Dunja KreiserSPD - Zukunft der deutschen Automobilindustrie
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren! Da schaudert es einen! Der hier vorliegende Antrag, auch er zeigt es: Hier geht es nicht um eine gute Zukunft für unser Land, gute Arbeit, eine starke Wirtschaft. Es geht nicht darum, den Wohlstand zu sichern. Worum es Ihnen geht, das sind Verunsicherung und Angst. Fakten, die Naturgesetze der Physik und – nicht zuletzt – die Forderung der Beschäftigten in unserer Automobilindustrie, um die es Ihnen angeblich geht, ignorieren Sie.
(Alexander Ulrich [BSW]: Völliger Quatsch!)
Die Physik zu ignorieren, das ist schon eine Leistung, eine besonders schlechte. Aber dass Ihnen die Menschen egal sind, die in unserer Automobilbranche arbeiten, dass Ihnen die Menschen egal sind, die von diesen Beschäftigungen, von der Wertschöpfung abhängig sind, das zeigt Ihre absolute Destruktivität.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD)
Ihnen geht es um Selbstdarstellung und um nichts anderes, Herr Ernst. Denn was sagt uns die Physik? Ein E-Auto ist in der Lage, über 75 Prozent der elektrischen Energie, die in einer Windkraft- oder Photovoltaikanlage erzeugt worden ist, in den Vortrieb umzusetzen. Bei der Kette des Stroms über die Wasserstofferzeugung bleibt nur gut 25 bis 30 Prozent der Energie übrig. Das bedeutet, dass für Wasserstoffmobilität pro Kilometer mehr als die dreifache Strommenge notwendig ist.
Kommen wir zur Weiterverarbeitung von Wasserstoff zu E-Fuels. Das Nutzen von E-Fuels in klassischen Verbrennermotoren zeigt den gleichen schlechten Wirkungsgrad wie mit Benzin oder Diesel: zwischen 25 und 30 Prozent. Und am Ende kommen 13 Prozent der aufgewendeten elektrischen Energie als Antriebsenergie auf die Straße – 13 Prozent!
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Gleichzeitig schreitet die Entwicklung der Akkutechnik rasant voran. In den letzten Jahren hat sich die Akkukapazität locker verdoppelt. Eine geänderte Akkuchemie kann heute Kobalt ersetzen und die Lebensdauer in den Bereichen von 1 Million Kilometer erhöht werden.
Aber, meine Damen und Herren, selbstverständlich gibt es großartige Einsatzmöglichkeiten von Wasserstoff. In meinem Wahlkreis steht ein großes Unternehmen mitten in der Transformation: die Salzgitter AG. Die Firma Alstom stellt Wasserstoffzüge her. Seit etwa zwei Jahren fahren in Niedersachsen Brennstoffzellenzüge des Unternehmens regelmäßig im regionalen Passagierverkehr; das finde ich großartig. Dafür brauchen wir Wasserstoff.
(Beifall des Abg. Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])
Für einen starken Industriestandort sind Innovation und Planungssicherheit entscheidend – Planungssicherheit! Die Zukunft der Pkw-Mobilität wird elektrisch sein, und das müssen wir ganz klar nach vorne bringen. Wir müssen Verlässlichkeit herstellen.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Wenn Sie mir das nicht glauben, dann sprechen Sie doch bitte mit den Beschäftigten und nicht über sie. Bei Ihnen finden hier Vereinnahmungen statt. Das ist fürchterlich! Ich war in den letzten zwei Wochen bei den Betriebsversammlungen bei VW in Salzgitter und Wolfsburg. Gesehen haben wir Sie dort leider nicht. Wo waren Sie? Wahrscheinlich beim Videodreh: Wie kriege ich in zehn Minuten meine Haare perfekt hin?
Vielen Dank.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Für die CDU/CSU hat Christian Hirte jetzt das Wort.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7615764 |
Wahlperiode | 20 |
Sitzung | 188 |
Tagesordnungspunkt | Zukunft der deutschen Automobilindustrie |