Julia VerlindenDIE GRÜNEN - Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Während unsere parlamentarische Arbeit wieder beginnt, endet ein Sommer der neuen schlimmen Hitzerekorde.
(Zurufe der Abg. Jörn König [AfD] und Dr. Rainer Kraft [AfD]: Oh!)
– Das ist interessant, wie Sie darauf reagieren.
(Jörn König [AfD]: 125 000 Jahre!)
Wenn Sie die Wetterprognose für die kommenden Tage verfolgt haben: Da ist von besonders extremen Wassermassen die Rede, Wassermassen, die in den Grenzgebieten zu Polen, Tschechien und Österreich vom Himmel fallen werden. Selbst erfahrene Meteorologinnen und Meteorologen sind vom Ausmaß der erwarteten Regenmengen überrascht.
(Jörn König [AfD]: Angst! Angst! Angst!)
Was das bedeuten könnte, das sind Überschwemmungen in Europa und Teilen Deutschlands mit dreimal so viel Regen wie bei den Überschwemmungen, die wir im Juni in Süddeutschland erleben mussten. Dort ist der Wiederaufbau noch lange nicht abgeschlossen. Weggeschwemmte Straßen und Häuser sind noch nicht wieder aufgebaut. Fast 400 000 Menschen in Deutschland leben mit einem hohen Risiko für Hochwasser und Überflutungen in den kommenden Jahren. Das sind alarmierende Zahlen. Und nun drohen erneut Flut und Überschwemmung. Vom heißesten Sommer in die extremsten Niederschläge – das ist die Klimakrise. Deswegen kümmern wir von Bündnis 90/Die Grünen uns darum, jeden Tag.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Dank grüner Ministerien haben wir in dieser Wahlperiode Fortschritte gemacht, den Klimaschutz voranzubringen. Deutschlands CO2-Emissionen sinken, Herr Schäffler. Wir haben den Kohleausstieg vorgezogen.
(Dr. Rainer Kraft [AfD]: Sie haben gar nichts vorgezogen!)
Die Kohlestromproduktion ist so niedrig wie seit Jahrzehnten nicht. Bereits über 60 Prozent unseres Stroms kommen aus erneuerbaren Energien, und der Strom aus Wind und Sonne lässt die Atmosphäre sprichwörtlich kalt.
(Thomas Ehrhorn [AfD]: Die Sonne schickt auch keine Rechnungen!)
Eine weitere gute Nachricht ist, dass unter der Führung von Ministerin Steffi Lemke auch die leider unvermeidliche Anpassung an die Klimakrise vorangeht. Denn uns bleibt nichts anderes übrig, als uns klug vorzubereiten sowohl auf Zeiten ohne Regen als auch auf Zeiten mit viel zu viel Regen.
Ich freue mich sehr, dass das Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz so gut angenommen wird. Die Gelder sind gefragt, und mit diesem Programm wird die Natur wieder unser Verbündeter,
(Dr. Rainer Kraft [AfD]: O mein Gott! – Jörn König [AfD]: Gelder sind immer gefragt!)
zum Beispiel mit dem Programm „Klimaangepasstes Waldmanagement“. Wenn Sie bei Ihrem nächsten Waldspaziergang einmal darauf achten, dann merken Sie unter Ihren Füßen dieses leichte Federn. Das ist der Waldboden, der wie ein Schwamm funktioniert. Im Gegensatz zu verdichteten und betonierten Rutschbahnen für Flutwasser fängt der Waldboden Regen auf,
(Dr. Rainer Kraft [AfD]: Nicht wenn da ein Windrad steht! Dann ist es ganz vorbei! – Jörn König [AfD]: Das ist ja ganz was Neues!)
verlangsamt und verhindert, dass sich Fluten überhaupt bilden können.
(Jörn König [AfD]: Das ist Bio 8. Klasse, was Sie hier erzählen!)
Langfristig ist der natürliche Klimaschutz die Stärkung der Ökosysteme und der Biodiversität. Das ist übrigens nicht nur deshalb ein wirtschaftliches Plus, weil sie uns Aufräumarbeiten und Wiederaufbau nach Extremwetter und Naturkatastrophen ersparen; auch vermeintlich selbstverständliche Dinge wie das Bestäuben von Nutzpflanzen in der Landwirtschaft durch Insekten werden so gesichert. Allein für Deutschland sind die Schätzungen für den wirtschaftlichen Wert dieser Dienstleistungen von Insekten mit 4 Milliarden Euro pro Jahr wohl eher am unteren Ende geschätzt. Weniger biologische Vielfalt würde weniger Insekten bedeuten. Und weniger Insekten bedeutet weniger wirtschaftliche Leistung. Umso wichtiger, dass wir uns kümmern.
(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Zusätzlich zum natürlichen Klimaschutz sichern wir die Bürgerinnen und Bürger mit einem verbesserten Hochwasserschutzgesetz. Damit wollen wir noch in dieser Legislaturperiode den Schutz vor Überflutungen rechtlich stärken und die Vorsorge besser verankern. Wir brauchen stabile Deiche, die uns schützen, und große unverbaute Überschwemmungsflächen, die überflutet werden können und bei Überflutung große Mengen Wasser aufnehmen können. Deshalb müssen wir für intakte unversiegelte Böden sorgen, in denen das Wasser versickern kann. Gesunde Auenlandschaften können Wasser speichern, entlang von Rhein, Elbe, Donau, Weser, Oder und ihren Nebenflüssen. Das packen wir nun an.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)
Zum Schluss möchte ich noch auf ein Thema eingehen, das mich als Abgeordnete aus Niedersachsen und dem Wendland besonders beschäftigt. Wenn Sie in den Haushaltsplan schauen, dann werden Sie die vielen erfreulichen Punkte finden, die ich angesprochen habe. Aber Sie werden auch feststellen, dass wirklich substanzielle Summen und vor allem steigende Summen für die Nachsorge der Atomenergie nötig werden. Natürlich müssen wir diese Aufwendungen tätigen; denn strahlender Müll muss möglichst sicher gelagert werden. Aber ich finde, das macht noch mal sehr klar, –
Kollegin Verlinden, Sie müssen den Punkt setzen.
– dass die Atomenergie auf den Müllhaufen der Geschichte gehört.
Herzlichen Dank.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)
Das Wort hat die Kollegin Susanne Hennig-Wellsow für die Gruppe Die Linke.
(Beifall bei der Linken)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7615123 |
Wahlperiode | 20 |
Sitzung | 185 |
Tagesordnungspunkt | Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz |