09.10.2024 | Deutscher Bundestag / 20. WP / Sitzung 190 / Tagesordnungspunkt 6

Jürgen KretzDIE GRÜNEN - Abschaffung - Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz

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Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Wir haben eine Verantwortung für Menschenrechte und Umwelt in globalen Lieferketten, und wir haben mit dem Lieferkettengesetz den richtigen Hebel, um dieser Verantwortung gerecht zu werden.

(Beifall des Abg. Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

Der vorliegende AfD-Antrag verdreht aber mal wieder völlig die Tatsachen.

(Maik Außendorf [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So ist es! – Dr. Malte Kaufmann [AfD]: Nee, macht er eigentlich gar nicht!)

Natürlich muss man zwischen Meinungen und Tatsachen unterscheiden. Und wenn Sie von der AfD der Meinung sind, dass es uns egal sein sollte, ob wir für Menschenrechtsverletzungen mitverantwortlich werden könnten, dann ist das so. Aber damit entlarven Sie vor allem sich selbst!

(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)

Die Mehrheit der Menschen in diesem Land und in diesem Haus ist aber anderer Meinung. Wir Grünen sind dezidiert anderer Meinung.

(Enrico Komning [AfD]: Wer hätte das gedacht! – Zuruf des Abg. Leif-Erik Holm [AfD])

Und auch ich persönlich bin völlig anderer Meinung.

Ich habe beruflich viele Textilfabriken in Bangladesch, Indien und Pakistan und einige Minen im Kongo besucht. Wenn Textilarbeiterinnen dort nicht von ihrem Lohn leben können, wenn Fabrikunglücke aufgrund mangelnder Sicherheit vermeidbare Opfer fordern oder wenn Rohstoffförderung Konflikte anheizt, dann müssen wir ganz klar sagen: Soweit es in unserer Macht steht, müssen wir das verhindern.

(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Enrico Komning [AfD]: Das ist aber nicht Aufgabe der Unternehmen!)

So weit zu den Meinungen. In Ihrem Antrag stellen Sie aber nun als Tatsache hin, dass das deutsche Lieferkettengesetz und die europäische Richtlinie praktisch gar nicht umsetzbar seien und dass sie dem Standort Deutschland schaden würden. Das Gegenteil ist der Fall!

(Enrico Komning [AfD]: Beides ist richtig!)

Viele Unternehmen haben sich schon längst auf den Weg gemacht

(Zurufe von der AfD: Ja, ins Ausland!)

und etablieren bereits jetzt entsprechende Risikomanagementsysteme. Und sie wollen nicht auf halbem Weg wieder umkehren.

(Enrico Komning [AfD]: Nee, die sind bald alle weg!)

Wenn dieselben Regeln wie in Deutschland nun auch in ganz Europa gelten, dann stärkt das unseren Standort sogar, weil es für ein Level Playing Field sorgt.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)

Die größte Gefährdung für den Wirtschaftsstandort Deutschland

(Uwe Schulz [AfD]: … sind die Grünen!)

sind immer noch Sie selbst, die AfD.

(Lachen des Abg. Dr. Malte Kaufmann [AfD] – Dr. Malte Kaufmann [AfD]: Das ist doch lächerlich! – Enrico Komning [AfD]: So ein Blödsinn!)

Denn die menschenverachtende Politik, die Sie fordern, sorgt schon jetzt dafür, dass notwendige Fachkräfte nicht mehr hierherkommen wollen.

(Enrico Komning [AfD]: Die brauchen wir bald nicht mehr, wenn alle Unternehmen weg sind!)

Und das schadet dem Standort Deutschland wirklich.

(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und des Abg. Alexander Bartz [SPD] – Zuruf von der AfD: So ein Schwachsinn!)

Zurück zum Lieferkettengesetz. Viele kleine Unternehmen kritisieren zu Recht, dass sie zu viele unterschiedliche Dinge immer wieder aufs Neue berichten müssen. Aber das steht überhaupt nicht im Gesetz,

(Enrico Komning [AfD]: Das machen die völlig von sich aus! Genau! Völlig freiwillig!)

und trotzdem nehmen wir das ernst. Das liegt daran, dass die größeren Unternehmen die Berichtspflichten an kleinere weiterreichen. Das steht aber so nicht im Gesetz; wir nehmen das dennoch ernst.

Wir Grünen setzen uns erstens dafür ein, dass die bürokratischen Belastungen für kleine Unternehmen so gering wie möglich sein müssen und dass es eine Vereinheitlichung und Standardisierung geben muss.

Und wir wollen zweitens, dass die europäische Richtlinie so schnell wie möglich in deutsches Recht umgesetzt wird, um den Übergang so reibungslos wie möglich zu gestalten.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Das Wort erhält Stefan Rouenhoff für die CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7616308
Wahlperiode 20
Sitzung 190
Tagesordnungspunkt Abschaffung - Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz
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