen, geht jedes Jahr gleichzeitig einher mit massivem Alkoholkonsum, aber auch mit Gewaltbereitschaft, Vandalismus, Belästigung und Straftaten.
(Zuruf des Abg. Erich Irlstorfer [CDU/CSU])
Nicht zuletzt deshalb macht es mir große Sorgen, dass dieser Haushalt wieder einmal eine Absenkung der Mittel für Aufklärung über Alkoholmissbrauch und andere Suchtmittel vorsieht.
(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Sucht geht uns alle an. Wenn Sie beim Thema Suchtprävention, Herr Müller, immer als Erstes an Cannabis oder an Heroin als große Gefahr denken, dann ist das falsch. Alkohol ist die Volksdroge Nummer eins. Ich habe in der Suchtkrankenhilfe gearbeitet und kann Ihnen sagen, dass der allergrößte Teil der Menschen, die sich in der Suchtkrankenhilfe in Behandlung begeben, alkoholkrank ist, und zwar 48 Prozent ambulant und 64 Prozent stationär.
(Sepp Müller [CDU/CSU]: Und Sie kürzen die Gelder!)
Das sind die Zahlen zu alkoholkranken Menschen in Deutschland in der Suchtkrankenhilfe im Jahr 2023.
(Sepp Müller [CDU/CSU]: Und die Ampel mit den Grünen kürzt die Gelder! – Patrick Schnieder [CDU/CSU]: Warum kürzen Sie dann?)
Circa 3 Millionen Kinder in Deutschland wachsen mit mindestens einem suchtkranken Elternteil auf.
(Sepp Müller [CDU/CSU]: Sie kürzen die Gelder!)
Auch da ist das Hauptproblem Alkohol. Deshalb, liebe Kolleginnen und Kollegen, lassen Sie uns bitte endlich darüber reden, wie wir in diesem Land Prävention und Hilfen auf den Weg bringen können, um die Konsumrisiken von Alkohol wirksam zu bekämpfen.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)
Ich kann Ihnen nur sagen: Es gibt Maßnahmen gerade im Bereich der Verhältnisprävention, die man sofort angehen könnte, und die kosten nicht mal Geld, beispielsweise die Werberegulierung bei Alkohol.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)
Dafür gibt es auch eine große Zustimmung in der Bevölkerung. Es wäre eine einfache, für uns kostenlose Maßnahme: kein begleitetes Trinken mehr ab 14 Jahre,
(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
keine Fläschchen „Kleiner Feigling“ mehr an jeder Supermarktkasse, bei der Quengelware.
(Alexander Föhr [CDU/CSU]: Sie sind nicht Opposition! Das ist wirklich unfassbar! – Martin Sichert [AfD]: Verbotspartei! Furchtbar!)
All das sind Maßnahmen der Verhältnisprävention, die es für null gibt. Wir wollen sie endlich angehen.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Patrick Schnieder [CDU/CSU]: Begleitetes Regieren! – Jörn König [AfD]: Ha! Verbote gibt es für null!)
Wir wollen darüber hinaus eine Onlineplattform stärken, mit der Menschen bundesweit die Suchthilfeeinrichtungen vor Ort besser finden und kontaktieren können. Dafür muss das Angebot im ganzen Land aber verlässlich da sein; da ist die Situation innerhalb Deutschlands momentan sehr unterschiedlich. In einigen Ländern kommt eine Stelle in der Suchtkrankenhilfe auf 8 000 Einwohner, in anderen auf bis zu 25 000 Einwohner. Das haben wir in meinem Büro berechnet. Ich möchte, dass wir, Bund und Länder, hier endlich investieren und konsequent die Verhältnisprävention und die Suchtkrankenhilfe vor Ort stärken.
(Erich Irlstorfer [CDU/CSU]: Ja, macht es doch! Ihr seid doch in der Regierung!)
Dafür werde ich mich in den Beratungen über diesen Haushalt und kommende Gesetzentwürfe –
Frau Kollegin, kommen Sie zum Schluss, bitte.
– gemeinsam mit meiner Fraktion starkmachen.
Vielen Dank.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)
Vielen Dank. – Vorletzter Redner in dieser Debatte ist der Kollege Dr. Helge Braun, CDU/CSU-Fraktion.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7615048 |
Wahlperiode | 20 |
Sitzung | 185 |
Tagesordnungspunkt | Gesundheit |